Wie wirkt sich unsere humanitäre Hilfe aus?
Zur Qualitätssicherung entwickelte Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, gemeinsam mit der Diakonie Katastrophenhilfe ein „Fachkonzept zur Wirkungsorientierung”. Der nun veröffentlichte Report zieht eine erste Zwischenbilanz anhand von zehn Evaluierungen (Download siehe unten).
Schon lange beobachten humanitäre Organisationen die Auswirkungen ihrer Projekte und ziehen daraus Schlussfolgerungen für die kommende Arbeit. In den vergangenen Jahren wurde zu Recht die Forderung erhoben, genauer zu untersuchen, was konkret die geleistete Hilfe im Gesamtkontext bewirkt hat. Es ist vergleichsweise einfach, über die Anzahl verteilter Lebensmittel und Medikamente Rechenschaft abzulegen. Die Messung einer positiven Gesamtwirkung ist weit schwieriger. Wie lässt sich zum Beispiel sicherstellen, dass die nach einer Naturkatastrophe notwendigen Hilfslieferungen nicht den lokalen Markt negativ beeinflussen?
Humanitäre Hilfe braucht eine spezifische Wirkungsbeobachtung
Bei der Entwicklung überprüfbarer Qualitätsstandards sind enorme Fortschritte gemacht worden. Allerdings hat dies teilweise auch zu einer Entkoppelung von Theorie und Projektpraxis geführt. Außerdem fehlt aus Sicht von Caritas international ein spezifischer Ansatz für die Not- und Katastrophenhilfe. Denn während bei langfristigen sozialen Entwicklungsprojekten der Ausgangszustand gründlich analysiert werden kann, um spätere Veränderungen erfassen und untersuchen zu können, ist ein aufwendiger Vorher-nachher-Vergleich in akuten Katastrophensituationen nicht möglich. Hier drängt die Zeit. Und es muss auf Basis einer Bedarfsanalyse schnell gehandelt werden.
Selbstüberprüfung mit Lerneffekt
Wirkungsbeobachtung als Erfolgskontrolle zeigt, ob und wie sich die Situation der Menschen in einem Katastrophengebiet verändert hat. Der Vorher-nachher-Vergleich weist zudem darauf hin, wie künftige Projekte gestaltet werden müssen. Mit dieser Form der Selbstüberprüfung möchte Caritas international sicherstellen, dass die begrenzten Spendenmittel eine maximale Wirkung für die Empfänger(innen) der Hilfe erzeugen.
Caritas international ist darauf angewiesen, den Nutzen und die Wirkung ihrer Arbeit klar und nachvollziehbar zu dokumentieren, sowohl gegenüber der Öffentlichkeit und Spendenden als auch gegenüber geldgebenden Institutionen. Heute genügt es nicht mehr, allein den effektiven Aufwand darzustellen und die Anzahl der Bedürftigen zu benennen, denen geholfen wurde. Die Wirkungsorientierung hilft deutlich zu machen, welche Aspekte der Hilfe in welchem Kontext wichtig sind.
Zehn Erfahrungsberichte als „Best Practice” gewürdigt
Der 2016 vorgelegte Report führt in einem einleitenden Theorieteil in den aktuellen Stand der Debatte ein und gewährt dann ausführlich anhand von zehn Projektbeispielen Einblick in die Praxis der Wirkungsbeobachtung. Die Publikation wurde im Transparenzranking des gemeinnützigen Beratungsinstituts „Phineo” explizit als „Best Practice”-Beispiel gewürdigt. In einem von Spiegel Online Ende 2016 veröffentlichten Ranking wurde Caritas international für ihre erfolgreichen Bemühungen um Wirkungstransparenz ausgezeichnet und landete unter 40 großen Spendenorganisationen in der Spitzengruppe.