Sozial- und Pflegeberufe rücken ins Rampenlicht
Um auch zukünftig geeignetes (Nachwuchs-)Personal zu gewinnen, gehen der örtliche Caritasverband und die Agentur für Arbeit in Mannheim seit 2011 neue Wege. Sie veranstalten in Zusammenarbeit mit dem Theresienkrankenhaus Mannheim einmal jährlich die „GoSocial“, eine eintägige Messe für Sozial- und Pflegeberufe. Besucher(innen) bekommen Einblicke in Pflege- und Kindertageseinrichtungen und können sich in Gesprächen mit geschultem Fachpersonal und Auszubildenden über vielfältige Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten informieren. Mit Shuttle-Bussen gelangen sie vom Theresienkrankenhaus zu den Praxisorten. Die „GoSocial“ richtet sich primär an Jugendliche, ist jedoch auch offen für erwachsene Interessierte, die einen Berufswechsel erwägen.
In einem Kooperationsprojekt mit der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) in Mannheim konnte die Tagesveranstaltung mit Blick auf ihre Besucher(innen) entlang bestimmter Bewertungskriterien genauer betrachtet werden. Die Hochschule entwickelte standardisierte Fragebögen für jugendliche und erwachsene Besucher(innen) sowie für Messeaussteller.2
Das allgemeine Erkenntnisinteresse galt den Chancen, die eine solche Messeveranstaltung bietet, um Nachwuchskräfte und Quereinsteiger(innen) für Sozial- und Pflegeberufe zu gewinnen. Die Ergebnisse sollten den Veranstaltern Anhaltspunkte zur Akzeptanz der „GoSocial“ sowie Anregungen für eine noch stärker zielgruppenorientierte Konzeption und Umsetzung der Messe liefern.
Bei der zweiten Auflage von „GoSocial“3 am 11. Oktober 2012 im Theresienkrankenhaus Mannheim beteiligten sich alle 17 Aussteller an der Befragung. Die rund 300 Besucher(innen) konnten sich bei acht Unternehmen4, drei Fachschulen, einer Hochschule und der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Mannheim über Ausbildungen im Sozial- und Pflegebereich informieren. Unter den Besucher(inne)n wurden 272 standardisierte Fragebögen verteilt, von denen 150 ausgefüllt wurden – das entspricht einer Rücklaufquote von 55 Prozent. Zwei Drittel der Befragten waren Frauen, der Männeranteil lag bei nicht ganz einem Viertel (Rest: keine Angaben). Die meisten der Befragten waren der Gruppe der unter 18-Jährigen zuzuordnen (93). 42 Befragte waren älter als 18 Jahre alt, zwölf davon waren 25 und älter. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Agentur für Arbeit Mannheim mit dem gezielten Ansprechen von circa 130 potenziellen Quereinsteiger(inne)n im Alter von über 25 Jahren nur bedingt erfolgreich war. Dies dürfte jedoch mit der konzeptionellen Fokussierung der Messe auf die Zielgruppe Jugendliche zusammenhängen.
Eine Einschätzung, inwiefern die „GoSocial“ die Motivation bei den Besucher(innen) hinsichtlich einer Berufswahl im Sozial- und Gesundheitsbereich gesteigert hat, ist nur schwer möglich – nicht zuletzt aufgrund der Problematik, eine Motivationssteigerung im Laufe eines Tages mit Hilfe eines Fragebogens messbar zu machen. Insgesamt lassen die Antworten jedoch in vielen Fällen vermuten, dass die Lust der Teilnehmer(innen), einen Sozial- oder Pflegeberuf zu ergreifen, gestiegen ist: Die schriftlichen Kommentare fallen überwiegend positiv aus. Besonders den Informationszuwachs heben die Befragten als Ursache dafür hervor. Insgesamt wollen immerhin knapp 43 Prozent der Befragten später eine Ausbildung oder ein Studium im Sozial- oder Gesundheitsbereich beginnen.
Messebesuch steigert die Motivation
Die bei „GoSocial“ angebotenen Informations- und Austauschmöglichkeiten haben nach Ansicht der meisten Aussteller zu einem besseren Vorstellungsvermögen der Besucher(innen) hinsichtlich der Anforderungen in Sozial- und Pflegeberufen geführt und – sofern vorhanden – den Wunsch, in diesem Bereich zu arbeiten, verstärkt.
Angesichts der geringen Anzahl von über 25-jährigen Besucher(inne)n ist verständlich, dass sich nur wenige nach Möglichkeiten eines Quereinstiegs in die Sozial- und Pflegeberufe erkundigten. Lediglich sechs der 17 Aussteller (insbesondere im Pflegebereich) beschäftigten bereits Quereinsteiger(innen). Somit gibt es noch Erweiterungspotenzial. Wichtigste Voraussetzung für einen Quereinstieg ist nach Ansicht der Aussteller die individuelle Eignung und das Interesse an der Arbeit mit Menschen.
