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Auswertung
Auf Basis der Cluster-Analyse wurden unter Einbeziehung von 25 demografischen und sozioökonomischen Einflussfaktoren des Fachbereichs Altenhilfe vier Cluster identifiziert, die die regional variierenden Problemlagen typisieren.
Die regionale Verteilung der verschiedenen Cluster fällt sehr unterschiedlich aus. Während im Cluster 3 die westdeutschen Großstädte und viele der kreisfreien Städte sind, umfasst Cluster 4 vor allem viele westdeutsche Landkreise. In das Cluster 1 fallen sowohl westdeutsche kreisfreie Städte wie auch Landkreise mit einem hohen Anteil Älterer. Cluster 2 vereint die Mehrheit der ostdeutschen Kreise.
Die 72 Kreise im Cluster 1 weisen keine klare räumliche Konzentration auf. Sowohl ländliche Kreise aus den nördlichen und westlichen alten Bundesländern, einige Kur- und Ruhestandsorte sowie sozioökonomisch gut gestellte süddeutsche Kreise und kreisfreie Städte sind dem Cluster zugehörig. Insgesamt umfasst Cluster 1 nur 7,9 Millionen Menschen. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 413 Einwohnern je Quadratkilometer nah am Mittelwert aller Kreise.
Die Kreise des Clusters 1 eint ein hoher Anteil an älteren und hochaltrigen Menschen. Nahezu jede(r) Vierte ist 65 Jahre oder älter. Der Anteil der Hochbetagten (mehr als 85 Jahre) liegt bei durchschnittlich drei Prozent und ist in keinem anderen Cluster höher. Dies spiegelt sich auch im Anteil der Pflegebedürftigen wider, der im Schnitt bei 349 je 10.000 Einwohner liegt (Mittelwert aller Kreise: 317 je 10.000 Einwohner). Die stationäre Pflege ist in diesen Regionen mit einem Anteil von 37 Prozent im Clustervergleich am stärksten ausgeprägt, während die häusliche Pflege die niedrigsten Durchschnittswerte aufweist.
Im Schnitt gibt es 157 Pflegeheimplätze je 10.000 Einwohner – mehr als in jedem anderen Cluster. Ursache hierfür könnten die Kurorte und die als Altersruhestandsorte bekannten Kreise im Cluster 1 sein. Hier ist oft nicht nur das Angebot an stationären Pflegeeinrichtungen relativ umfassend, sondern auch die sonstige Infrastruktur und die kulturellen Einrichtungen sind auf die Bedürfnisse Älterer zugeschnitten. Auch das Angebot an Hausärzt(inn)en ist in keinem anderen Cluster besser. Die Ausrichtung auf die Bedürfnisse Älterer trägt vermutlich dazu bei, dass die Kreise des Clusters 1 im Jahr 2012 einen deutlichen Gewinn bei der Altenwanderung verzeichneten. Aber auch der Gesamtwanderungssaldo fällt positiv aus. Dennoch geht die Gesamtbevölkerung bis 2030 vermutlich leicht zurück, während die Anzahl Älterer weiterhin steigt.
Sowohl die durchschnittlichen Steuereinnahmen und der Schuldenstand der Kommunen als auch das mittlere private Haushaltseinkommen liegen nahe am Mittelwert aller Kreise. Nur der Rentenzahlbetrag fällt im Mittel etwas niedriger aus als in den anderen Clustern. Dies könnte daran liegen, dass von den vergleichsweise vielen älteren Einwohnern die Frauen häufig keiner oder nur einer geringfügigen Erwerbstätigkeit nachgegangen sind.
Die Kreise dieses Clusters werden vor allem durch den hohen Anteil Älterer und ambulanter Pflege geprägt. Die 70 Kreise des Clusters 2 umfassen neben dem Landkreis Friesland nahezu sämtliche Kreise der ostdeutschen Bundesländer. Ausnahmen bilden nur die Städte Berlin, Frankfurt/Oder und Schwerin sowie zwei Landkreise in Sachsen-Anhalt. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 277 Einwohnern je Quadratkilometer deutlich unter dem Mittelwert aller Kreise. Insgesamt leben in diesem Cluster 11,8 Millionen Menschen.
In Ostdeutschland zeigt sich der demografische Wandel am deutlichsten. So schrumpfte die Bevölkerung im Cluster 2 im Zeitraum von 2003 bis 2012 mit einem Mittelwert von acht Prozent im Clustervergleich am stärksten. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Die Alterung ist ähnlich weit fortgeschritten wie in Cluster 1. Angesichts der hohen Nettoabwanderung fällt der Anteil an älteren Menschen in diesen Regionen am höchsten aus.
