So vielfältig wie die Erwartungen sind auch die Bildungsmodule
Berufliche Neuorientierung, sinnstiftendes Angebot, Übergang in den Ruhestand - dies sind drei Beweggründe für Menschen über 27 Jahre, einen Bundesfreiwilligendienst (BFD 27+) in einer sozialen Einrichtung zu absolvieren. Mit der Einführung des BFD am 1. Juli 2011 ist erstmals ein gesetzlich geregelter Freiwilligendienst für diese Personengruppe möglich. Die Freiwilligen engagieren sich in Voll- oder Teilzeit und nutzen den Dienst für ihre persönliche oder berufliche Entwicklung. Für die Einsatzstellen ergibt sich die Chance, auch über den BFD 27+ hinaus ehrenamtliche Helfer(innen) oder neues Personal zu gewinnen. Der Dienst kann bei guter Begleitung den Einstieg in das soziale Arbeitsfeld ermöglichen und somit dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Zudem stärkt der BFD 27+ das zivilgesellschaftliche Engagement.
Alter, Bildung und Lebenserfahrung differieren stark
Der BFD ist als Lern- und Bildungsdienst konzipiert und fördert das lebenslange Lernen - durch den angeleiteten Arbeitsalltag in der Einsatzstelle und das begleitende Bildungsangebot des Trägers, das sehr unterschiedlich ausgestaltet sein kann. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat die Freiwilligendienste DRS gGmbH (FWD DRS) ein flexibles Bildungskonzept entwickelt und die Erfahrungen ausgewertet. Wegen der heterogenen Zielgruppe, vor allem in Bezug auf Alter, Bildungshintergrund sowie Berufs- und Lebenserfahrung, misst die FWD DRS dem Bildungskonzept eine Schlüsselrolle bei.
Die Erfahrungen nach über zwei Jahren zeigen, dass sich die Freiwilligen in biografischen Umbruchsituationen befinden. Durch den Dienst gestalten sie diesen Umbruch aktiv mit, es entstehen jedoch in dieser sensiblen Lebensphase besondere Ansprüche an die Einrichtung, den Träger und das Bildungskonzept.
Die unterschiedlichen Erwartungen der Freiwilligen müssen durch das Bildungskonzept aufgegriffen und befriedigt werden. Denn ob die Dienstzeit als bereichernd empfunden wird, hängt von einer guten Anleitung und passenden Aufgaben am Einsatzort ab, aber auch von einem sicheren Grundwissen über die neue Situation, von Impulsen für das eigene Leben und individuellen Weiterbildungsmöglichkeiten. Diese Überlegung bildet die Basis für das modularisierte und flexible Bildungsprogramm für den BFD 27+.
Reflexionstage zu nicht alltäglichen Themen
Ein guter Einstieg ist wichtig für Orientierung und Sicherheit. Daher haben alle Freiwilligen zu Beginn ihres BFD 27+ einen Einstiegstag. Dort werden den Freiwilligen die Rahmenbedingungen des Dienstes erläutert, Rechte und Pflichten geklärt und erste Fragen beantwortet.
Bei der Entwicklung des Bildungskonzepts stellte sich die Frage, wie man Menschen zwischen 27 und 65 Jahren, zwischen Berufsfindung und Übergang in den Ruhestand, zwischen Lehre und akademischem Bildungsabschluss adäquat begleitet. Die Antwort wurde in monatlichen halb offenen Coachinggruppen gefunden. Darin tauschen sich die Freiwilligen aus, reflektieren das Geschehen an der Einsatzstelle oder setzen sich mit einem gewählten fachlichen Thema auseinander - alles unterstützt von einem Coach. Die Zusammensetzung der Gruppe ist konstant. Durch unterschiedliche Dienstzeiten sind jedoch personelle Veränderungen möglich, daher "halb offen".
Viermal im Jahr findet für alle Freiwilligen ein freiwilliger Reflexionstag statt. Er steht jeweils unter einem bestimmten Thema. So wurden bereits Reflexionstage zum Thema "Ziele" etwa mit der Möglichkeit zum Bogenschießen oder "Theater" mit anschließendem Besuch des Stücks "Die Physiker" angeboten. Weitere Reflexionstage beschäftigten sich mit den Themen "Knigge" und "Kultur und Kommunikation". Sie geben den Freiwilligen die Chance, sich mit Themen auseinanderzusetzen, denen sie sonst im Alltag nicht begegnen.
Um die Freiwilligen in ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen, übernimmt der Träger im gewissen Rahmen die Kosten für frei wählbare Fortbildungen.
Auch in den Diensten lernt man dazu
Zwei Jahre nach Einführung des BFD 27+ hat sich die Annahme der heterogenen Zielgruppe bestätigt: Es gibt Freiwillige, die ihren Beruf unterbrechen, um sich sozial zu engagieren, Mütter, die nach der Familienphase wieder in ihren Beruf einsteigen wollen, und Freiwillige, die schwer auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln sind, jedoch etwas für die Gesellschaft leisten wollen. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse stellen eine hohe Anforderung an die Coaches in der Begleitung der Freiwilligen.
Auch die Zuständigen in den Einsatzstellen lernen in der Begleitung dazu. Oft zeigt sich, dass die Freiwilligen "einen eigenen Kopf" haben und anders begleitet werden müssen als Jugendliche im FSJ.
Die Coachinggruppen erweisen sich als geschützter Raum, in dem die Freiwilligen ihre Situation thematisieren können und von anderen Freiwilligen und dem Coach unterstützt werden. Bewährt haben sich die Reflexionstage, die für angenehme Abwechslung sorgen und Berührungspunkte zu neuen Themen schaffen. Durch die Kombination aus monatlicher Begleitung, vierteljährlichen thematischen Inputs und dem flexiblen Fortbildungsangebot können die Freiwilligen auch in ihrer Heterogenität gut in ihrem BFD 27+ begleitet und in ihrer Entwicklung unterstützt werden.
Anmerkung
Interessierte am Bildungskonzept oder am BFD 27+ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart können sich unter www.ich-will-bfd.de informieren oder sich an Stefan Rundel wenden: Tel. 07153/3001-454, E-Mail: srundel@
freiwilligendienste-rs.de
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