Wie Arbeitgeber Fachkräfte im Ausland finden können
Ärzte und Pflegekräfte werden derzeit in DEUtschland händeringend gesucht. Im Januar 2013 waren bei der Bundesagentur für Arbeit bei Fachkräften in der Gesundheits- und Krankenpflege 7574 offene Stellen gemeldet. Dem standen 5916 arbeitslos gemeldete Bewerber(innen) gegenüber. Bei Altenpflegern kamen bundesweit sogar nur 3485 arbeitslose Bewerberinnen und Bewerber auf 9447 offene Stellen. Gleichzeitig kämpfen viele Länder Europas zurzeit mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit, vor allem unter Jugendlichen. Gerade in Südeuropa finden junge Bewerberinnen und Bewerber in der Gesundheits- und Krankenpflege nach ihrer Ausbildung keine Stellen, denn die öffentlichen Kassen sind leer. Es bestehen also gute Voraussetzungen, Lücken in Deutschland mit Auszubildenden oder Fachkräften aus dem Ausland zu schließen. Erleichtert wird dies durch den freien Zugang von EU-Bürger(inne)n zum deutschen Arbeitsmarkt.
Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt Kliniken und Pflegeeinrichtungen neben der Vermittlung von Arbeitskräften in Deutschland auch bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. Auf Informations- und Auswahlveranstaltungen im Ausland sucht die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern und präsentiert freie Stellen deutscher Arbeitgeber. Diese haben auch die Möglichkeit, die ZAV zu begleiten und so Bewerber(innen) vor Ort selbst kennenzulernen. Die Aktivitäten erfolgen in enger Abstimmung und Kooperation mit den Partnerverwaltungen in den jeweiligen Ländern, mit denen die ZAV innerhalb des EURES-Netzwerks (European Employment Services) zusammenarbeitet.
Bei der Vermittlung von Gesundheits- und Krankenpflegekräften hat die ZAV im vergangenen Jahr gute Erfahrungen in Südeuropa gemacht. Vier Fünftel der 2012 vermittelten Pflegekräfte kamen aus Portugal und Kroatien. Gerade in Portugal besteht ein besonders großes Bewerberpotenzial. Denn hier findet sich eine Reihe von speziellen Hochschulen für Pflegekräfte. Unter den Ärzten kamen viele der von der ZAV vermittelten Bewerber aus Griechenland. Dort suchen viele Hochschulabsolventen eine Stelle zur Facharztweiterbildung.
Größtes Problem bei der Vermittlung sind oft die Sprachkenntnisse. Deutsch wird in den meisten Ländern nur selten als erste oder zweite Fremdsprache gelernt. Aber aufgrund der guten Arbeitsmarktlage in Deutschland haben viele Fachkräfte im Ausland begonnen, sich Deutschkenntnisse anzueignen. Gerade Ärzte und Pflegekräfte müssen über gute Deutschkenntnisse verfügen, damit sie in Deutschland eine Berufsanerkennung erhalten. Auch andere Voraussetzungen müssen erfüllt werden, je nachdem, ob die neuen Mitarbeiter(innen) aus EU- oder Nicht-EU-Staaten kommen. Eine Lotsenfunktion bei der Orientierung, welche Kriterien bestehen und welche Stellen für das Anerkennungsverfahren zuständig sind, übernimmt das Netzwerk "Integration durch Qualifizierung" (IQ-Netzwerk) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Bundesagentur für Arbeit (www.netzwerk-iq.de).
Förderprogramm hilft, Hemmnisse zu überwinden
Um Hemmnisse wie fehlende Sprachkenntnisse auf dem Weg in eine Beschäftigung oder Ausbildung in Deutschland zu überwinden, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) speziell für Bewerber(innen) aus dem Ausland ein Förderprogramm ins Leben gerufen. Mit der Umsetzung des Sonderprogramms zur "Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus Europa" (MobiPro-EU) hat das BMAS die ZAV beauftragt.
Die Förderung kann von Bewerberinnen und Bewerbern aus Europa, die in Deutschland eine betriebliche Berufsausbildung machen oder eine Beschäftigung als Fachkraft aufnehmen wollen, seit dem 1. Januar 2013 beantragt werden. Infrage kommen Ausbildungsinteressenten beziehungsweise Fachkräfte zwischen 18 und 35 Jahren (in Ausnahmefällen 40), die über eine abgeschlossene Schulausbildung beziehungsweise eine berufliche Qualifikation verfügen. Notwendig ist in jedem Fall ein Arbeits- beziehungsweise Ausbildungsplatzangebot eines Arbeitgebers in Deutschland.