Die hohe Altersstruktur zeigt sich auch in der Anzahl der Pflegebedürftigen. Diese stieg von 2003 bis 2011 um 40 Prozent und damit im Clustervergleich am stärksten. Im Jahr 2011 erreichte sie mit 378 Pflegebedürftigen je 10.000 Einwohner den Spitzenwert unter allen Clustern. Dabei leben in den Kreisen des Clusters noch relativ viele "junge Alte" zwischen 65 und 74 Jahren. Da die Wahrscheinlichkeit eines Pflegebedarfs mit dem Alter zunimmt, dürfte die Anzahl der Pflegebedürftigen weiter steigen. Die ambulante Pflege ist mit einem Anteil von 27 Prozent im Clustervergleich am stärksten, die stationäre Pflege am geringsten ausgeprägt. Angesichts der dünnen Besiedlung der Kreise in Cluster 2 wird die ambulante Pflege jedoch zunehmend zur Herausforderung.
Die finanzielle Situation der Älteren in den ostdeutschen Kreisen scheint auf den ersten Blick recht gut. Der Rentenzahlbetrag ist mit durchschnittlich 915 Euro deutlich höher als in den anderen Clustern. Der Anteil der Älteren, die Leistungen zur Grundsicherung erhalten, ist relativ gering. Diese guten Durchschnittswerte basieren zum einen darauf, dass die heutigen Rentner oft noch eine ungebrochene Erwerbsbiografie aus DDR-Zeiten vorweisen können, zum anderen auf der traditionell hohen Erwerbsbeteiligung von Frauen. Perspektivisch dürfte jedoch der Rentenzahlbetrag sinken, da künftig vermehrt Menschen das Renteneintrittsalter erreichen, die wegen der hohen Arbeitslosigkeit nach der Wende erhebliche Lücken in ihrer Erwerbsbiografie haben. In diese Richtung weisen auch die durchschnittlich geringeren Einkommen der privaten Haushalte. Die Möglichkeit der künftigen Pflegebedürftigen, benötigte Leistungen aus eigener Tasche zu bezahlen, sinkt damit tendenziell.
Diese Entwicklung trifft auf eine schwache Finanzsituation in den Kommunen. Hier werden mit der verhältnismäßig hohen Arbeitslosigkeit und dem sinkenden Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter die Steuereinnahmen immer niedriger. Die Lage der Kommunen wird sich zudem durch das avisierte Auslaufen des Solidaritätszuschlags 2019 und durch die Einführung der Schuldenbremse in den Ländern ab 2020 voraussichtlich verschärfen, außer man findet neue Fördermöglichkeiten in strukturschwachen Regionen.
In diesem Cluster finden sich fast alle Großstädte und kreisfreien Städte Westdeutschlands sowie die Bundeshauptstadt Berlin (80 Kreise mit insgesamt 27 Millionen Einwohnern). Die Bevölkerungsdichte ist mit 1469 Einwohnern je Quadratkilometer im Clustervergleich mit Abstand am höchsten.
Die Altersstruktur der Bevölkerung im Cluster 3 ist eher jung, dementsprechend fällt der Anteil der über 64-Jährigen mit 20 Prozent verhältnismäßig gering aus. Während der Gesamtwanderungssaldo in diese Regionen deutlich positiv ausfällt, weist das Cluster 3 einen negativen Wanderungssaldo für Ältere auf. In der Konsequenz steigen laut Vorausberechnungen bis 2030 zwar auch hier die absoluten Bevölkerungszahlen in der Altersgruppe der über 59-Jährigen im Vergleich zu heute deutlich an. Doch wird der Anteil der Älteren auch noch im Jahr 2030 niedriger als in den anderen Clustern ausfallen.
Typisch für die urbane Prägung der Kreise, weist dieses Cluster den höchsten Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund auf. So hat bei den über 59-Jährigen mindestens jeder siebte einen Migrationshintergrund, bei den über 79-Jährigen ist es immer noch jeder zehnte. Da in den jüngeren Altersgruppen der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund im Allgemeinen höher ausfällt, werden in den nächsten Jahren immer mehr ältere Migrant(inn)en in diesen Kreisen leben.
Entsprechend dem geringen Anteil Älterer fällt auch der Anteil der Pflegebedürftigen mit 292 je 10.000 Einwohner niedrig aus. Das städtische Umfeld der Kreise im Cluster 3 hat jedoch offenbar wenig Auswirkung auf die Art und Weise, wie die Pflegebedürftigen versorgt werden. Wie im Durchschnitt aller Kreise wird fast die Hälfte der Pflegebedürftigen (46 Prozent) privat zu Hause versorgt, 31 Prozent sind in Pflegeheimen untergebracht, und 23 Prozent werden ambulant gepflegt. Trotz des eher geringen Anteils von Älteren und Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung liegt die Zahl des Pflegedienstpersonals, der Pflegeheimplätze und des Heimpersonals je 10.000 Einwohner im Durchschnitt aller Kreise. