Solidarität ist bedroht
Sie leben in derselben Stadt, aber in unterschiedlichen Quartieren, die einen in Villen- und Reihenhaus-Vororten, die andern in Plattenbauten und "sozialen Brennpunkten". Einander nicht mehr zu kennen bedeutet, dass Entsolidarisierung droht. "Hierzulande hat jeder Chancen, und wer sie nicht nutzt, ist selber schuld" - so ein häufig gehörtes Vorurteil, das scheinbar von der inneren Verpflichtung zur Solidarität entbindet.
Dagegen helfen vielerorts Angebote zum Perspektivwechsel: Angehörige der bürgerlichen Mittelschicht besuchen die Brennpunkte, sie begleiten eine Zeitlang wohnungslose, arbeitslose, arme oder pflegebedürftige Menschen in ihrem Alltag. So lernen sie ihre Schwierigkeiten aus erster Hand kennen, erfahren mitunter von den Brüchen in ihrer Lebensgeschichte. Diese Sensibilisierung mündet oft in konkretes solidarisches Handeln. Und schon das Voneinander-Wissen ist ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.