Für Bewerber(innen), die an einer Vermittlung in Arbeit Interesse haben, können Fördermittel nur für die Vermittlung in sogenannte Engpassberufe genutzt werden - in Deutschland sind das derzeit vor allem Gesundheits- und Technikberufe. Es gibt folgende Fördermöglichkeiten: Vorbereitende Sprachkurse im Herkunftsland, Zuschüsse zu Reise- und Umzugskosten, Kostenerstattung für Anerkennungsverfahren, berufsbezogene und -begleitende Sprachkurse.
Vermittlung von Auszubildenden wird ausgebaut
Die internationale Ausbildungsvermittlung wird aktuell mit Hilfe der ZAV schrittweise aufgebaut. Die Kooperation mit ausländischen Arbeitsverwaltungen stellt eine wichtige Grundlage dar, um in gezielt ausgewählten Projekten Erfahrung in der Vermittlung in Ausbildung zu sammeln. Für den Ausbildungsbeginn September 2013 ist es für Bewerber von Vorteil, wenn sie bereits Deutschkenntnisse haben.
Deutschland ist bekannt für seine erstklassige Berufsausbildung. Hier lernen junge Menschen im Rahmen der dualen Ausbildung ihren Beruf nicht nur in der Schule. Sie können das Gelernte direkt in einem Betrieb umsetzen. Da diese Form der Ausbildung in den meisten europäischen Ländern unbekannt ist, wird die ZAV die duale Ausbildung in vielen Ländern Europas vorstellen. Informieren können sich Bewerber auch über die Website www.thejobofmylife.de, auf der viele Ausbildungsberufe - demnächst auch in verschiedenen Fremdsprachen - erläutert werden. Geplant ist, dass junge Menschen, die in eine Ausbildungsstelle in Deutschland vermittelt wurden, auf dieser Website über ihre Erfahrungen mit dem deutschen Ausbildungssystem berichten und sich darüber austauschen.
Willkommenskultur hilft, Bewerber zu halten
Bewerber aus dem Ausland, ob Fachkräfte oder Auszubildende, zu gewinnen und einzustellen, unterscheidet sich von der Bewerbersuche in Deutschland. Die Arbeitgeber-Services der örtlichen Agenturen für Arbeit beraten dazu, was es bei der Suche im Ausland zu beachten gilt, wie die Stellenangebote formuliert werden sollten und wie sie ausländischen Bewerbern den Einstieg erleichtern können. Arbeitgeber sollten beispielsweise in ihren Stellenangeboten genau angeben, welche Sprachkenntnisse sie verlangen. Neben Rahmenbedingungen wie Gehalt, Arbeitszeit und Aufgabenspektrum sollte der Arbeitgeber auch deutlich machen, wie er seine neuen Mitarbeiter(innen) während der Eingewöhnungs- und Einarbeitungszeit unterstützt.
Viele ausländische Bewerberinnen und Bewerber zieht es in die Großstädte. Ein Grund dafür ist, dass sie kleinere Gemeinden und ländliche Regionen mit denen in ihrem Heimatland vergleichen. Haben Bewerber(innen) die Möglichkeit, sich ihren potenziellen neuen Arbeitsort anzusehen, kann die ursprüngliche Fixierung auf im Ausland bekannte Städte wie Berlin, Hamburg und München schnell kippen.
Neue Mitarbeiter(innen) müssen sich vom ersten Augenblick an willkommen fühlen. Für viele ist der Weg nach Deutschland ein Schritt ins Unbekannte. Sie werden ihn nur gehen, wenn sie wissen, was sie erwartet, und dass sie bei Problemen auf Hilfe durch den Arbeitgeber zählen können. Eine Wohnung für die ersten Wochen zu stellen, bei Behördengängen zu unterstützen und Freizeitaktivitäten zu organisieren, kann dazugehören. Dann kann sich auch eine langfristige Loyalität entwickeln. Das ist umso wichtiger, als Ärzte und Pflegekräfte auch in anderen Ländern gesucht werden. In diesem Wettkampf ist auch die Kreativität und Hilfsbereitschaft der Arbeitgeber gefragt.
Kontakt: www.zav.de, www.thejobofmylife.de oder www.arbeitsagentur.de, Rubrik "Partner vor Ort". Die bundesweite Rufnummer für Arbeitgeber lautet: 01801/664466.