Wenn der Schuh drückt, steigen sie ein
Meist ist die erste Frage nur die Spitze des Eisbergs. "Dann wird erst das wirkliche Ausmaß der Probleme sichtbar", erzählt Ute Liebegut, die im östlichen Teil von Vorpommern zwischen Stettiner Haff und den Flüssen Uecker und Randow mit dem "Carimobil" über die Dörfer fährt. An zwei Tagen die Woche legt sie dort täglich an die 250 Kilometer zurück. Sie und ihr Kollege Thomas Olsowski sind Ansprechpartner bei Problemen mit Behörden und bieten Hilfe bei Fragen zu Arbeitslosengeld II (ALG II), Miete, Wohngeld oder auch im Bereich Rente und Schulden.
Ute Liebeguts Startpunkt ist Ueckermünde, eine kleine Stadt mit rund 9940 Einwohnern. Im Plattenbauviertel hält sie an und muss erst mal warten, denn lange Schlangen bilden sich am "Carimobil" nicht. "Die Leute trauen sich nicht", meint die Pflegemanagerin. Doch wenn der Schuh wirklich drückt, steigen sie ein. Weil die Erstgespräche von je 30 Minuten im Bus nicht ausreichen, besucht sie montags und dienstags die Klienten daheim oder begleitet sie zu Behörden. So wie ihr Kollege Thomas Olsowski am Donnerstag und Freitag. Montags und dienstags ist er weiter westlich in Vorpommern unterwegs. "Mittwochs treffen wir uns und besprechen unsere Fälle", berichtet der gelernte Heilerzieher. Ein Austausch, der für beide enorm wichtig sei, habe sich Ute Liebegut doch auf den Bereich Pflege und er selbst sich auf Fragen zum Sozialgesetzbuch II spezialisiert. Zudem können beide auf eine Sozialrechtsexpertin zurückgreifen.
Die Rentnerin versteht nur Bahnhof
Weiter in Altwarp, einem Dorf am Stettiner Haff, trifft Ute Liebegut die 64-jährige Margret Reggentin. Diese lebte lange von ALG II und ist nun in Rente. "Es ist gut, dass es solche Hilfe gibt", denn alleine verstehe sie die Briefe von den Behörden kaum. Ute Liebegut erklärt ihr, dass sie das ALG II immer am Anfang des Monats bekam, die Rente jedoch am Ende gezahlt wird. Auch, dass der Landkreis Vorpommern-Greifswald für den ersten Monat kein Überbrückungsgeld überweist, weiß kaum jemand. "Die, die eh keine Rücklagen haben, bekommen so immer wieder große Probleme", erläutert die Beraterin. Margret Reggentin hat keinen Führerschein. "Wenn man wegen so was nach Greifswald oder Pasewalk muss, ist das echt dumm." Busse fahren kaum noch, und wenn, dann wird aus einem einstündigen Termin eine Tagesreise. Das "Carimobil" holt die Menschen dort ab, wo sie leben.