Ein bisschen Spaß muss sein
Würfeln und Waffeln essen: Hier geht es nicht nur ums leibliche Wohl, sondern um Begegnung und Geselligkeit.Ulrike Fleischmann
Im "Lüderhaus" herrscht munteres Stimmengewirr: Heute ist "Waffelkaffee". Alle 14 Tage organisiert der Bürgerverein "Miteinander - Füreinander" in Großenlüder diese Begegnungsmöglichkeit. Da werden Spiele ausgepackt, Würfel und Karten verteilt, Stühle gerückt, Tische zusammengestellt. Mehr als ein Dutzend Menschen kommen in dem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Haus zusammen. Mancher Besucher wird begleitet oder kommt mit dem Rollator oder Rollstuhl. Für alle ist Platz. Jeder wird freundlich begrüßt. "Zu Hause bin ich alleine. Hier habe ich Spaß und Geselligkeit", erklärt Erika Frebel (86).
In der Küche bereiten Freiwillige einen Waffelteig zu. "Wir wollen hier einen Ort anbieten, an dem sich die Menschen aufgehoben fühlen", sagt die Vereinsvorsitzende Maria Mohr. Der Verein bedeutet der 52-Jährigen sehr viel. "Es ist wichtig, etwas in der Gemeinde zu bewegen. Als Freiwillige kriege ich ganz viel an Dankbarkeit und Freude zurück. Ich fühle mich dann auch beschenkt."
Großenlüder im Landkreis Fulda ist eher eine strukturschwache und ländliche Gegend. Auch wenn es eine gewisse Infrastruktur gibt - es fehlt an Begegnung und niedrigschwelliger Hilfe. Die Vereinsgeschichte ist eine Erfolgsstory: Im Jahr 2011 gegründet, hat der Verein heute bereits 42 ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie bieten Besuchsdienste, Begleitung zu Behörden und Ärzten, Friedhofsfahrten, Einkaufshilfen, Kinderbetreuung und eben den "Waffelkaffee" an. Eine schöne Anerkennung mit motivierender Anschubfinanzierung bedeutete die Verleihung des Elisabeth-Preises 2012. Der Preis wird vom Diözesan-Caritasverband Fulda für besonderes freiwilliges Engagement im Bistum verliehen.
Spenden sind neben Mitgliedsbeiträgen wichtige Pfeiler zur Finanzierung des Vereins. Ortsansässige Firmen werden gezielt als Sponsoren angesprochen. Manfred Hendus (68) ist Gründungsvater und zweiter Vorsitzender. Für den ehemaligen Sozialarbeiter gehört Freiwilligenarbeit zum Leben: "Das Ehrenamt verfolgt mich seit fünfzig Jahren", sagt er schmunzelnd. In zwischenmenschlicher Unterstützung sieht er Potenzial für die gesellschaftlichen Anforderungen der Zukunft.
Jeder kann jedem etwas geben
"Wir wollen einen Ort anbieten, an dem sich die Menschen aufgehoben fühlen", erklärt die Vereinsvorsitzende Maria Mohr.Ulrike Fleischmann
Elisabeth Henke (85) besucht das Kaffeestündchen regelmäßig: "Die Gemeinschaft mit den anderen, das ist das, was zählt. Immer ist es ein schöner Nachmittag!" Ihre Sitznachbarin Moni Pitterlin (66) ergänzt: "Inzwischen treffen wir uns auch privat. Den Impuls haben wir von hier bekommen." Ein wichtiges Ziel des Vereins ist damit erreicht: "Wir wollen Initiativen schaffen. Wenn sich Menschen treffen, die sich sonst nie begegnet wären - das ist ein schöner Erfolg!", formuliert Maria Mohr. Auch bei vielen jungen Leuten, Menschen mit Migrationshintergrund oder Familien mit Kindern fehlt oft jemand, der da ist, zuhört, mit anpackt. An dieser Stelle setzt der Bürgerhilfeverein an. "Wir ergänzen das professionelle Angebot", sagt Mohr.
An neuen Ideen mangelt es nicht: Generationsübergreifende Begegnungen wie ein vom Landkreis initiiertes Leihoma-Projekt für junge Familien oder ein Angebot für Angehörige von Demenzkranken, für das Freiwillige ausgebildet werden, sind in Planung.