Arm wird ärmer, reich bleibt reich und die Mitte schrumpft
Die Schicht der Bezieher mittlerer Einkommen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft. Ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung ging von 62 Prozent im Jahr 2000 auf 54 Prozent im Jahr 2006 zurück. Entsprechend gestiegen ist der Bevölkerungsanteil an den Rändern der Einkommensverteilung, wobei in der Mittelschicht die Abwärtsmobilität stärker ausgeprägt war als der Aufstieg in höhere Einkommensklassen. Auch während des konjunkturellen Aufschwungs vor der jüngsten Rezession dürfte sich an der relativen Einkommenssituation in der Mitte der Gesellschaft nur wenig verändert haben.
Parallel zur Entwicklung der objektiven Einkommenslage zeigt sich eine signifikante Veränderung der subjektiven Wahrnehmung in der Bevölkerung: Über alle Einkommensschichten hinweg ist festzustellen, dass die „Sorgen um die eigene wirtschaftliche Entwicklung“ zugenommen haben.
Einkommensentwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten
Die Einkommenssituation in Deutschland wird hier anhand der Daten des „Sozio-oekonomischen Panel“ (SOEP) analysiert.1 Die bedarfsgewichteten verfügbaren Jahreseinkommen des jeweiligen Vorjahres2 der Personen in privaten Haushalten sind, gemessen am arithmetischen Mittel, seit Anfang der 1990er Jahre real um gut 1700 Euro oder zehn Prozent gestiegen. Beeinflusst wurde die Entwicklung vor allem vom gesamtwirtschaftlichen Wachstum und von der Veränderung der Arbeitslosigkeit.3 In der Periode schwachen wirtschaftlichen Wachstums bis 1998 lag das mittlere bedarfsgewichtete Jahreseinkommen stabil bei rund 17.000 Euro. Der anschließende Aufschwung hatte einen deutlichen Zuwachs auf über 19.000 Euro (im Befragungsjahr 2003) zur Folge. Seither ist wieder ein realer Einkommensverlust im Durchschnitt der gesamten Bevölkerung zu konstatieren.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander
Diese Veränderungen für die gesamte Bevölkerung geben aber keinen Hinweis darauf, wie sich die Realeinkommen zwischen den Einkommensschichten verändert haben. Im Folgenden wird daher die Entwicklung der Realeinkommen anhand von Dezilen betrachtet. Hierbei ordnet man die Bevölkerung nach der Höhe des Einkommens in zehn gleich große Gruppen (Dezile) ein.
Abb. 1 beschreibt diese Entwicklung zwischen 2000 und 2007. Für diesen Zeitraum zeigt sich für die Gesamtbevölkerung ein Zuwachs bei den verfügbaren Realeinkommen von knapp drei Prozent. Von diesem Zuwachs profitieren aber im Wesentlichen nur die oberen 30 Prozent der Bevölkerung. Im achten und neunten Dezil liegt der Anstieg bei den Realeinkommen bei 3,4 beziehungsweise 5,1 Prozent. Die stärkste Erhöhung mit etwa 17 Prozent ist aber für die einkommensstärksten zehn Prozent der Bevölkerung zu beobachten. Am anderen Ende der Einkommenshierarchie haben im gleichen Zeitraum die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung real rund 15 Prozent ihres Einkommens eingebüßt. Die Schere zwischen armen und reichen Bevölkerungsteilen ist damit weiter auseinandergegangen.
Schrumpfende Mittelschicht
Die unterschiedliche Entwicklung der verfügbaren Realeinkommen geht mit einer Veränderung der Schichtung der Einkommen in Deutschland einher. In Abb. 2 ist die Bevölkerung in Privathaushalten nach relativen Einkommenspositionen dargestellt. Die Gruppierung wurde auf Basis des Medians der bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen normiert (Median = 100). Ausgewiesen werden die Bevölkerungsanteile in Einkommensschichten rund um den Median (90 bis 110 Prozent des Medians) sowie in drei unterdurchschnittlichen und vier überdurchschnittlichen Einkommensschichten. Die Extrempositionen ergeben sich für Personen, die über ein Einkommen von weniger als 50 Prozent beziehungsweise mehr als 200 Prozent des Medians verfügen. Als Mittelschicht wird die Bevölkerungsgruppe mit einer relativen Einkommensposition von 70 bis 150 Prozent des Medians bezeichnet, dies entspricht im Jahr 2007 einem monatlichen Einkommen eines Einpersonenhaushalts von 1000 bis 2200 Euro.
