Alltagsbegleiter in Sozialstationen als zusätzliche Arbeitskräfte
Das Konzept, Alltagsbegleiter(in) für Sozialstationen auszubilden, wurde 2007 aus mehreren Gründen entwickelt: Es gab eine steigende Nachfrage an häuslichen Betreuungs- und Entlastungsangeboten von demenziell erkrankten Menschen und deren Angehörigen. Zeitgleich wurden die Mittel für Betreuungsleistungen seitens der Pflegekassen auf 1200 Euro beziehungsweise 2400 Euro jährlich aufgestockt. Weiter wurde befürchtet, dass Zivildienstleistende, die bislang häufig in diesem Tätigkeitsfeld eingesetzt wurden, den steigenden Anforderungen in der Arbeit mit demenziell erkrankten Menschen nicht gewachsen sein würden. Zudem wurde eine kontinuierliche Betreuung aufgrund der kurzen Zivildienstdauer von neun Monaten immer schwieriger. Besonders im Sommer gab es immer wieder personelle Engpässe. Durch den häufigen Wechsel der Zivildienstleistenden konnten sich die an Demenz Erkrankten nicht mehr an "ihre" Betreuungsperson gewöhnen. Zeitgleich stieg im Kreis Olpe aber auch der Bedarf an hauswirtschaftlichen Hilfen stetig an. Nicht nur bei Senior(inn)en, die die Wohnung gereinigt, Kleidung gewaschen oder eingekauft haben wollten, sondern auch bei Personen, die durch den Caritas-Fachdienst "Ambulant Betreutes Wohnen für psychisch Kranke" Unterstützung erhielten.
All diese Gründe trugen zu der Entscheidung bei, durch eine gezielte Schulung Alltagsbegleiter(innen) auszubilden. In der Presse wurde das neue Schulungskonzept vorgestellt und potenzielle Bewerber(innen) auf eine mögliche geringfügige Beschäftigung bei den Caritas-Stationen aufmerksam gemacht. Circa 80 interessierte Personen - fast ausschließlich Frauen - nahmen an einem Informationsabend teil. Ihnen wurde das Konzept erläutert. Um den Anwesenden das Bewerbungsverfahren zu erleichtern, wurden vorgefertigte Bögen verteilt, mit denen sich Interessierte bei den Caritas-Stationen bewerben konnten.
Etwa 40 Bewerbungen gingen daraufhin bei der Caritas ein. Nach dem Vorstellungsgespräch nahmen zwölf Teilnehmer(innen) an dem ersten Schulungskurs teil. An zehn Abenden wurden den zukünftigen Mitarbeiter(inne)n Hygienevorschriften, grundpflegerisches Basiswissen, Erste Hilfe, Umgang mit Demenz und psychischen Erkrankungen sowie sozialrechtliche Grundlagen vermittelt.
Krankheitsbilder werden erläutert
Zeitgleich mit Schulungsbeginn wurden Dienstverträge geschlossen und die neuen Mitarbeiter(innen) übernahmen erste hauswirtschaftliche Hilfen und betreuende Tätigkeiten.
Die Schulungsabende begannen regelmäßig mit einer Reflexionsrunde, in der über die jeweiligen Einsätze gesprochen wurde. Hier wurden also nicht nur Krankheitsbilder näher erläutert, sondern auch Hilfestellung bei konkreten Problemen gegeben. Die Einbindung in eine Gruppe von Kolleg(inn)en war für viele eine große Erleichterung beim Start in den neuen Arbeitsbereich. Die Qualifizierung wurde dadurch ergänzt, dass die neuen Alltagsbegleiter(innen) examiniertes Pflegepersonal in der ambulanten Pflege begleiteten oder dass sie im "Tagestreff" hospitierten. Die Schulung endete mit einer Kompetenzprüfung: Die verantwortliche hauswirtschaftliche Einsatzleiterin begleitete die Alltagsbegleiter(innen) bei einigen Einsätzen. Hier konnten die neuen Mitarbeiter(innen) ihre Kenntnisse unter Beweis stellen und die Einsatzleiterin den ein oder anderen nützlichen Tipp geben. Durch die Kompetenzprüfung wurde die Schulung insgesamt aufgewertet. Dies wurde durch die Übergabe eines Zertifikates zusätzlich untermauert.
Finanzierbarkeit entscheidet über die Zukunft
Mittlerweile wurden drei Schulungskurse zum/zur Alltagsbegleiter(in) durchgeführt, zuletzt im November 2009. In den Sozialstationen des Caritasverbandes Olpe sind derzeit 64 Alltagsbegleiter(innen) beschäftigt. Ob das Modell in seiner jetzigen Ausprägung Bestand haben wird, ist unsicher. Auch bei einem erfolgreichen Modellprojekt hängt die Zukunftsfähigkeit davon ab, ob es gelingt, bei akzeptablen und bezahlbaren Leistungsentgelten die Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit auch langfristig unter Beweis zu stellen.