Amtsdeutsch als Barriere
Die deutsche Sprache ist schön und ausdrucksstark, aber nicht immer leicht zu verstehen. Diese Erfahrung machen vor allem Migranten. Die größte Barriere ist dabei die Behördensprache, das sogenannte "Amtsdeutsch". Es stellt viele Menschen, die bei uns ankommen wollen, immer wieder vor besondere Schwierigkeiten. Umfragen belegen seit Jahren, dass die Amtssprache nicht verständlicher geworden ist. Deshalb haben selbst deutsche Bürger:innen Verständnisprobleme. Für Migrant:innen stellt dies teilweise eine unüberbrückbare Hürde dar. Ohne sprach- und sachkundige Begleitung, wie sie zum Beispiel die Migrationsberatungsstellen der Caritas anbieten, sind die meisten Migrant:innen im Umgang mit behördlichen Anträgen, Anforderungen und Auskünften häufig überfordert.
Die Behördensprache muss endlich einfacher und verständlicher werden. Gelegentlich finden sich in den Ämtern zwar Erklärungen in einfacher Sprache oder auch fremdsprachige Erläuterungen. Aber das kann nur ein Anfang sein. Wenn Deutschland - gerade für die dringend benötigten Fachkräfte aus dem Ausland - tatsächlich ein empfangsbereites Einwanderungsland sein will, dann muss auch auf Ebene der öffentlichen Verwaltung ein verständliches Deutsch gesprochen und geschrieben werden. Deshalb sollte in der öffentlichen Verwaltung die Verwendung von leichter Sprache zum durchgängigen Standard werden.
Damit Migrant:innen ihre Angelegenheiten selbstständig bewältigen können, braucht es darüber hinaus den niederschwelligen Zugang zur Verwaltung und deren Dienste. Dies betrifft auch immer mehr die elektronische Antragstellung und wird durch das Onlinezugangsgesetz noch eine größere Rolle einnehmen. Gleichzeitig ist eine verlässliche staatliche Förderung der Jugendmigrationsdienste und der Migrationsberatungsstellen für Erwachsene notwendig, die Zukunftsperspektiven mit Migrant:innen ganzheitlich erarbeiten und nebenher "Übersetzerdienste" zwischen ihnen und den Ämtern leisten können.
Darüber hinaus muss es mehr bezahlbare Sprachkurse geben, die auf die Bedarfe für legal wie geflüchtet eingereiste Menschen ausgerichtet sind, wie zum Beispiel ausbildungsbegleitende Formate an Berufsschulen. Denn ohne ausreichende Sprachkenntnisse sind und bleiben viele Türen der Teilhabe und Integration versperrt. Das Ziel von Integration ist es, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in unserem Land leben, in die Gesellschaft einzubeziehen. Dabei betrifft Integration uns alle. Eine verständliche Behördensprache kann hierzu ein wichtiger Schritt sein.