In dieser Abgrenzung umfasste die Mittelschicht in den 1980er Jahren in Westdeutschland stabil rund 64 Prozent der Gesamtbevölkerung – die deutliche Mehrheit der Erwachsenen und deren Kinder. Auch für Deutschland insgesamt lag der Anteil der Mittelschicht 1992 mit knapp 62 Prozent ungefähr in dieser Größenordnung – das entsprach etwas mehr als 49 Millionen Personen – und ist bis 2000 weitgehend stabil geblieben. Seither aber ist die Einkommensmittelschicht geschrumpft und macht nur noch rund 54 Prozent (rund 44 Millionen Personen) der gesamten Bevölkerung aus.
Entsprechend haben die Ränder der Einkommensschichtung an Bedeutung gewonnen. Einen deutlichen Zuwachs der Personenzahl verzeichneten die untersten Einkommensschichten. Personen mit einem Einkommen von weniger als 70 Prozent des Medians machten 2006 über ein Viertel der gesamten Bevölkerung aus; ihr Anteil ist seit 2000 – vor allem im Zusammenhang mit der starken Zunahme der Zahl der Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger – um knapp sieben Prozentpunkte gestiegen.
Der Anteil der einkommensstarken Personen mit einem verfügbaren bedarfsgewichteten Einkommen von mehr als 150 Prozent des Medians lag im Jahr 2006 bei über einem Fünftel und war damit um rund zwei Prozentpunkte höher als im Jahr 2000. Dieser Zuwachs beschränkt sich aber allein auf die Gruppe derer mit dem höchsten Einkommen (mehr als 200 Prozent des Medians), die 2006 rund neun Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten.
Auch der letzte wirtschaftliche Aufschwung hat diese Einkommensschichtung nur geringfügig verändert.
Für das Jahr 2007 zeigt sich nach längerer Zeit wieder eine leichte Zunahme des Bevölkerungsanteils in der hier definierten Einkommensmittelschicht. Dies rührt vor allem von Übertritten von Personen aus der armutsgefährdeten Schicht zur unteren Mittelschicht her, die durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit von vormals Arbeitslosen erklärt werden können.
Wechsel in eine andere Schicht: meistens abwärts
Neben dieser rein beschreibenden Analyse der Veränderung der Einkommensschichtung ist es aus wirtschafts- und sozialpolitischen Gründen interessant, wie sich die Aufstiegschancen und Abstiegsrisiken in der Einkommenshierarchie verändert haben.
Zum besseren Verständnis der makroökonomischen Einflüsse wird die Mobilität zwischen den Einkommensschichten für zwei Fünfjahreszeiträume untersucht: Durch deutliches Wachstum geprägt war der Zeitraum 1996–2000, während 2002–2006 durch Stagnation gekennzeichnet war.4
Vergleicht man die beiden Beobachtungszeiträume, so ist eine klare Verfestigung der Einkommenspositionen festzustellen: Während zwischen 1996 und 2000 rund 54 Prozent aller armutsgefährdeten Personen auch nach fünf Jahren noch in dieser Einkommensschicht waren, lag die Beharrungsquote für den Zeitraum 2002 bis 2006 bei mehr als 66 Prozent.5 Auch am oberen Rand der Einkommenshierarchie hat die Quote des Verharrens in der Einkommensschicht beachtlich – um fünf Prozentpunkte – auf rund 69 Prozent zugenommen. Die Gutgestellten haben ihre Einkommensposition also in der zweiten Periode in einem höheren Maß halten und zum Teil weiter ausbauen können.