Begeisterte Besucher und Aussteller
Die Mehrheit der Befragten (beide Seiten zu je 75 Prozent) beurteilte die „GoSocial“ mit „gut“ oder „sehr gut“. Die positive Einschätzung der „GoSocial“ auf Ausstellerseite zeigt sich auch daran, dass 15 von 17 Einrichtungen im folgenden Jahr wieder an der Berufsmesse teilnehmen wollen. Teilweise wurde angeregt, dass bei künftigen Messen mehr Aussteller mitwirken sollten. Besucher(innen) über 18 Jahre äußerten zudem den Wunsch nach einem größeren Informationsangebot hinsichtlich der Studienmöglichkeiten in den Bereichen Soziales und Gesundheit. Dies deutet darauf hin, dass (duale) Studienangebote zur Attraktivitätssteigerung von Sozial- und Pflegeberufen beitragen.
Die Datenerhebungen bei der „GoSocial“ 2012 haben gezeigt, dass diese Berufsmesse gute Chancen für die Ansprache von Nachwuchskräften bietet. Sowohl die Teilnehmer(innen) als auch die Aussteller hoben insbesondere die Informationsangebote, die persönlichen Gespräche und die praxisnahen Einblicke hervor.
Arbeitgeber sollten bei einer Messeteilnahme darauf achten, dass Fachpersonal und Auszubildende am Stand vertreten sind und besucherspezifische Informationen über ihre Berufe vermitteln. Unsicherheiten bezüglich der Berufswahl können im Zusammenspiel der Akteure Schule, Unternehmen und Arbeitsagentur bearbeitet werden, um Jugendliche in ihrer Entscheidungsphase zu unterstützen.
Um potenzielle Quereinsteiger(innen), zum Beispiel Berufsrückkehrer(innen), noch gezielter anzusprechen, sind spezifische Informationsangebote und eine verstärkte Offenheit von Arbeitgebern erforderlich. Denkbar sind neben Informationsveranstaltungen in Pflege- oder Sozialeinrichtungen auch regelmäßige, auf Erwachsene ausgerichtete Jobbörsen für Sozial- und Pflegeberufe. Arbeitgeber sollten im Hinblick auf eine Messeteilnahme auch äußere Rahmenbedingungen für einen Quereinstieg in Sozial- und Pflegeberufe berücksichtigen. Die jeweils 2013 gestartete „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ und die „Initiative Erstausbildung junger Erwachsener“ bieten interessierten Quereinsteiger(inne)n umfassendere Fördermöglichkeiten.5 Bei der dritten „GoSocial“ am 24. Oktober 2013 verzeichneten die Veranstalter mit mehr als 450 Besucher(inne)n einen starken Zuwachs an Interessenten. Zahlreiche erwachsene Teilnehmer(innen) informierten sich über Umschulungen zum/zur Altenpfleger(in) und zum/zur Erzieher(in) oder erkundigten sich bei der Agentur für Arbeit nach Möglichkeiten, ihren im Ausland erworbenen Abschluss in einem Gesundheits- oder Sozialberuf anrechnen zu lassen.
Anmerkungen
1. Die dargestellten Ergebnisse sind einem umfassenden Ergebnisbericht entnommen und daraus zusammengefasst. Der Ergebnisbericht ist von Türkan Ayan, Mailin Heidl und Jürgen Zieher erstellt worden. Bei Interesse kann der Bericht bei Türkan Ayan angefragt werden.
2. Die Fragebögen wurden im Rahmen des Projekts „BEST WSG“ entwickelt. Diese Abkürzung steht für „Berufsintegrierte Studiengänge zur Weiterqualifizierung im Sozial- und Gesundheitswesen“. Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
3. Die erste Veranstaltung „GoSocial“ fand am 27. Oktober 2011 statt.
4. Drei davon präsentierten sich jeweils mit mehreren Messeständen zu verschiedenen Arbeitsbereichen.
5. Die unter anderem von Bund, Ländern, der Bundesagentur für Arbeit und den Wohlfahrtsverbänden getragene „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ soll bis 2015 die Aus- und Weiterbildung in der Altenpflege fördern und die Attraktivität des Berufsfeldes erhöhen. Die „Initiative Erstausbildung junger Erwachsener“ der Bundesagentur für Arbeit richtet sich allgemein an junge Menschen ab 25 Jahren ohne Berufsabschluss. Sie sollen zur Teilnahme an einer Berufsausbildung motiviert werden, um mit einem anerkannten Berufsabschluss bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.
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