Es müssen sich engagierte Macher finden
Lohnt es sich für Gemeinden, Strukturen in Regionen aufrechtzuerhalten, die von Überalterung
und Landflucht betroffen sind?
Für Kommunen stellt sich mehr die Frage, wie sie trotz knapper werdender finanzieller Mittel einem fortschreitenden Ausdünnen von Versorgungsangeboten begegnen können. Denn sinkende Einwohnerzahlen führen in vielen kleineren Orten ohnehin dazu, dass der letzte Dorfladen, die Arztpraxis oder die Schule schließen. Gerade ältere Menschen belasten die längeren Wege in den nächstgrößeren Ort. Mobile und temporäre Angebote können in entlegenen Regionen ein Mindestmaß an Versorgung sichern.
Sollten Bewohner solcher Regionen dann lieber wegziehen?
Viele haben sich bewusst für ein Leben auf dem Land entschieden. Wegziehen kommt für die meisten nicht infrage. Zudem zeigt sich vielerorts, dass sich die Menschen nicht mit der Abwärtsspirale aus Bevölkerungsrückgang und schlechter werdender Versorgung abfinden wollen. So entstehen gerade in ländlichen Regionen neue Formen der Versorgung - häufig getragen vom Engagement der lokalen Bevölkerung. Sie gründen multifunktionale Dorfläden, ehrenamtliche Bürgerbusvereine und Mitfahrzentralen. Dennoch dürften in schlecht versorgten Orten künftig viele Bewohner vor der Frage stehen, ob sie im Alter in den nächstgrößeren Ort umziehen, um kürzere Wege zum Arzt oder zum Einkaufen zu haben.
Was raten Sie denen, die dableiben und sich engagieren?
Die Lebensqualität in den Dörfern wird künftig zunehmend vom Engagement ihrer Bewohner abhängen - und letztlich auch ihre weitere demografische Entwicklung beeinflussen. Dies zeigt sich auch in unserer Studie "Die Zukunft der Dörfer": In stabilen und wachsenden Dörfern herrscht etwa eine höhere Vereinsdichte als in schrumpfenden. Umso wichtiger ist es, dass sich engagierte Macher finden, die Projekte anstoßen und zum Mitmachen motivieren. Durch die Vielzahl an Ideen und Erfahrungen können die Regionen voneinander lernen. Diese Chance sollten sie auch nutzen.