Mehr Frauen in Führung – mehr Rendite?
"Fördere Frauen - poliere die Bilanz": So titelte die FAZ Anfang dieses Jahres auf ihrer Internetseite. Die Süddeutsche fragte in einem Artikel aus dem Jahr 2015: "Sind Frauen in Führungspositionen erfolgreicher?" Schlagzeilen zum Zusammenhang zwischen dem Frauenanteil in Führungspositionen und dem unternehmerischen Erfolg einer Organisation haben Hochkonjunktur: Immer wieder erscheinen Studien, die genau dies nahelegen. Zuletzt machte das Washingtoner Peterson-Institut im Februar 2016 mit einer Untersuchung von 22.000 Firmen in 91 Ländern von sich reden. Die Forscher(innen) stellten fest, dass ein Anstieg des Frauenanteils von null auf 30 Prozent auf den oberen Führungsebenen auch den Gewinn der Unternehmen um 15 Prozent erhöht.
Datenlage ist nicht eindeutig
Inwieweit es sich bei dem geschilderten Phänomen jedoch um Kausalzusammenhänge handelt, bleibt unklar. Kritiker(innen) wie die Management-Expertin Sabine Boerner, Professorin an der Universität Konstanz, weisen auf die uneindeutige Datenlage hin und führen Metastudien an, die die spektakulären Ergebnisse nicht bestätigen. Als Zwischenergebnis bleibt festzuhalten, dass der Komplexitätsgrad von Unternehmensstrukturen hoch ist und direkte Effekte eines höheren Frauenanteils in Führungspositionen daher schwer nachzuweisen sind. Auf dieser Grundlage die Bemühungen um mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Leitung von Caritas-Organisationen aufzugeben hieße jedoch, das Kind mit dem Bade auszuschütten: Zahlreiche Erkenntnisse aus der Managementforschung legen indirekt einen positiven Einfluss eines verbesserten Geschlechtermixes in der Führungsspitze auf den Unternehmenserfolg nahe:
Über die Hälfte der Hochschulabsolvent(inn)en sind mittlerweile Frauen. Studien zeigen auch, dass Frauen nicht grundsätzlich weniger Karrieremotivation mitbringen als Männer. Gelingt es Unternehmen nicht, Frauen in gleichem Maße an Leitungsaufgaben zu beteiligen, sind offenbar nicht immer die Besten zum Zug gekommen. Wenn umgekehrt Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil in Führungsteams eine bessere Performance zeigen, liegt das vermutlich nicht daran, dass Frauen generell die besseren Führungskräfte sind. Vielmehr haben die Organisationen es geschafft, bei der Personalauswahl und -entwicklung auf Vielfalt und Transparenz zu setzen, um tatsächlich die Geeignetsten zu finden - nicht die Bewerber(innen), die den herkömmlichen Suchmustern entsprechen.
Vielfalt bringt Erfolg
Organisationen neigen gemäß sozialpsychologischen Erkenntnissen zu Homogenität, weil Heterogenität stets Unwägbarkeiten mit sich bringt. Führungskräfte werden tendenziell so ausgewählt, dass sie Ähnlichkeiten mit der aktuellen Führungsmannschaft aufweisen. Das ist menschlich, aber nicht unbedingt klug: Studien zeigen, dass gemischte Teams zu kreativeren Lösungen kommen und flexibler sind. Organisationen tun daher gut daran, ihre Führungsebenen entsprechend zu besetzen. Wer wie in der Sozialwirtschaft täglich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen zu tun hat, sollte diese Unterschiedlichkeit auch bei strategischen Entscheidungen einbinden - nicht nur in Bezug auf Frauen und Männer, sondern auch in Bezug auf Generationen, Kulturen und Erfahrungshintergründe.
Geschlechtergerechtigkeit in der Caritas
Unternehmen, die in oberen Führungsebenen keine oder sehr wenige Frauen haben, werden zunehmend als wenig glaubwürdig wahrgenommen. So hat etwa die AllBright-Stiftung mit Sitz in Berlin kürzlich öffentlichkeitswirksam eine "doppelschwarze Liste" derjenigen börsennotierten Unternehmen vorgestellt, die im Vorstand einen Frauenanteil von null Prozent aufweisen und diesen auch nicht zu erhöhen gedenken. Nachhaltiger Wandel in Unternehmen erfordert Umdenken. Im ESF-geförderten Projekt des Deutschen Caritasverbandes "Geschlecht. Gerecht gewinnt" setzen sechs Caritas-Organisationen bis Ende 2018 Elemente einer geschlechtergerechten Organisationskultur um: Gerade Caritas-Unternehmen, die das Ringen um Gerechtigkeit als "Markenkern" haben, tragen damit zu ihrer Glaubwürdigkeit als attraktive Arbeitgeber bei.
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