Frauen an die Spitze
Obwohl Frauen über hohe berufliche Qualifikationen verfügen, stellen sie in leitenden Funktionen in zentralen Bereichen des Arbeitslebens immer noch eine Minderheit dar. Besonders gering ist der Frauenanteil im Zentrum der Macht - auf den obersten Führungsebenen. Zudem sind Frauen mit Leitungsverantwortung im Vergleich zu männlichen Kollegen häufig kinderlos.
Als Ursachen für die geschlechtsspezifische Segregation auf Führungsebenen werden gesellschaftliche und in den Unternehmen zu verortende Faktoren diskutiert. Auch spezielle Verhaltensmuster von Frauen wirken sich aus.
Häufig benannt werden folgende Elemente:
- Mutterschaft und traditionelle Rollenmuster in den Familien
- Familiär begründete Unterbrechungen in weiblichen Berufsbiografien, hohe Teilzeitquoten und Dazuverdienerinnen-Modelle
- Unzureichende Unternehmenskulturen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie defizitäre Kinderbetreuungsangebote
- Ausgeprägte Präsenz- und Erreichbarkeitserwartungen in Unternehmen
- Männlich geprägte Bilder von Führungskräften ("Think Manager-Think Male-Phänomen") und wenig weibliche Führungskräfte als Vorbilder
- Frauen in Führungspositionen werden als Ausnahmeerscheinungen und als "Quotenfrauen" betrachtet ("Token Woman-Phänomen")
- Zuschreibung geringerer Kompetenzen an Frauen
- Geringere Aufstiegsorientierung, zögerliche Haltungen sowie schlechte Selbstdarstellungs- und Netzwerkkompetenzen seitens der Frauen
- Geschlossene Männernetzwerke u.a.
Geschlechtergerechtigkeit als Qualitätsmerkmal
Die Verbesserung des Zugangs von Frauen zu Führungspositionen ist in erster Linie eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit: Verbände und Unternehmen haben die Aufgabe für den faktischen Vollzug der Gleichstellung (Gender Mainstreaming) im Arbeitsleben zu sorgen und somit auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken.
Hinzu kommt, dass sich der Verzicht auf Vielfalt in den Führungsetagen als nachteilig im Hinblick auf den Unternehmenserfolg erweist - so das Ergebnis von Studien aus der Wirtschaft. Dies wird auf die größere Perspektiven- und Kompetenzvielfalt gemischter Leitungsteams zurückgeführt, die Entscheidungen umfassender durchdenken und Maßnahmen effektiver umsetzen. So reduzieren sich Gefahren strategischer Fehler und erhöhen sich Erfolgschancen.Auch zu bedenken ist, dass Unternehmen angesichts des demografischen Wandels und des sich abzeichnenden Führungskräftemangels nicht länger auf die Leistung von hochqualifizierten Frauen verzichten können. Mittlerweile schließen junge Frauen die Schule häufiger als junge Männer mit dem Abitur ab und haben auch bei den Hochschulabschlüssen ihre männlichen Altersgenossen überholt.
Vor allem aber ist die Erhöhung des Frauenanteils auf Leitungsebenen ein Impuls, teilweise verkrustete Strukturen und tradierte Geschlechter- und Führungsbilder aufzubrechen.
Das Projekt Gleichgestellt in Führung gehen: Schaffung eines gleichberechtigten Zugangs von Frauen und Männern zu Führungspositionen der Caritas wird im Rahmen des Programms rückenwind - Für die Beschäftigten der Sozialwirtschaft durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.