Es liegt so etwas wie Klassenfahrtstimmung in der Luft. Frauen und Männer verschiedener Altersgruppen sitzen im Halbkreis auf einer Waldlichtung. Alle schlagen rhythmisch auf afrikanische Trommeln vor sich. Es fällt gar nicht auf, dass einige dieser Menschen eine Behinderung haben. In der Mitte steht ein großer Mann mit sichtlich guter Laune und treibt den Beat. Sein Name ist Klaus Böhm. Er engagiert sich schon seit 36 Jahren ehrenamtlich bei der Caritas.
Ehrenamt statt Weihnachten mit der Familie
Ursprünglich wollte er nur als Teenager an Weihnachten nicht mit seinen Eltern feiern. Also meldete er sich zum Ehrenamt - und blieb bis heute dabei. Sein persönlicher Akt der Rebellion wurde eine nachhaltige Stärkung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Heute betreut er, neben seiner Arbeit als Busfahrer bei der Caritas, eine Gruppe von Menschen mit Behinderung im Caritas-Förderzentrum St-Laurentius und Paulus. Das liegt etwas abseits von Landau bei Herxheim. Eine Kirche bildet das Empfangsgebäude an der kreisförmigen Anfahrtsstraße mit einem Baum in der Mitte.
Es ist ruhig. Einige meinen, es ist zu ruhig. Zu wenig Kontakt, zu wenig Inklusion. Auch deshalb ist Klaus im Projekt "LiLi - Leben in Landau inklusiv" genau richtig. Platz für Begegnung gäbe es reichlich. Es wirkt fast wie ein kleines Dorf mit eigenen Schulen, Häusern, Cafés, Kindergärten und Parks. Wenn Klaus durch die große Anlage läuft, hat man das Gefühl, dass er praktisch mit jedem im Zentrum befreundet ist. Er erfüllt besondere Wünsche - auch ungewöhnliche.
Das Highlight: Trommelausflüge in den Wald
Er kocht mit einer Gruppe von Menschen mit Behinderung Marmelade und das gemeinsame Mittagessen. Dabei geht es lustig zu. Jeder kann mit entscheiden, was als nächstes gekocht wird, jeder kann Ideen einbringen. Ein Highlight sind aber die von ihm regelmäßig organisierten Trommelausflüge in den Wald. Die sind wie ein fröhlicher Ausbruch aus dem Alltag, mit Busfahrt, Musik, Lachen und Picknick. Überhaupt, die Akustik im Wald! Laut Teilnehmer viel besser, als beim Trommeln im Gemeinschaftsraum.
Gleich beginnt es. Die fröhlichen Trommellehrer Heidi und Okas bringen noch die Kessings, afrikanische Rasselbleche, an ihrer Trommel an. Dann geht es auch schon rhythmisch los. Alle sind voll dabei. Selbst Spaziergänger bleiben stehen, klatschen mit, sind begeistert. Klaus Böhm steht in der Mitte. Er ist glücklich und sagt: "Das Gefühl, Menschen zu helfen, ist nicht mit Gold aufzuwiegen." Er ist der Überzeugung, mehr Menschen sollten sich für ein Ehrenamt entscheiden. Einfach auf andere zugehen. Der Rest kommt von alleine.