Sich engagieren, ja - aber wo?
Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene wollen sich freiwillig engagieren. Die Angebote sind vielfältig, und es ist nicht leicht, ohne Hilfe von außen ein passendes Engagementfeld zu finden. Deshalb wurde das Projekt "Jugend und Engagement" vom Referat Gemeindecaritas und Engagementförderung im Deutschen Caritasverband (DCV) initiiert. Die Aufgabe der Koordinierungsstelle im Verbund Freiwilligen-Zentren im DCV war es, dezentrale Beratungsstellen für Freiwilligentätigkeit und Freiwilligendienste in Freiwilligen-Zentren und bei weiteren externen Partnern aufzubauen. In einem bundesweiten Netzwerk sollte der Austausch der beteiligten Akteure sowie ein gemeinsames abgestimmtes Vorgehen ermöglicht werden. Die Aktion Mensch finanzierte das Netzwerk mit.
Acht Beratungsstellen im Bereich internationale Freiwilligendienste und zehn Beratungsstellen zu Schulprojekten wurden eingerichtet, die das Engagement von Jugendlichen förderten. Schulen haben Kontakt zu den Beratungsstellen aufgenommen, um Informationsveranstaltungen anzubieten. Sogar die Carl-Bertelsmann-Stiftung wurde auf das Netzwerk aufmerksam und nahm es in die Auswahlprojekte für den Carl-Bertelsmann-Preis 2007 auf.
Das Projekt war auf den Zeitraum Januar 2005 bis Dezember 2007 ausgelegt. Örtliche Beteiligte aus den Freiwilligen-Zentren und anderen kooperierenden Institutionen, wie zum Beispiel aus dem Diakonischen Werk Baden und der Franziskaner Missionszentrale Berlin sowie diözesane Koordinator(inn)en, arbeiteten mit. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wurde das Netzwerk vom Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (ZZE) Freiburg sowie der Universität Bamberg.
Angesprochen wurden junge Menschen und Institutionen, in denen man die Jugendlichen antreffen kann, wie Schulen, Jugendverbände, Jugendbüros und -treffs. Bei der Suche nach möglichen Einsatzfeldern sollten die jungen Leute durch Menschen unterstützt werden, die bereits Erfahrungen im Bereich des Engagements gesammelt hatten und sich weiterhin ehrenamtlich engagieren wollten. Sie waren ihnen behilflich, die eigene Motivation zu klären, Kontakte aufzunehmen und gaben ihnen umfassende Informationsmaterialien an die Hand. Zwei Zugangswege wurden gewählt:
Die Arbeitsgruppe (AG) Schule bearbeitete die Frage, wie möglichst frühzeitig ein Interesse für gemeinnütziges Engagement im Lebensumfeld angeregt werden kann. Die Freiwilligen-Zentren haben sich als Kooperationspartner der Schulen angeboten und gemeinsam mit engagierten Lehrer(inne)n Projekte entwickelt. Schüler(innen) konnten für einen festgelegten Zeitraum in soziale Einrichtungen gehen und sich dort einbringen. Das Interesse, sich im Kindergarten oder in der Kindertagesstätte zu engagieren, war sehr hoch. Ebenfalls brachten sich die Jugendlichen zum Teil auch in ihrer eigenen Schule ein und halfen Mitschüler(inne)n aus unteren Jahrgangsstufen beispielsweise bei den Hausaufgaben. Immer wieder kam es zu der Rückmeldung, dass Jugendliche, die sich auf für sie ungewohnte Bereiche (wie Pflegeheime) eingelassen hatten, höchst positive Erlebnisse machten. Die Erfahrungen wurden in den gemeinsamen Austauschtreffen des Netzwerkes reflektiert. Auftretende Probleme wie Herausforderungen in der konkreten Kooperation mit Schulen oder mangelndes Interesse der örtlichen Presse wurden kollegial beraten, und es wurde gemeinsam nach Lösungen gesucht.
Die AG Freiwilligendienste hat das große Interesse bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgenommen, einen sozialen Dienst mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden. Das Interesse an lateinamerikanischen Ländern, aber auch insgesamt an den Ländern in Übersee, ist gewachsen. Kombiniert wird dieser Wunsch häufig mit der Nachfrage nach Freiwilligendiensten in sozialen Bereichen wie der Jugendarbeit. Im Internet als dem gängigen Medium sieht man sich einer Fülle von Angeboten gegenüber. Erfahrungen haben gezeigt, dass die Jugendlichen für ein persönliches Gespräch lange Anfahrtswege in Kauf nehmen, um sich zu orientieren und sich eine Meinung zu den Möglichkeiten von Freiwilligendiensten zu bilden. Die Teilnehmer(innen) der Arbeitsgruppe haben Flyer zur Entscheidungsfindung für einen internationalen Freiwilligendienst, zu rechtlichen Fragen und zu verschiedenen Entsendeorganisationen entwickelt, Qualitätsmerkmale einer Beratung aufgestellt sowie verschiedene Beratungsabläufe konzipiert. Im gemeinsamen Austausch wurden Informationen zu Freiwilligendienst-Programmen gesammelt und Erfahrungen aus den einzelnen Beratungsstellen besprochen. Junge Erwachsene, die selbst einen Freiwilligendienst absolviert hatten, wurden als Berater(innen) gewonnen.
