Caritas trauert weltweit um Ehrenpräsident Georg Hüssler
Mit dem Ehrenpräsidenten Prälat Georg Hüssler, der am 14. April 91-jährig in Freiburg verstarb, verliert die deutsche und die weltweite Caritas eine ihrer größten Persönlichkeiten. Von 1969 bis 1991 war er 22 Jahre an der Spitze des Deutschen Caritasverbandes. Zuvor hatte er sich bereits zehn Jahre als Generalsekretär für dessen Belange eingesetzt. Von 1975 bis 1983 stand er als Präsident von Caritas Internationalis zudem der weltweiten Vereinigung aller Caritasorganisationen vor.
"Die Caritas verliert einen Mann, der in seinem tiefen Glauben an einen menschenfreundlichen Gott, seiner persönlichen Bescheidenheit, seiner Liebe zu den Menschen und seiner geistigen Kraft einer der Großen der Caritas-Familie war", würdigt Präsident Peter Neher den Ehrenpräsidenten, der unzählige hohe Auszeichnungen und Ehrungen für sein Wirken erhalten hatte und Ehrenbürger der Stadt Freiburg war.
Aufgewachsen im Elsass, entwickelte der junge Hüssler früh ein feines Gespür für grenzübergreifende Zusammengehörigkeiten und politische Trennungen. Nach dem Abitur begann er ein Medizinstudium und wurde 1942 zum Sanitätsdienst eingezogen. Die Erfahrungen der Kriegsjahre waren so prägend, dass er 1946 in Rom am Collegium Germanicum et Hungaricum ein Theologiestudium aufnahm und 1951 in Rom zum Priester geweiht wurde. Zwei Jahre wirkte er als Vikar in Mannheim, um nach seiner Promotion in Moraltheologie 1957 als Assistent beim Deutschen Caritasverband eine verbandliche Laufbahn einzuschlagen.
"Hüssler hat nicht nur die Arbeit der Caritas in Deutschland, sondern in vielen Ländern der Welt geprägt. Die Nöte und Lebenslagen der Menschen in den unterschiedlichsten Ländern haben ihn nie unbeteiligt gelassen", so Neher. Ohne Rücksicht auf sich selbst und mit großem Mut zum Risiko hat er sich in Nord- und Südvietnam, in Algerien, Ägypten, Libyen und Palästina engagiert. Sein selbstloser Einsatz für die Notleidenden im Biafra-Krieg hat ihn gesundheitlich stark mitgenommen und an den Rand des Menschenmöglichen geführt.
Von höchster Integrität
Ein besonderes Anliegen war Georg Hüssler der christlich-jüdische Dialog, die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen sowie die Vermittlung im israelisch-palästinensischen Konflikt. "Auch im hohen Alter hat er nie die Fähigkeiten verloren, die ihn zeitlebens ausgezeichnet haben: sein waches Interesse an kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, seine Lust, sich einzumischen und, wenn nötig, deutliche Kritik zu üben an Entscheidungen, die er als falsch empfand", erinnert sich Neher. In seinem Ruhestand scheute sich Hüssler nie, seine guten Verbindungen zu nutzen, um beispielsweise in Not geratenen Asylbewerbern unbürokratisch verschlossene Türen zu öffnen oder sie mit seiner persönlichen Präsenz vor Bedrohung zu schützen.
Sein offenes und ehrliches Interesse an den Menschen und sein Humor durften auch die Mitarbeiter(innen) der Caritas in Freiburg erfahren, wenn Hüssler bei einem seiner Besuche im Lorenz-Werthmann-Haus etwa neue Mitarbeiter ansprach und sich nach ihrer Arbeit und ihrem Wohl erkundigte und weit darüber hinaus vielen zum seelsorgerischen und freundschaftlichen Begleiter in schwierigen Lebensphasen wurde. Da mag sich manch einer an den überraschenden Anruf oder Besuch erinnern, der ihn oder sie am Krankenlager ereilte: "Hier ist der Hüssler. Ich höre, Sie sind krank. Jetzt sagen Sie mir mal, wie es Ihnen geht", klingt auch mir noch seine Stimme im Ohr. Wir werden ab jetzt auf seine Stimmer verzichten müssen. Sie wird jedoch in uns weiterklingen.