Gesundheits- und Krankenpflege in Teilzeit erlernen
Die Zentralschule für Gesundheitsberufe St. Hildegard GmbH in Münster ist eine kooperative Bildungseinrichtung des Gesundheitswesens, in der sich fünf Krankenhäuser zusammengeschlossen haben. Die Zentralschule (ZfG) ist eine staatlich anerkannte Schule für die Ausbildung
- in der Gesundheits- und Krankenpflege (250 Ausbildungsplätze),
- in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege (50 Ausbildungsplätze),
- in der Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz (15 Ausbildungsplätze).
Neben der grundständigen Ausbildung ist die ZfG Studienstandort der Mathias-Hochschule in Rheine (MHR) mit derzeit 15 Studierenden. Sie beteiligt sich damit an der Akademisierung der Pflege.
Zusätzlich bietet die Schule seit 1. April 2012 in Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld eine berufsbegleitende Weiterbildung "Praxisanleitung in der Pflege" an. Bei deren Abschluss erhalten die jeweils 25 Teilnehmer(innen) ein Zertifikat der ZfG und eine Anrechnung von zwölf Creditpoints auf das Modul "Anleitung und Mentoring in der Pflege" im Studiengang "Anleitung und Mentoring in Gesundheitsberufen".
Die Idee einer Teilzeit-Ausbildung entstand aufgrund der Tatsache, dass es immer schwieriger wird, Nachwuchs für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege zu gewinnen. Parallel zur leichteren Gewinnung Auszubildender leistet die Teilzeit-Ausbildung einen wichtigen sozialen Beitrag für familiär gebundene Frauen und Männer. Die Teilzeitausbildung kann damit neue Zielgruppen ansprechen: Mütter und Väter, Alleinerziehende, Wiedereinsteiger(innen) ins Berufsleben und Menschen mit Berufserfahrung in der Pflege, die aus familiären Gründen noch keine qualifizierte Ausbildung absolvieren konnten. Dabei weisen die Auszubildenden in Teilzeit aufgrund ihrer familiären Situation eine relativ hohe örtliche Bindung auf: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie sich nach dem Examen um eine Anstellung in der Klinik vor Ort bewerben.
Eigenen Recherchen nach waren beim Start vor knapp einem Jahr bundesweit erst zwei weitere Anbieter auf dem Markt: die Schule für Gesundheitsberufe - Klinikverbund Südwest in Böblingen (Baden-Württemberg) und die Krankenpflegeschule des Krankenhauses in Düren (Nordrhein-Westfalen - NRW). Ersten Erfahrungsberichten ist zu entnehmen, dass sich die Teilzeitkurse durch ein hohes Niveau auszeichnen: "In unserem Teilzeitkurs sitzen sehr reflektierte, hochmotivierte, lebenserfahrene Frauen, die auf hohem Niveau mit uns … diskutieren und sich über die Umsetzung der Theorie in die Praxis Gedanken machen."1
Die Teilzeit-Ausbildung ist inhaltlich identisch mit dem regulären dreijährigen Angebot. Sie dauert vier Jahre, und der Unterricht in der Zentralschule sowie die Dienstzeiten der kooperierenden Krankenhäuser wurden, um eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten, den Bedürfnissen der neuen Zielgruppe angenähert. Das heißt:
- Die Auszubildenden arbeiten auf einer 75-Prozent-Stelle,
- die theoretische Ausbildung beschränkt sich auf die Zeit von 8.00 bis 13.15 Uhr,
- für die praktische Ausbildung wurde ein Arbeitszeitmodell entwickelt, das den Bedürfnissen der Auszubildenden entgegenkommen soll und bei dem drei Schichtmodelle zur Auswahl stehen,
- die Urlaubszeiten sind den Schulferien in NRW angepasst und
- die Zahl der Wochenenddienste wurde auf einen pro Monat reduziert.
Nach fast einjähriger Erfahrung mit der Teilzeit-Ausbildung der ZfG haben sich die Erwartungen voll erfüllt. Die Gruppe der Teilzeit-Auszubildenden ist sehr motiviert und aufgrund ihres Durchschnittsalters lebenserfahren. Verschwiegen werden darf aber nicht, dass vier Auszubildende abbrechen mussten: nicht weil sie den Anforderungen nicht gewachsen waren, sondern weil sich die familiären Belastungen letztlich als zu hoch erwiesen, um die Teilzeit-Ausbildung fortzusetzen.
Anmerkung
1. Die Schwester - Der Pfleger Heft 8/2010, S. 736 ff.