Persönlicher und virtueller Austausch
Die beteiligten lokalen Freiwilligen-Zentren und Beratungsstellen haben sich regelmäßig getroffen. Das CariNet wurde als Austauschplattform zwischen den Arbeitstreffen genutzt. Die Koordinierungsstelle im DCV organisierte den überörtlichen Erfahrungsaustausch, stellte Kontakte zur wissenschaftlichen Begleitung her und organisierte die Evaluationstreffen mit der wissenschaftlichen Begleitung. Sie steuerte die Materialentwicklung, bündelte die Öffentlichkeitsarbeit und entwickelte den gemeinsamen Internetauftritt. Sie band das CariNet (das interne Netz für Caritasmitarbeitende) als virtuelle Austausch-Plattform in die Arbeit ein und organisierte Referent(inn)en zu speziellen Themen wie Fundraising. Zentrale Arbeitsinstrumente zur Dokumentation wurden entwickelt.
In der Koordinierungsstelle wurde auch eine Onlineberatung zu internationalen Freiwilligendiensten aufgebaut. Jugendliche schreiben die bundesweite Mailadresse freiwilligendienste@caritas.de zum Teil 300-mal pro Woche an. Außerdem nutzen sie gern das Internet, um sich zum Thema zu informieren. Es hat sich gezeigt, dass eine Internetpräsenz unumgänglich ist, wenn man mit der Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene arbeitet (www.freiwilligen-zentren.de).
Die bundesweiten Austauschtreffen haben den Beteiligten immer wieder Anregungen und Motivation gegeben und sich durchweg bewährt. Sie wurden als "Tankstelle" bezeichnet. Bewährt hat sich auch die Öffentlichkeitsarbeit, etwa Informationsveranstaltungen in Schulen und die Mitwirkung an verschiedenen Fachtagungen (zum Beispiel des Bundesnetzwerks bürgerschaftliches Engagement, BBE).
Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland
Die Arbeitsgruppe Schule setzte sich aus zehn unterschiedlichen Akteuren aus ganz Deutschland zusammen. Nicht nur die Freiwilligen-Zentren wurden berücksichtigt, sondern auch Interessierte aus dem weiteren Umfeld wie beispielsweise IN VIA Köln und das Diakonische Werk Baden. Das Netzwerk bildete auch einen guten Querschnitt, was die Beteiligung im städtischen und ländlichen Raum anbelangte.
In der AG Freiwilligendienste wurde ebenfalls auf die regionale Zusammensetzung der neun Teilnehmer geachtet, zudem kamen spezielle Bereiche in den Blick, wie beispielsweise in Frankfurt (Oder) die Grenznähe zu Polen und an anderen Standorten bereits bestehende Kontakte mit Vereinen oder ausländischen Partnern. Auch für diesen Schwerpunkt fanden sich neben den Freiwilligenzentren interessierte externe Akteure wie die Katholische Studierenden- und Hochschulgemeinde Münster, die Missionszentrale der Franziskaner Berlin oder das Katholische Jugendbüro Freiburg.
Wie es weitergeht
Die Arbeitsgruppe Schule ist auch nach Beendigung des Projektes in den Verbund Freiwilligen-Zentren im DCV als eigenständige Arbeitsgruppe eingebunden und wird mit Beschluss des Plenums der Freiwilligen-Zentren 2008 weitergeführt. Die Akteure haben sich bereits weitere Male getroffen. Andere interessierte Freiwilligen-Zentren konnten sich der Gruppe anschließen und von den Erfahrungen profitieren. Die Akteure entwickelten die Qualität ihrer Schulprojekte weiter.
Ebenfalls weiter bearbeitet wird die Thematik der Freiwilligendienste im In- und Ausland. Die Erfahrungen des Netzwerks sind bereits in die Umsetzung der generationsübergreifenden Freiwilligendienste eingeflossen. Materialien können von allen interessierten Freiwilligen-Zentren genutzt werden. Besonders hilfreich sind die erstellten Flyer, da immer wieder Jugendliche mit Fragestellungen zu Freiwilligendiensten im Ausland in die Zentren kommen.
Die Onlineberatung zu internationalen Freiwilligendiensten wird im DCV weitergeführt. Lokale Akteure beraten weiterhin zu Freiwilligendiensten im In- und Ausland und werden über die Initiativen von Aktion Mensch "DieGesellschafter.de" oder "5000xZukunft" finanziell gefördert.
Vermehrt stellt sich die Frage, wie man junge Menschen zu freiwilligem Engagement führen und begleiten kann. Die Erfahrungen des Netzwerkes bilden eine solide Grundlage für weitere Projekte in diesem Umfeld und werden vom Verbund Freiwilligen-Zentren Interessierten zur Verfügung gestellt.