Caritas geht in der Kinderbetreuung voran
Kinder in der Caritas: Seit dem Jahr 2010 verfügt der Deutsche Caritasverband (DCV) über Sonderauswertungen zu Kindertageseinrichtungen. Sie stammen aus der Statistik der Kinder- und Jugendhilfe1 des Statistischen Bundesamtes. Die Sonderauswertungen beziehen sich auf die Jahre 2006 beziehungsweise 2007 bis 2009. Die Statistik erscheint jährlich und erfasst Kinder und Mitarbeiter(innen) in Tageseinrichtungen und in der öffentlich geförderten Kindertagespflege. Stichtag der Erhebungen ist jeweils der 15. März eines Jahres.
Anfang des Jahres 2009 wurden in knapp 9400 Kindertageseinrichtungen der katholischen Träger 604.100 Kinder2 von rund 90.700 Mitarbeiter(inne)n betreut. In Deutschland sind rund 19 Prozent der Einrichtungen aus dem Bereich der Caritas. Sie folgen damit direkt auf die Kommunen als die stärksten Anbieter von Plätzen (34 Prozent). An dritter Stelle steht die Diakonie mit einem Marktanteil von fast 17 Prozent (siehe Tab. 1, unten).
Am stärksten präsent ist die Caritas im Bereich der Tageseinrichtungen für Kinder zwischen drei und sieben Jahren, die noch nicht eingeschult sind. Ein Viertel der Kindergärten ist katholisch. Dies hat sich seit dem Jahr 2006 auch nicht verändert, obwohl die absolute Zahl der Kindergärten gesunken ist. Für Schulkinder bis 14 Jahre stehen jedoch nur 250 Einrichtungen zur Verfügung, die sich ausschließlich auf die Betreuung von Schulkindern konzentrieren. Auch im Bereich der Kinderkrippen (Tageseinrichtungen für Kinder zwischen null und drei Jahren) hat die Caritas noch Ausbaupotenzial. Der Marktanteil beträgt sieben Prozent, wobei die Anzahl der Krippen im Zeitraum zwischen 2006 und 2009 stark gestiegen ist (von 27 auf 89 Einrichtungen). Mit Blick auf das Kinderförderungsgesetz (KiFöG), das ab dem Jahr 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder zwischen einem und drei Jahren garantieren soll, ist eine steigende Nachfrage nach Krippenplätzen zu erwarten.
Der Anteil der Caritas an Einrichtungen mit Kindern aller Altersgruppen beträgt 14 Prozent. Diese Form der übergreifenden Betreuung setzt sich verstärkt durch, auch bei der Caritas: Die Zahl der Einrichtungen hat sich im Vergleich zu 2006 um 400 Einrichtungen auf 3000 erhöht.
Bei den integrativen Tageseinrichtungen3 zählen 2860 zur Caritas, was einem Anteil von 20 Prozent entspricht. Außerdem sind 64 Tageseinrichtungen für behinderte Kinder durch die Caritas organisiert (17,5 Prozent Marktanteil). Die Anzahl ist in den vergangenen vier Jahren um zehn Prozent gestiegen – während sich die öffentlichen Träger aus diesem Bereich zurückziehen (minus 15 Prozent).
Im Jahr 2009 wurden in Deutschland 3.051.000 Kinder in Tageseinrichtungen betreut. Der Anteil der Kinder in katholischen Tageseinrichtungen ist mit rund 20 Prozent (604.100 Kinder) so hoch wie bei keinem anderen Spitzenverband. In Deutschland wurden über 356.000 Kinder unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen betreut. Dass Bund und Länder die Kindertageseinrichtungsplätze für unter Dreijährige derzeit ausbauen, hat positive Auswirkungen: Kurz nachdem das KiFöG Ende 2008 in Kraft getreten ist, ist die Zahl der Kinder im Vergleich zum Vorjahr um rund 43.000 gestiegen. Auch in den katholischen Tageseinrichtungen setzt sich dieser Trend durch: Die Zahl der Kinder im Alter zwischen null und drei Jahren nahm besonders in den letzten Jahren zu. Seit 2007 ist die Zahl um mehr als 11.000 auf nun 39.200 Kleinkinder gestiegen.