Bei der Mittelschicht hat die Stabilitätskennziffer um rund fünf Prozentpunkte abgenommen (rund 75 Prozent gegenüber 79 Prozent im ersten Beobachtungszeitraum). Diese erhöhte Einkommensmobilität der Mittelschicht ging in beide Richtungen, die Abwärtsmobilität überwog dabei aber deutlich. Etwa jede(r) siebte Angehörige der Mittelschicht des Jahres 2002 befand sich 2006 bereits im Bereich der Armutsgefährdung. Dieser Anteil ist um mehr als drei Prozentpunkte höher als für den Zeitraum 1996–2000. Die stärkere Abwärtsmobilität erklärt sich unter anderem dadurch, dass im konjunkturellen Abschwung 2002–2006 das Risiko für Arbeitslosigkeit deutlich größer, ihre Dauer länger und die Höhe von Lohnersatzleistungen durch die Einführung von Arbeitslosengeld II im Vergleich zur Arbeitslosenhilfe deutlich niedriger ausfielen.
Langfristig ein viel wichtigerer Faktor für das Schrumpfen der Mittelschicht ist aber die Veränderung der Struktur der erwerbstätigen Bevölkerung. Gingen im Jahr 2000 noch knapp 64 Prozent nach Ergebnissen des SOEP einer abhängigen Vollzeitbeschäftigung nach, so hat sich dieser Anteil bis 2006 auf 55 Prozent verringert. Abhängig Beschäftigte in Teilzeit- oder geringfügiger Beschäftigung haben demgegenüber deutlich an Bedeutung gewonnen. Diese Arbeitsverhältnisse sind zwar durch unterdurchschnittliche Erwerbseinkommen gekennzeichnet, gleichwohl sind sie – nicht nur unter Verteilungsgesichtspunkten – positiver zu bewerten als Arbeitslosigkeit.
Auf der anderen Seite konnten mehr als elf Prozent der Mittelschicht des Jahres 2002 bis 2006 in die oberen Einkommensschichten aufsteigen. Auch dieser Anteil hat gegenüber dem ersten Beobachtungszeitraum zugenommen: um 1,5 Prozentpunkte. Es kann vermutet werden, dass die zunehmende Bedeutung von Einkommen aus Kapital und aus selbstständiger Tätigkeit zu dieser Aufwärtsmobilität beigetragen hat.6
Sorge um die eigene wirtschaftliche Lage wächst
Die zeitliche Entwicklung objektiver Indikatoren wie des (Real-)Einkommens sagt nichts darüber aus, wie diese Veränderungen von den Menschen bewertet werden. Hinweise hierzu liefern Informationen zur Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation.7 Dabei ist zu erwarten, dass der Anteil der Befragten, die solche Sorgen äußern, in konjunkturellen Schwächephasen (beziehungsweise Aufschwungphasen) tendenziell steigt (sinkt). Aus der Zeitreihe seit 1984 (für Westdeutschland) lässt sich ein genereller Trend einer stärker empfundenen ökonomischen Unsicherheit ableiten: Der Anteil der Menschen, die sich „große Sorgen“ um ihre eigene wirtschaftliche Lage machen, lag bei der Gesamtbevölkerung in den 1980er Jahren nur bei rund 16 Prozent, in den 1990er Jahren in Gesamtdeutschland bei knapp 18 Prozent und jüngst, also auch in den wachstumsstärkeren Jahren 2006 und 2007, bereits bei rund 27 Prozent.
Unter den Einkommensschwachen hat sich der Anteil von Personen, die sich um ihre wirtschaftliche Situation sorgen, im Zeitraum 2001 bis 2004 erwartungsgemäß besonders stark erhöht (Abb. 3). Hier nahm der Anteil derjenigen, die „große Sorgen“ angeben, um mehr als 16 Prozentpunkte auf rund 45 Prozent zu. In der Mittelschicht hat der Anteil derjenigen mit „großen Sorgen“ bis 2005 einen für die SOEP-Messung „historischen“ Höchststand mit mehr als 26 Prozent erreicht. Die aktuelle konjunkturelle Erholung lässt auch für diese Gruppe das Ausmaß an „großen Sorgen“ nur leicht zurückgehen.
