Stolpersteinen auf der Spur
- "Es waren oft die Untertöne, ob das schon zu verantworten ist und geht's den Kindern gut, es war immer sehr unterschwellig. Und das hat aber etwas sehr Kränkendes."
- "Der Anteil der Männer an Haushalts- und Erziehungsarbeit hat sich ja erhöht, aber auf einem niedrigen Niveau, dass es immer noch lächerlich ist. Ehe sich in dieser Rollenteilung nicht was tut, bleibt die Last unweigerlich bei den Frauen. Weil sie sind diejenigen, die es auffangen."
- "Was ich schon denke ist, dass Hierarchieformen von Führungsstrukturen eher Frauen abschrecken."
- "Frauen sind eher weniger die, die schaumschlägern."
- "Auftreten in einer Männerdomäne, das ist hier intern schon mal schwierig bei gemeinsamen Sitzungen."
Die Aussagen von Führungsfrauen der Caritas zeigen, dass es unterschiedliche Faktoren sind, die den Aufstieg von Frauen erschweren. Um hemmende sowie förderliche Faktoren zu ermitteln, wurde von der Katholischen Hochschule Freiburg eine Studie durchgeführt (Download als Kurz- oder Langfassung am Ende des Beitrags).
Studie spiegelt die Verbandsrealität
29 Frauen und 13 Männer unterschiedlicher Führungsebenen der Caritas wurden zu ihren Sichtweisen und Erfahrungen interviewt. Die Ergebnisse dieser Gespräche lieferten deutliche Anhaltspunkte für die Erarbeitung des Fragebogens, den 329 Führungsfrauen ausgefüllten.
Die Ergebnisse des Fragebogens spiegeln die Realität des Verbandes wieder: Nur relativ wenige der befragten Frauen arbeiten auf der obersten Führungsebene der Caritas-Rechtsträger, etwa als Leitung eines Diözesancaritasverbands oder eines Krankenhauses. Deutlich höher ist der Frauenanteil auf den Ebenen der Abteilungs-, Referats- und Stabstellenleitungen.
Unterschiede in der Karriereplanung
Dies hängt mit unterschiedlichen weiblichen und männlichen Karrieremustern zusammen, die sich in den Interviews widerspiegeln. Viele Frauen berichten von beruflichem Wandel sowie von Auszeiten und Wiedereinstiegen nach Familienzeiten, während die befragten Männer eher lineare Aufstiege beschreiben. Vielfach suchten sie den Aufstieg bewusst über zum Teil mehrfache Ortswechsel - auch wenn die Familie am bisherigen Wohnort zurückbleiben oder gegen ihren Willen mit umziehen musste. Diese Form der Karriereplanung findet sich bei Frauen kaum, vor allem nicht, wenn sie Kinder haben. Der Führungsaufstieg wird eher ortsnah dort realisiert, wo sich der Lebensmittelpunkt befindet.
Dieses Muster des Führungsaufstiegs ohne mehrfachen Ortswechsel ist Grund dafür, weshalb sich kaum Frauen auf obersten Führungsebenen befinden. Auffällig ist auch, dass eine bedeutende Anzahl der Frauen betont, ihre Karriere nicht von sich aus angestrebt und eigenaktiv verfolgt zu haben. In der Regel haben sie die Position auf Anfrage übernommen. Oft habe man sie zur Übernahme einer Stelle überredet, wobei dieser Druck ermutigend gewirkt habe. Auch deutlich wird, wie stark traditionelle Rollenmuster und hiermit verbundene Vorurteile immer noch wirken und die Karriere von Frauen erschweren. Diese Rollenbilder setzen Frauen einem "Rechtfertigungsdruck" aus.