Im Gegenzug hat sich die Anzahl der Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren (ohne Schulkinder) von 2007 auf 2009 um 27.700 verringert. Da diese Verringerung aber über alle Trägerformen hinweg stattgefunden hat, haben die katholischen Einrichtungen mit 24 Prozent trotzdem einen sehr hohen Anteil an der Betreuung der drei- bis siebenjährigen Kinder. Der Anteil der freien Träger (ohne Caritas) liegt bei 41 Prozent und der der öffentlichen Träger bei 35 Prozent (siehe Abb. 1, unten).
Caritas betreut viele Kinder mit Migrationshintergrund
Die Statistik liefert außerdem Erkenntnisse hinsichtlich des Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund (das heißt, mindestens ein Elternteil ist ausländischer Herkunft). Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in katholischen Tageseinrichtungen ist mit 27 Prozent überdurchschnittlich hoch – über alle Einrichtungen hinweg liegt der Anteil bei 24,5 Prozent. Besonders groß war der Anstieg bei den betreuten null- bis dreijährigen Kindern mit Migrationshintergrund: In den letzten drei Jahren nahm ihre Anzahl um fast 50 Prozent auf 8260 Kinder zu.
Eine besondere Betreuung benötigen Kinder, in deren Familie vorrangig kein Deutsch gesprochen wird. Rund 21,5 Prozent dieser Kinder besuchen katholische Tageseinrichtungen. Dass über die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund vorrangig kein Deutsch in den Familien spricht, gibt wertvolle Hinweise auf die besondere Bedeutung, die Tageseinrichtungen für diese Kinder beim Erlernen der deutschen Sprache haben. Die Sprachförderung ist wichtig für den späteren Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund (siehe Abb. 2, unten).
Offene Einrichtungen im Kommen
Über die Hälfte der Einrichtungen (56 Prozent) haben zwei beziehungsweise drei Gruppen. Dennoch ist festzustellen, dass die Zahl der Einrichtungen mit sechs und mehr Gruppen stetig ansteigt. Bei den katholischen Kindertageseinrichtungen gibt es 370 offene Einrichtungen, die keine Gruppenstruktur besitzen. Damit machen sie 3,9 Prozent aller katholischen Kindertageseinrichtungen aus. Der bundesdeutsche Durchschnitt lag im Jahr 2008 bei 6,9 Prozent.4
Kein Trend in Richtung Teilzeitbeschäftigung
Über 80 Prozent der rund 90.700 Beschäftigten in den katholischen Kindertageseinrichtungen, nämlich knapp 73.300 Mitarbeiter(innen), sind als pädagogisches Personal angestellt. Der Anteil der Beschäftigten in Leitung und Verwaltung beträgt 3,3 Prozent (3000 Mitarbeitende), der Anteil des hauswirtschaftlichen beziehungsweise technischen Bereiches 16 Prozent (14.400 Mitarbeitende). Etwa 40 Prozent des pädagogischen Personals hat eine Gruppenleitung übernommen, während 48 Prozent eine Zweit- beziehungsweise Ergänzungskraft darstellen. Das übrige pädagogische Personal ist für die Förderung von Kindern nach SGB VIII/SGB XII zuständig (knapp vier Prozent) oder gruppenübergreifend tätig (neun Prozent).
Im Bereich der Kindertagesstätten gibt es keinen Trend in Richtung Teilzeitbeschäftigung, die unterschiedlichen Beschäftigungsformen sind seit Jahren stabil. Der Anteil der Vollzeitkräfte beträgt 38 Prozent bei katholischen Einrichtungen, der Anteil der nebenberuflich Tätigen mit einem Stundenanteil von unter 20 Stunden beträgt drei Prozent. Nebenberufliche Mitarbeiter(innen) sind vor allem in integrativen Einrichtungen und im Arbeitsbereich der Förderung von Kindern nach SGB VIII/SGB XII tätig. Die 90.696 Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen der Caritas entsprechen 60.134 Vollzeitäquivalenten (s. Abb. 3, unten).
