Langfristig ein dickes Plus
Mit dem Cariteam-Energiesparservice schult der Orts-Caritasverband Frankfurt (Main) seit mittlerweile vier Jahren ehemalige Langzeitarbeitslose, die andere einkommensschwache Haushalte beim Energie- und Wassersparen beraten. Was als lokales Kooperationsprojekt zur Beschäftigungsförderung begann, hat sich mittlerweile zur bundesweiten Aktion Stromspar-Check entwickelt. In diesem Zusammenhang hat das Bundesumweltministerium (BMU) die Ausbreitung des Frankfurter Konzepts auf inzwischen über 70 Städte in Deutschland gefördert (vgl. "Sozial, ökologisch, ökonomisch", nc 07 2010).
Das BMU ließ die Erfolge und erzielten Einspareffekte des Cariteam-Energiesparservice vom Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) Heidelberg und dem Institut für sozial-ökologische Forschung Frankfurt evaluieren.1 Dabei wurden Daten von rund 400 beratenen Haushalten ausgewertet, die in den Jahren 2007 und 2008 das Angebot in Anspruch genommen hatten (s. Abbildung 1). Zusätzlich wurden 118 Haushalte zu ihren Erfahrungen mit dem Energiesparservice befragt.
Die meisten befragten Haushalte gaben dem Energiesparservice die Schulnoten „sehr gut“ (37 Prozent) oder „gut“ (53 Prozent). Die Freundlichkeit der ehemals langzeitarbeitslosen Berater(innen), ihre Kompetenz und Ernsthaftigkeit und die Berücksichtigung konkreter Fragen bewerteten die Befragten durchweg positiv. Als besonders nützlich wurde dabei die kostenlose Abgabe und Direktinstallation der Spargeräte bewertet, die sich einkommensschwache Haushalte oft nicht selbst leisten können. Auch die Einspartipps und Empfehlungen der Berater(innen), die Besprechung der Stromrechnung und das Nachmessen des Stromverbrauchs der verschiedenen Elektrogeräte im eigenen Haushalt wurden als hilfreich eingestuft.
Hohe Motivation zur Kostensenkung
Auf die Frage, wie sie vom Energiesparservice erfahren hatten, nannte rund ein Drittel der Haushalte persönliche Empfehlungen von Freunden und Bekannten, Mitarbeitenden des Jobcenters oder von (ehemaligen) Berater(inne)n des Energiesparservice als wichtigste Informationsquelle. Als Informationsorte wurden zudem das Sozialamt, soziale Beratungsstellen und Sozialkaufhäuser genannt.
Keiner der befragten Haushalte hatte vorher schon einmal eine Energiesparberatung genutzt, wie beispielsweise Angebote der Stadtwerke, der Verbraucherzentrale oder der Stadt Frankfurt. Wichtigster Grund für die Inanspruchnahme des Caritas-Angebots war die Verringerung der Stromkosten. Dies ist verständlich, da die Nutzer des Cariteam-Energiesparservice überwiegend von staatlichen Transferleistungen wie Arbeitslosengeld II (ALG II), Grundsicherung im Alter oder Sozialhilfe leben. Die Heiz- und Wasserkosten werden bei diesen Haushalten von der Kommune getragen, die Stromkosten nicht. Der Energiesparservice sorgt bei allen drei Verbrauchsarten für Kostensenkungen, so dass neben den privaten Haushalten auch die Kommunen profitieren. Auch der Bund profitiert, da er den Kommunen rund ein Viertel der Kosten für Unterkunft und Heizung von ALG-II-Empfänger(inne)n erstattet. Finden die beratenen Personen im ALG-II- oder Sozialhilfebezug wieder eine Beschäftigung, profitieren sie weiterhin von den Einsparungen.
