Der Beratungsbedarf nimmt zu
In die katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen in Trägerschaft von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) kamen im Jahr 2014 etwa 109.000 Ratsuchende. Damit ist das Beratungsaufkommen im Vergleich zu 2013 um fünf Prozent gestiegen.
Der Grund: Die Zahl der Frauen, die durch Flucht und Vertreibung ihr Heimatland verlassen müssen, nimmt zu. Sie sind eine besonders schutzbedürftige Gruppe, denn sie suchen Schutz in einem fremden Land und bereiten sich gleichzeitig auf das Leben mit einem (weiteren) Kind vor. Es kann sich bei diesen Frauen um Asylsuchende, anerkannte Flüchtlinge, um Asylberechtigte, um Frauen mit einem subsidiären oder einem sonstigen humanitären Schutz handeln. Die Situation im Herkunftsland und die allgemeinen Umstände der Flucht führen häufig dazu, dass die betroffenen Frauen in schlechter gesundheitlicher und psychischer Verfassung nach Deutschland kommen. Sie suchen die Beratungsstellen oft mit der Bitte um finanzielle Hilfen oder Sachleistungen für Babyausstattung, Hilfe bei der Wohnungssuche, Übernahme von Kautionskosten oder Hausratsergänzung und Arbeitsplatzsuche auf.
Die soziale Arbeit mit schutzsuchenden Ausländerinnen stellt die Berater(innen) vor besondere Herausforderungen. Dies liegt an der fachlichen Komplexität des Migrationsthemas, Sprachbarrieren sowie an den auch für Berater(innen) oftmals emotional sehr belastenden Schicksalen. Die Kooperation mit ehrenamtlichen Mitarbeiter(inne)n ist wichtiger denn je, um die Frauen beispielsweise mit einer Babyausstattung zu versorgen und Begleitung anzubieten. Englischsprachige Gruppenangebote wurden in manchen Beratungsstellen installiert, Sprechstunden in Asylbewerberunterkünften angeboten. Die Praxis zeigt, dass die Verständigung gerade mit Arabisch sprechenden Frauen schwierig sein kann. Den Beratungsstellen fehlt ein ausreichend großer Pool von Dolmetscher(inne)n sowie geeignetes, auf die Schwangerschaftsberatung zugeschnittenes Material zum Beispiel in leichter Sprache, um mit den Sprachbarrieren in der Beratung konstruktiv umzugehen.
Personal wird gebraucht
Geht man davon aus, dass das Beratungsaufkommen von asylsuchenden Frauen steigen wird, werden die Schwangerschaftsberatungsstellen an ihre Belastungsgrenzen kommen. Zusätzliches Personal wird notwendig sein, dessen Finanzierung noch zu klären sein wird. Der Fachdienst ist Anlaufstelle für Schwangere und junge Familien bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Erfahrungsgemäß finden häufig Frauen in multiplen Belastungssituationen den Weg dorthin.
Das in den Jahren 2012 bis 2014 bundesweite Forschungsprojekt "Leben in verschiedenen Welten?!"1 im Auftrag von Deutschem Caritasverband und SkF-Gesamtverein (Sozialdienst katholischer Frauen) hat die Angebotsstruktur der katholischen Schwangerschaftsberatung bestätigt. Der Nutzen der Beratung besteht, so das Ergebnis, aus einem Dreiklang von Information, finanziellen und administrativen Hilfen sowie psychischer Entlastung. Die befragten Frauen sind mit der Beratung sehr zufrieden.
Der Jahresbericht2 der katholischen Schwangerschaftsberatung gibt einen Überblick über die wesentlichen statistischen Zahlen der Einzelfallhilfe im Dreijahresvergleich. Dabei werden soziodemografische Daten der Klientinnen sowie Dienstleistungen beschrieben. Darüber hinaus werden aktuelle Themenfelder vorgestellt wie beispielsweise Auswirkungen familienpolitischer Entscheidungen auf die Klientel der Schwangerschaftsberatung, schwangere Frauen ohne ausreichende Hebammenversorgung, vertrauliche Geburt und Handlungsimplikationen nach Abschluss des Forschungsprojekts "Leben in verschiedenen Welten?!".
Anmerkungen
1. Kleemann, W.; Mitschke, C.; Potz, L. (ISS e.V.): Leben in verschiedenen Welten?! Evaluation der Katholischen Schwangerschaftsberatung im Hinblick auf Zugänge, Kommunikation und Beratungsinstrumente. Frankfurt a.M., 2014.
2. Der komplette Jahresbericht kann unter www.caritas.de/fuerprofis/fachthemen/familie/beratungsbedarf-auch-nach-der-geburt heruntergeladen werden.
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