Zunehmende Ungleichheit auch beim Vermögen
Neben dem Einkommen wird die Wohlfahrtsposition auch maßgeblich vom Vermögen bestimmt. Das SOEP hat in den Jahren 2002 und 2007 die Vermögenssituation der Personen in Privathaushalten erfasst. Das hier analysierte Gesamtvermögen besteht dabei aus den folgenden Komponenten: dem Wert selbst genutzten und sonstigen Immobilienbesitzes, dem Finanzvermögen in Form von Sparbüchern, festverzinslichen Wertpapieren oder auch Aktien, dem Betriebsvermögen, privaten Versicherungen und wertvollen Sammlungen wie Gold, Schmuck und Kunstgegenständen. Nach Abzug aller Verbindlichkeiten wie Hypotheken und Konsumentenkrediten erhält man das wohlfahrtsökonomisch relevante Nettogesamtvermögen.8
Im Durchschnitt verfügten die Personen ab 17 Jahren 2007 über ein individuelles Nettogesamtvermögen von rund 88.000 Euro und damit über rund zehn Prozent mehr als 2002. Der Median der Vermögensverteilung – der Wert, der die reiche Hälfte der Bevölkerung von der ärmeren trennt – liegt bei nur 15.000 Euro. Dabei besaßen etwas mehr als ein Viertel aller Erwachsenen (27 Prozent) kein persönliches Vermögen oder waren sogar verschuldet, während das reichste Zehntel der Bevölkerung über ein Nettogesamtvermögen von mindestens 222.000 Euro verfügte.
Ordnet man die Personen nach der Höhe ihres Nettovermögens und teilt sie in zehn gleich große Gruppen (Dezile) ein, so zeigt sich, dass das reichste Zehntel 2007 über mehr als 60 Prozent des gesamten Vermögens verfügte (Abb. 4). Darunter hielten die obersten fünf Prozent fast die Hälfte (46 Prozent) und das oberste Prozent fast ein Viertel (etwa 23 Prozent) des gesamten Vermögens. Gegenüber dem Jahr 2002 hat die Konzentration der Nettovermögen im obersten Dezil weiter zugenommen, in allen anderen Dezilen sind die entsprechenden Anteilswerte für 2007 dagegen niedriger oder verharren auf dem gleichen Niveau.
Mehr als zwei Drittel der Gesamtbevölkerung besaßen dagegen kein oder nur ein sehr geringes individuelles Nettovermögen. Die unteren 70 Prozent der nach dem Vermögen eingeteilten Bevölkerung haben einen Anteil am Gesamtvermögen von unter neun Prozent und damit rund 1,5 Prozentpunkte weniger als 2002. Insgesamt fällt damit die Ungleichheit der Nettogeld- und Sachvermögen weitaus stärker aus als die der verfügbaren Einkommen.
Fazit
Die Ungleichheit sowohl der Einkommen als auch der Vermögen hat in den letzten Jahren in Deutschland weiter zugenommen. Bei den verfügbaren Einkommen ist dieser Prozess insbesondere seit dem Jahr 2000 zu beobachten. Eine der Folgen ist ein Schrumpfen der Mittelschicht in Deutschland; die Ränder der Einkommensschichtung haben entsprechend an Bedeutung gewonnen.
Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung ist in der Entstandardisierung von Arbeitsverhältnissen zu sehen, da das sogenannte Normalarbeitsverhältnis von abhängiger Vollzeitbeschäftigung zugunsten anderer Erwerbsformen wie Teilzeitarbeit, geringfügiger Beschäftigung und (Schein-)Selbstständigkeit an Bedeutung verloren hat. Diese Beschäftigungsformen gehen für gewöhnlich mit niedrigen Einkommen und prekären Arbeitsverhältnissen einher.
Ein weiterer Faktor ist in der demografischen Entwicklung zu sehen. Hier ist vor allem der Zuwachs von Einpersonen- beziehungsweise von Alleinerziehendenhaushalten relevant, da bei gegebenen Einkommen mehrere Personen, die zusammenleben und Fixkosten teilen, sich finanziell besser stellen, als wenn sie allein wirtschaften würden.
Letztlich hat auch die Politik einen Beitrag zur steigenden Einkommensungleichheit geleistet. Hier ist vor allem die mehrfache Veränderung des Steuertarifs zu nennen, der vor allem durch die Absenkung des Spitzensteuersatzes zu einer Entlastung von oberen Einkommensbeziehern geführt hat. Mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II wurde zudem per Definition das Transferniveau bei ehemaligen Arbeitslosenhilfeempfängern abgesenkt.
