Gut beraten trotz verschiedener Lebenswelten
Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) bescheinigt der Katholischen Schwangerschaftsberatung im Abschlussbericht, dass sie in ihrer Angebotsstruktur gut aufgestellt und zukunftsfähig ist. Dennoch ergeben sich aus dem auf zweieinhalb Jahre angelegten Forschungsprojekt und der quantitativen und qualitativen Befragung von Ratsuchenden und Berater(innen) einige Punkte für die Weiterentwicklung des Angebotes des Deutschen Caritasverbandes und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF).
Grundannahmen der Studie
Jedes Jahr kommen mehr als 100.000 Ratsuchende in die Katholische Schwangerschaftsberatung. Diese befinden sich häufig in multiplen Belastungssituationen, oft in prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen, die durch eine (weitere) Schwangerschaft verschärft werden können. Das Forschungsprojekt sollte unter anderem die Frage klären, ob die vermuteten unterschiedlichen Lebenssituationen und Lebenslagen von Ratsuchenden und Berater(innen) Einfluss auf das Beratungsgeschehen, die Zufriedenheit und den Erfolg haben. Dies floss auch in den Titel des Projektes ein: "Leben in verschiedenen Welten?! Evaluation der Katholischen Schwangerschaftsberatung im Hinblick auf Zugänge, Kommunikation und Beratungsinstrumente"
Unterschiedliche Lebenswelten begegnen sich
Die Forschungsergebnisse bestätigen die Annahme: Ratsuchende und Berater(innen) leben tatsächlich in unterschiedlichen Welten. Dies belegt die Studie durch die Unterschiede hinsichtlich Alter, Bildung, Erwerbstätigkeit sowie den Werten und Einstellungen zu Familie, Glaube und Kirche. Ein hoher Bildungsstand, mehr Lebens- und Berufserfahrung auf Seiten der Berater(innen) stehen niedrigem Bildungsstand und weniger Lebenserfahrung seitens der Ratsuchenden gegenüber. Hier sichere Beschäftigungsverhältnisse, dort meist prekäre Arbeitssituationen.
Die Berater(innen) sind insgesamt mit ihrer Lebenssituation zufriedener als die Ratsuchenden. Allerdings gibt es beiden Gruppen eine erstaunliche Nähe in der Zufriedenheit mit der allgemeinen Lebenssituation, mit Familie und den eigenen Kindern. Berater(innen) stehen weniger traditionellen Familienbildern und -rollen aufgeschlossener gegenüber als Ratsuchende, die eher das Normalfamilienbild mit überwiegend konservativen Werten vertreten. Den Berater(innen) ist die eigene Religionszugehörigkeit generell wichtiger als den Ratsuchenden.
Hohe Zufriedenheit mit der Schwangerenberatung
Diese Unterschiede haben allerdings keinen Einfluss auf das Beratungsgeschehen, auf die Zufriedenheit der Ratsuchenden mit und den Nutzen von Beratung. Die Berater(innen) erfüllen ihre professionelle Rolle.
Die in der Studie befragten Ratsuchenden stellen dem Fachdienst Katholische Schwangerschaftsberatung ein sehr gutes Zeugnis aus. Die Zufriedenheit der Ratsuchenden mit der Beratung und den Berater(innen) und der von ihnen wahrgenommene Nutzen sind hoch. Somit kommt die Studie zum Ergebnis, dass der Fachbereich Katholische Schwangerschaftsberatung in seiner Angebotsstruktur gut aufgestellt und zukunftsfähig ist.
Ansätze für die Weiterentwicklung der Katholischen Schwangerschaftsberatung
Die Studie "Leben in verschiedenen Welten?!" generiert neben all dem positiv Bestätigendem auch Ergebnisse, die der fachdienstinternen Reflexion dienen und Impulse zur fachlichen Weiterentwicklung der Katholischen Schwangerschaftsberatung geben. Die Impulse beziehen sich unter anderem auf
- einen vorzubereitenden Generationenwechsel bei den Berater(innen),
- strukturelle Rahmenbedingungen der Beratungsstellen,
- das spezifische katholische Profil mit Fragen zum Lebensschutzkonzept und Selbstverständnis der Schwangerschaftsberatung,
- die Erschließung neuer Zielgruppen über Öffentlichkeitsarbeit und die Nutzung des Social Web,
- die Beratungspraxis im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit,
- das Nutzen der Ergebnisse zur Perspektiverweiterung auf die Sichtweisen der Ratsuchenden.
Die Lang- und Kurzfassung des Abschlussberichts der Studie "Leben in verschiedenen Welten?!" können Sie unten als PDF herunterladen.