Hospizarbeit braucht viele Schultern
Sterben ist Teil des Lebens und gerade in Alten- und Pflegeheimen auch Teil des pflegerischen Alltags. Rund 30 Prozent der Bewohner(innen) sterben im Lauf eines Jahres - in einem Haus mittlerer Größe heißt dies, dass allwöchentlich ein Mensch stirbt. Somit ist Sterbebegleitung nicht ein Aspekt unter vielen, sondern elementare Aufgabe eines Pflegeheims.
Mit ihr verbinden sich besondere psychische und physische Anforderungen an die Mitarbeitenden, eine stärkere seelische Belastung der Mitbewohner(innen) und ein erhöhter Bedarf an unterstützender und begleitender Angehörigenarbeit. Bereits 1992 erstellte eine CBT-Arbeitsgruppe eine verbindliche Orientierungshilfe für die Sterbebegleitung in den CBT-Wohnhäusern.
Pflegesätze decken Sterbebegleitung nicht ab
Das Konzept "In Geborgenheit leben und sterben" vermittelt ein christliches Verständnis von Leben und Tod und enthält neben diesen weltanschaulichen Grundlagen konkrete Hilfen und praktische Handreichungen zur Begleitung und Pflege sterbender Menschen.
Bei allen erkennbaren Ergebnissen und Fortschritten stoßen wir an Grenzen, auch weil der enge Rahmen der Pflegesätze kein Budget für Sterbebegleitung vorsieht. Resignation ist jedoch keine Option, vielmehr sind neue Ansätze gefragt, um Hospizarbeit in Altenheimen nachhaltig zu gewährleisten: die Beteiligung weiterer Akteure, bürgerschaftliches Engagement und alternative Finanzierungsquellen.
Aufgabe der gesamten Gesellschaft
Altenpflege und Sterbebegleitung sind keine Exklusivaufgabe betroffener Familien oder spezialisierter Einrichtungen. Vielmehr werden sich - nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung - zunehmend unterschiedliche Akteure die Verantwortung dafür teilen. Kooperationen, Vernetzung und Öffnung der Einrichtung in den Stadtteil sowie Fundraising gewinnen immer größere Bedeutung. Diesen Weg geht die CBT gemeinsam mit der Bad Godesberger Bürgerstiftung Rheinviertel bereits heute sehr erfolgreich. Die Stiftung finanziert das "integrierte Hospiz" im CBT-Wohnhaus Emmaus. Hier übernehmen Bürger(innen) gesellschaftliche Mitverantwortung. Das integrierte Hospiz ist kein Gebäude, sondern ein Konzept und eine Haltung. Konkret finanziert die Stiftung eine zusätzliche Mitarbeiterin, die als Hospizschwester Sterbenden eine intensivere Begleitung und medizinische Betreuung ermöglicht und auch ihren Angehörigen zur Seite steht. Als examinierte Krankenschwester mit palliativmedizinischem Schwerpunkt leitet sie zudem die beruflich oder ehrenamtlich Mitarbeitenden an. Denn die Verantwortung für die Sterbebegleitung kann nicht an eine "Palliativverantwortliche" delegiert werden. Vielmehr zeigt sich immer wieder, dass die intensive Fortbildung der Mitarbeitenden ein Schlüssel für eine gelingende Umsetzung der Hospizidee im Altenheim ist.
Investition in Weiterbildung
Die umfassende Weiterbildung der Mitarbeiter(innen) hat nicht nur zu höherer fachlicher und persönlicher Kompetenz geführt - sie hat vor allem auch das Bewusstsein geschärft, dass Sterbebegleitung Lebensbegleitung ist. Gleichzeitig wurden der Teamgeist und die Identifikation mit den Zielen des Haus gestärkt. Die bereichsübergreifende gute Zusammenarbeit zum Wohl der Bewohner(innen) zeigt sich zum Beispiel, wenn Küchenmitarbeiter auch zu ungewöhnlicher Tageszeit eine besondere Mahlzeit für einen sterbenden Bewohner zubereiten. Oder wenn hauswirtschaftlich Beschäftigte zusätzliche Bringdienste für Pflegemitarbeiter leisten, damit diese mehr Zeit für die direkte Begleitung einer sterbenden Bewohnerin haben.
Das von der Stiftung finanzierte integrierte Hospiz ist zu einem Alleinstellungsmerkmal des Hauses geworden. Und Palliativpflege wird weiter an Bedeutung gewinnen - als wichtiger Baustein, um "Würde und Selbstbestimmung bis zuletzt" erfahrbar zu machen.