Neues Verbrauchsverhalten und Spartechnik wirken
Im Durchschnitt erhielten die Haushalte acht Energiesparlampen, eine schaltbare Steckdosenleiste, eine Sparbrause, ein bis zwei Perlstrahler für den Wasserhahn und weitere Energiesparartikel kostenlos eingebaut. Zudem bekamen sie einfache Verhaltenstipps, um künftig noch mehr Geld sparen zu können. So ergab die Befragung, dass in jedem zweiten Haushalt nach der Energiesparberatung schaltbare Steckerleisten regelmäßig abgeschaltet werden, um durch konsequente Trennung vom Netz Stand-by-Verluste zu vermeiden, die durch Geräte im Bereitschaftsmodus entstehen. In 42 Prozent der befragten Haushalte sind die Kühlschränke weniger kalt eingestellt, und 32 Prozent nutzen Lampen, die viel Strom verbrauchen, weniger oft. In jedem vierten Haushalt wird der Energiesparmodus des Computers genutzt oder der Rechner nun öfters ganz ausgeschaltet. Empfehlungen zum sparsamen Umgang mit Heizenergie führten zu weiteren Einsparungen. In 31 Prozent der Haushalte bleiben die Fenster im Winter nicht mehr auf Dauerkipplüftung, und in jedem vierten Haushalt wird die Heizung abends, bei Abwesenheit oder in nicht genutzten Räumen heruntergestellt.
Nach den Berechnungen von Ifeu können aufgrund der installierten Spargeräte und der Umsetzung der Verhaltensempfehlungen pro Haushalt und Jahr durchschnittlich 422 Kilowattstunden Strom beziehungsweise 16 Prozent des bisherigen Stromverbrauchs eingespart werden. Dies führt zu einer Stromkostensenkung von rund 90 Euro im Jahr.
Des Weiteren werden pro Haushalt, der den Energiesparservice nutzt, im Schnitt 345 Kilowattstunden Heizenergie (vier Prozent) und rund 18 Kubikmeter Wasser (22 Prozent) pro Jahr eingespart. Dadurch werden Betriebskosten von Haushalten, die ALG II und Sozialhilfe beziehen, für die Stadt Frankfurt um durchschnittlich 84 Euro pro Jahr gesenkt. Ingesamt werden damit pro Haushalt mit Energiesparservice die Energie- und Wasserkosten um jährlich 174 Euro reduziert.
Über die Nutzungsdauer der verschiedenen Spargeräte gesehen, werden pro Energiesparservice mehr als 1300 Euro eingespart. Davon entfallen 536 Euro auf Strom- sowie 780 Euro auf Wasser- und Heizkosten. Es wurden Nutzungszeiten zwischen sechs Jahren (Energiesparlampen) und zehn Jahren (Wasserspargeräte) zugrunde gelegt. Einspareffekte durch die Umsetzung von Verhaltensempfehlungen wie richtiges Lüften wurden nur für zwei Jahre angerechnet.
Die Projektkosten des Cariteam-Energiesparservice in Frankfurt für die beiden untersuchten Jahre 2007 und 2008 liegen bei rund 262.000 Euro (s. Abbildung 1). Betrachtet man diese Projektkosten und die dadurch ermöglichten Beratungen als Investition in die Zukunft, so liegen die langfristig eingesparten Energie- und Wasserkosten mit rund 526.000 Euro etwa doppelt so hoch.
Auch die Stadt Frankfurt, die das Projekt in den zwei betrachteten Jahren mit insgesamt 97.000 Euro bezuschusst, profitiert durch die Reduktion der Wasser- und Heizenergiekosten. Damit refinanziert sich der städtische Zuschuss durch die Einsparung von rund 113.000 Euro über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren. Werden auch zukünftige Energiepreissteigerungen auf Basis der mittleren Preisentwicklungen seit 1998 berücksichtigt, so spart die Stadt Frankfurt gar 125.000 Euro und damit rund 30 Prozent mehr Geld, als sie zuvor eingesetzt hatte. Im Mittel der letzten zehn Jahre stiegen die Heizenergiepreise im Schnitt um 14 Prozent pro Jahr an und die Strompreise um vier Prozent jährlich. Läuft der Energiesparservice weiter so erfolgreich wie 2008 (mehr als 300 Beratungen; 2007: 100 Beratungen), lassen sich künftig noch bis zu 100 Prozent höhere Kosteneinsparungen für die Stadt Frankfurt erzielen.2
Nicht zuletzt wurden durch die 400 Beratungen 2007/2008 mehr als 800 Tonnen Kohlendioxid (CO2) eingespart.
Anmerkungen
1. Eine Kurzfassung der Evaluation finden Sie unter: www.stromspar-check.de, Rubrik „Die Aktion“, „Presse“. Die Langfassung ist abrufbar unter: www.bmu.de/energieeffizienz/ downloads/doc/44455.php
2. Im Jahr 2009 ist die Zahl der Beratungen aufgrund einer Ausweitung der Teilnehmerplätze auf mehr als 500 Haushalte pro Jahr angestiegen.