Beratung ist unerlässlich
Wenn sich im Laufe einer Schwangerschaft Anzeichen einer möglichen Behinderung des eigenen Kindes zeigen, ist das für werdende Eltern ein Schock. In solchen Krisensituationen leistet psychosoziale Beratung einen entscheidenden Beitrag: Einfühlsam und schrittweise fördert sie eine selbstbestimmte und informierte Entscheidung ohne Druck. Diese Leistung ist unerlässlich.
Über 100.000 Ratsuchende nehmen jährlich das Angebot der katholischen Schwangerschaftsberatung in Anspruch und lassen sich zu Schwangerschaft und Geburt beraten. Besonders Frauen in komplexen und scheinbar unlösbaren Konfliktsituationen, zum Beispiel nach einem positiven pränataldiagnostischen Befund, erhalten in der Schwangerschaftsberatung Unterstützung, Vertraulichkeit und Zeit. Psychosoziale pränataldiagnostische Beratung hat in dieser hochemotionalen und belastenden Situation die Aufgabe, werdenden Eltern beizustehen und sie umfassend zu unterstützen. Denn die Vorfreude auf das Baby wird im Falle einer auffälligen Pränataldiagnostik von Sorgen und Verzweiflung begleitet - bei gleichzeitigem Hoffen, dass zuletzt doch alles gut wird.
In der medizinischen Pränataldiagnostik können Fehlbildungen oder schwere Erkrankungen des Ungeborenen prognostiziert werden. Bluttests zeigen beispielsweise bereits ab der zehnten Schwangerschaftswoche eine statistische Wahrscheinlichkeit für eine etwaige Behinderung (Trisomie 13, 18, 21) des Kindes an. Sollte eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie gemessen werden, reagieren werdende Eltern in den ersten zwölf Wochen - durch statistische Untersuchungen belegt - häufiger mit Schwangerschaftsabbrüchen - mitunter, weil sie befürchten, mit einem behinderten Kind in der Gesellschaft stigmatisiert zu werden. Pränatale Blutuntersuchungen geben allerdings selten ein sicheres Ergebnis. Es ist bekannt, dass der im Jahr 2022 als Kassenleistung zugelassene nicht invasive Pränataltest NIPT bei jüngeren Schwangeren häufig falsch positiv ist. Ihn als einziges Entscheidungskriterium heranzuziehen, ist deshalb nicht geeignet, um über die Weiterführung oder den Abbruch einer Schwangerschaft zu entscheiden.
Um vor diesem Hintergrund eine selbstbestimmte Entscheidung treffen zu können, braucht es eine Beratung, die informiert und zugleich Raum gibt für psychosoziale und emotionale Themen. Nicht selten werden sich werdende Eltern im Beratungsprozess all der Chancen bewusst, die die Geburt und das Leben ihres Kindes bereithalten, und sie lösen sich vom gesellschaftlichen Druck, ein gesundes und perfektes Kind zu haben.