Um den Ursachen einer weiteren Polarisierung der Einkommen in Deutschland zu begegnen, sollte mittelfristig vor allem die Chancengleichheit – insbesondere im Hinblick auf Bildungschancen – erhöht werden, während eine reine Umverteilung nur die Symptome von Ungleichheit bekämpft.
Anmerkungen
1. Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung privater Haushalte, die seit 1984 in Westdeutschland und seit 1990 auch in Ostdeutschland jährlich durchgeführt wird.
2. Zur besseren Vergleichbarkeit der Einkommenssituationen von Personen in Haushalten unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung werden sogenannte bedarfsgewichtete oder Äquivalenzeinkommen berechnet. Im vorliegenden Bericht wird die modifizierte OECD-Äquivalenzskala angewendet. Hierbei erhält der Haushaltsvorstand ein Gewicht von 1, weitere erwachsene Haushaltsmitglieder werden mit 0,5 und alle Kinder bis zum Alter von 14 Jahren mit 0,3 gewichtet. Die Einkommen sind in Preisen des Jahres 2000 ausgewiesen. Der internationalen Literatur und den Empfehlungen der EU-Kommission folgend, werden dem Einkommen auch fiktive Einkommensvorteile aus selbst genutztem Wohneigentum („Imputed Rent“) zugerechnet. In diesem Bericht werden die Einkommen für das Jahr vor dem jeweiligen Erhebungsjahr ausgewiesen. Das heißt zum Beispiel, dass die Angaben der 2006 befragten Haushalte das Einkommen im Kalenderjahr 2005 abbilden.
3. Siehe dazu Frick, Joachim R.; Grabka, Markus M.: Zur Entwicklung der Einkommen privater Haushalte in Deutschland: Zunehmender Einfluss von Arbeitslosigkeit auf Armut und Ungleichheit. In: DIW-Wochenbericht, Jg. 72, Heft 28/2005, S. 429–436.
4. Bei der Gegenüberstellung des zeitlichen Verlaufs konjunktureller Indikatoren und der Jahreseinkommen der privaten Haushalte ist zu berücksichtigen: Grundsätzlich reagieren die Erwerbseinkommen nur verzögert – zum Beispiel über Tarifvereinbarungen und Überstundenhäufigkeit – auf Veränderungen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Zudem beziehen sich die hier ausgewiesenen Einkommen auf das Jahr vor der jeweiligen Erhebung.
5. Hier wird nur die jeweilige Einkommenssituation im Anfangs- und Endzeitpunkt der Fünfjahresperiode analysiert. Eventuelle Einkommensmobilität in den dazwischenliegenden Jahren ist somit nicht berücksichtigt. Die genannten Stabilitätskennziffern sind insofern als Obergrenze des dauerhaft „von Armut gefährdeten“ Personenkreises zu verstehen.
6. So haben die Unternehmensgewinne und Vermögenseinkommen im Zeitraum 2002 bis 2006 rund dreimal so stark zugenommen wie die Arbeitnehmerentgelte. Vgl. Statistisches Bundesamt: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen. Fachserie 18, Reihe 1.1, 2007.
7. Dabei wird nach Sorgen in einer Reihe von Lebensbereichen gefragt. Die vorgegebenen Antwortkategorien lauten „Keine Sorgen“, „Einige Sorgen“ und „Große Sorgen“.
8. Nicht in dieser Vermögensmessung enthalten sind der Wert des gesamten Hausrats, von Fahrzeugen und das Sozialversicherungsvermögen. Insbesondere die fehlende Berücksichtigung des Sozialversicherungsvermögens ist häufig ein Kritikpunkt bei Vermögensanalysen, da diese Vermögenskomponente für die Mehrheit der Bevölkerung den wohl größten Vermögenswert darstellt. Bislang stehen jedoch keine integrierten Mikrodaten zur Erfassung von Geld- und Sachvermögen sowie zu den Anwartschaften an die Sozialversicherung und an Betriebsrenten zur Verfügung. Andererseits weist das Sozialversicherungsvermögen spezifische Charakteristika auf wie Unbeleihbarkeit oder fehlende Veräußerbarkeit, was eine Sonderstellung in der Vermögensanalyse rechtfertigt.