Nur zehn von 250 Kindern gehen in die Schule
Große Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es in der Behindertenhilfe in Bolivien. Das zeigte sich auf der von Caritas international und Caritas Bolivien organisierten Reise für 13 Caritasmitarbeitende aus ganz Deutschland im Juni 2015. Sie führte etwa ins ländliche, zersiedelte Coroico. Dort leben 250 Kinder mit Behinderung. Rund zehn von ihnen schaffen den Weg in die Schule. 240 Kinder bleiben zu Hause - allein. Doch auch für die Jungen und Mädchen, die in die Schule kommen, ist es nicht leicht, zu lernen, erklärt Lidia von Caritas Coroico: "Den Lehrern fehlt eine entsprechende Ausbildung, und ein Gesetz regelt, dass Kinder mit Behinderung zu 20 Prozent Rechnen, Schreiben und Lesen lernen. 80 Prozent der Zeit wird gebastelt und gemalt."
Die Bedingungen im ländlichen Raum sind schlecht. Eine Förderung findet nicht statt, zumal das örtliche Krankenhaus keine Ausstattung besitzt, um Menschen mit Behinderung zu unterstützen oder zu behandeln. Das einzige Treffen im Ort ist samstags, eine Stunde lang. Hier können sich Eltern austauschen, die Kinder erhalten ein Minimum an Unterstützung. "Es kommen aber nur wenige Mütter", erzählt Nafid, die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ort macht. Viele hätten nicht den Mut, ihre Kinder anzunehmen, Behinderung sei für sie immer noch eine Schande.
Ronaldo und Christine, zwei Kinder mit Handicap, kommen jeden Tag in die kleine Schule. Sie freuen sich auf den Unterricht, die anderen Kinder und die Lehrer. Der Umgang ist herzlich und liebevoll. Ronaldo läuft jeden Morgen eine Stunde zur Schule, ganz allein, ohne Gehhilfe, obwohl er kaum laufen kann - so wichtig ist ihm der Unterricht. "Die Schule macht mich glücklich", sagt der 18-Jährige. Er hat ein gewinnendes Lächeln und das Herz wird schwer bei dem Gedanken, dass der junge Mann mit Förderung viel erreichen, vielleicht sogar einer Arbeit nachgehen könnte. Nur ein Prozent der Menschen mit Behinderung in Bolivien hat überhaupt Arbeit. Werkstätten gibt es kaum, Wohneinrichtungen sind unbekannt.
In der Millionenstadt La Paz geht man offener mit Menschen mit Behinderung um. Kinder werden selten aus Scham zu Hause versteckt. Seit rund zehn Jahren gibt es die Elterninitiative Jach’a Uru, was in der Sprache der Aymara "der große Tag" heißt. Hier werden die Eltern von drei hauptamtlichen Kräften ausgebildet, um Kinder mit Behinderung in den Familien zu fördern. 430 Kinder erreicht die Initiative auf der Hochebene rund um La Paz. "Die Eltern fühlen sich bei Jach’a Uru wie in einer zweiten Familie", erzählt General-Koordinatorin Ofelia Bustillos, selbst Mutter eines Kindes mit Behinderung.
Jach’a Uru arbeitet mit dem, was der Verein hat, in erster Linie ehrenamtlich arbeitende Mütter. Caritas international bezahlt drei Hauptamtliche, die dafür sorgen, dass die Ehrenamtlichen gut arbeiten können. Der Verein kann kostenlos kirchliche Gemeinderäume in verschiedenen Stadtbezirken nutzen. Auf politischer Ebene ist es als Verein leichter, Eingaben bei den Behörden zu machen und Rechte einzufordern. Die General-Koordinatorin sagt: "Wir wollen der Gesellschaft klarmachen, dass jeder das Recht hat, sein Geld selbst zu verdienen, und möchten als Menschen wahrgenommen werden."
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