Katholische Schwangerschaftsberatung leistet gute Arbeit
Aischa, 23 Jahre alt, lebt mit ihrem arbeitslosen Mann von Hartz IV. Sie ist mit dem dritten Kind schwanger und sucht Hilfe bei der Katholischen Schwangerschaftsberatung. Ihre Beraterin arbeitet seit 20 Jahren beim SkF und ist verheiratet mit einem Universitätsdozenten, ihre drei Kinder sind bereits erwachsen. Ein Fallbeispiel, das zeigt, in welch unterschiedlichen Welten Ratsuchende und Beraterinnen meist leben. Daraus ergeben sich aber keine negativen Folgen für die Beratung, wie eine im Auftrag von DCV und SkF erstellte Studie nun bestätigt. Im Gegenteil: Die Ratsuchenden schätzen den persönlichen Nutzen der Beratung als hoch ein.
Die Studie "Leben in verschiedenen Welten?!" stellt Unterschiede hinsichtlich Alter, Bildung, Erwerbstätigkeit sowie hinsichtlich der Werte und Einstellungen zu Familie, Glauben und Kirche fest. Ein hoher Bildungsstand und mehr Lebens- und Berufserfahrung aufseiten der Beraterinnen stehen ein niedriger Bildungsstand und weniger Lebenserfahrung seitens der Ratsuchenden gegenüber. Hier sichere Beschäftigungsverhältnisse, dort meist prekäre Arbeitssituationen.
Unterschiede haben keinen Einfluss auf die Beratung
Des Weiteren offenbart die Studie, dass die Beraterinnen tendenziell mit ihrer Lebenssituation zufriedener als die Ratsuchenden sind. Beraterinnen sind zudem aufgeschlossener hinsichtlich pluralistischer Familienbilder und -rollen. Ratsuchende vertreten meist ein traditionelles Familienbild mit eher konservativen Werten. Den Beraterinnen ist hingegen ihre Religionszugehörigkeit generell wichtiger als den Ratsuchenden. Der individuelle Glaube ist hier zentral, während die Institution Kirche kritischer gesehen wird.
Ratsuchende und Beraterinnen leben zwar in unterschiedlichen Welten. Diese Unterschiede beeinflussen jedoch nicht den Nutzen der Beratung. Die in der Studie befragten schwangeren Frauen und Paare sind vielmehr sehr zufrieden und stellen der Katholischen Schwangerschaftsberatung ein sehr gutes Zeugnis aus. Sie ist damit, so das Ergebnis der Studie des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS), in ihrer Angebotsstruktur gut und zukunftsfähig aufgestellt.
Bekanntheit im sozialen Umfeld
Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass viele Ratsuchende über Empfehlungen aus ihrem sozialen Umfeld von der Schwangerschaftsberatung erfahren. Diese ist gut bekannt und ausgelastet. Dabei erreicht sie vor allem Frauen und Paare in prekären Lebenssituationen und damit "typische Klientel der Caritas". Der niederschwellige Zugang zur Beratungsstelle ist in der Regel weder mit Gefühlen der Ausgrenzung noch der Scham verbunden. Die Ratsuchenden informieren sich durch ihre sozialen Netzwerke über das Angebotsspektrum der Schwangerschaftsberatung und wissen, was sie dort erwarten können.
Ansätze für eine Weiterentwicklung der Katholischen Schwangerschaftsberatung
Die Studie führt neben der Bestätigung auch zu Ergebnissen, die der internen Reflexion dienen und Anregungen zur Weiterentwicklung der Angebote geben. Möchte die Katholische Schwangerschaftsberatung neue Zielgruppen erschließen, so die Studie, sollten Ideen entwickelt werden, wie sie auch die sozialen Netzwerke (Web 2.0) nutzen kann.
Unzufrieden zeigen sich die Beraterinnen unter anderem mit ihrem Arbeitsumfang. In den letzten Jahren wurden durch eine Erweiterung des gesetzlichen Auftrags die Aufgabengebiete ausgeweitet, nicht aber die personelle und finanzielle Ausstattung der Beratungsstellen.
Im Spannungsfeld zwischen Katholischer Schwangerenberatung und kirchlichen Normen könnte die Sichtweise der Ratsuchenden den Diskurs bereichern. Diese erfahren Kirche im Rahmen der Beratung als Schutz und fürsorgliche, freundliche Zuwendung. Sie schätzen auch die Niedrigschwelligkeit und entlastende finanzielle und administrative Hilfe.
Die Beratungspraxis im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit – die Studie hat dafür den Horizont erweitert und wichtige Impulse gegeben.