„Man musste vorsichtig sein, was man sagte“
... zum Westen und zu Deutschland:
Bevor ich nach Deutschland flüchten musste, war ich noch nie ins westliche Ausland gereist. Stattdessen kam die Welt zu mir: Über die Internetplattform "Couchsurfing" habe ich bis zum Kriegsausbruch im Jahr 2010 viele, vor allem junge Menschen beherbergt - zum Beispiel aus Kanada, aus England, aus Polen, Russland, Bulgarien oder China. So kam ich in Kontakt mit vielen verschiedenen interessanten Menschen. Deutschland kannte ich vor allem von der Universität: Kant, Marx, Hegel und Holocaust-Literatur.
... zu Syrien und Meinungsfreiheit:
In Syrien musste man sehr vorsichtig sein, mit wem man verkehrte und zu wem man was sagte. Es gab viel Druck und keine Meinungsfreiheit. Das führte dazu, dass ich dort nur mit meinem Freundeskreis oder mit anderen Intellektuellen Kontakt hatte - und mit Ausländern.
... zu Extremismus:
Stellen Sie sich vor: Ein salafistischer Flüchtling hat nach einer lebensrettenden Operation der Chirurgin den Händedruck verweigert, weil sie eine Frau war. Das ist extrem respektlos. Das ist zutiefst undankbar. Solche Menschen sind gefährlich. Wir haben in Syrien erlebt, was es heißt, sie gewähren zu lassen. Deutschland muss seine Meinungsfreiheit schützen. Fundamentalistische Islamisten sollten kein Asyl erhalten. Auch wenn das schwierig ist. Auch sie sind ja auf der Flucht…
... zur Zukunft:
Der deutsche Staat hat mich gerecht behandelt. So sind meine Abschlüsse aus Syrien anerkannt worden. In Syrien habe ich als Dozent an der Universität immer versucht, freundlich und fair zu allen zu sein, egal wo sie herkamen, quasi als Gegengewicht zu der Atmosphäre, die sonst herrschte. Auch hier in Deutschland möchte ich Menschen helfen - egal welcher Religion oder Nationalität sie angehören. Ich würde sehr gerne wieder als Dozent arbeiten. Seit meinem 19. Lebensjahr war ich an der Universität. Die Universität ist meine Heimat.
Aufgezeichnet und aus dem Englischen übersetzt von Petra Ute Mattes, Diplom-Psychologin am Psychosozialen Zentrum für Flucht und Trauma des Caritasverbandes Mainz