68 Prozent der Beschäftigten im Bereich der Pädagogik und der Verwaltung können einen Fachschulabschluss als Erziehe-r(innen) vorweisen. Nur bei den öffentlichen Trägern liegt dieser Anteil mit 74 Prozent noch höher. Einen Abschluss als Kinderpfleger(in) haben 18 Prozent der Beschäftigten in katholischen Einrichtungen, während der Anteil bei den anderen freien Trägern zehn Prozent und rund 13 Prozent bei den öffentlichen Trägern beträgt.
Akademisierung spielt kaum eine Rolle
Die vieldiskutierte Akademisierung in Kindertageseinrichtungen ist – zumindest in katholischen Einrichtungen – noch nicht sehr weit fortgeschritten. Im pädagogischen Bereich spielen Akademike-r(innen) noch kaum eine Rolle. Lediglich 2,7 Prozent der Beschäftigten in Pädagogik und Verwaltung haben Hochschul- oder Universitätsabschlüsse.5 Bei den anderen freien Trägern liegt die Quote bereits bei 5,7 Prozent.
Beschäftigte mit einem Diplom oder Staatsexamen sind jedoch überdurchschnittlich oft im Bereich Leitung und Verwaltung anzutreffen: 16 Prozent des Leitungspersonals sowie elf Prozent des Verwaltungspersonals haben einen akademischen Abschluss. Dennoch dominiert beim Leitungspersonal mit 78 Prozent der Abschluss als Erzieher(in). Bundesweit ist die Quote der Akademiker(innen) im Bereich der Kita-Leitung allerdings bereits auf 22 Prozent gestiegen.
Wo bleiben die Männer?
Im Januar 2011 soll das Modellprogramm des Bundesfamilienministeriums „Mehr Männer in Kitas“ starten.6 Dass es ein sinnvolles Ziel ist, mehr Männer für den Beruf des Erziehers zu gewinnen, zeigen die Statistiken: Nur zwei Prozent des pädagogischen Personals in den katholischen Einrichtungen sind männlich – bei den anderen freien Trägern immerhin schon 4,7 Prozent. Interessanterweise sind Männer verstärkt in der Leitung der Einrichtungen zu finden. 4,4 Prozent dieser Stellen in katholischen Kindertageseinrichtungen sind mit Männern besetzt. Die Öffnung des Berufsfeldes für Männer kann man bereits daran erkennen, dass der Anteil der männlichen Praktikanten und Männer im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) stetig steigt. 8,4 Prozent der Praktikanten sind männlich, bei den FSJlern sind es sogar 18 Prozent. So können sich junge Männer ihr eigenes Bild des Erzieherberufes machen und überholte Stereotype und Vorurteile gegenüber dem Beruf des Erziehers abbauen. Der Anteil der Zivildienstleistenden wird in der Statistik nicht ausgewiesen.
Anmerkungen
1. Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe – Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen, 2006 bis 2009. Download unter www.destatis.de, „Publikationen“, Stichwort Publikationsservice. Sonderauswertungen der Caritas stehen Ihnen über die Stabsstelle Sozialwirtschaft des DCV zur Verfügung.
2. Für das Jahr 2009 kommen noch 1599 Kinder hinzu, die älter als sieben Jahre, aber keine Schulkinder sind, so dass sich insgesamt 604.100 Kinder für den Bereich der Caritas ergeben (siehe Abb.1).
3. Hier werden behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam betreut.
4. Bock-Famulla, Kathrin; Große-Wöhrmann, Kerstin: Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2009. Gütersloh : Verlag Bertelsmann-Stiftung, 2010, S. 20.
5. Dazu gehören: Diplom-Sozialpädagogen, Diplom-Sozialarbeiter, Diplom-Pädagogen, Diplom-Erziehungswissenschaftler, Diplom-Heilpädagogen, Lehrer und andere Hochschulabschlüsse.
6. Den Auftakt zum Modellprogramm gab die Studie „Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten“ des BMFSFJ, veröffentlicht 7/2010, Download möglich unter www.bmfsfj.de, „Service“, „Publikationen“.
Quelle aller Grafiken: Statistisches Bundesamt, Statistik der Kinder und Jugendhilfe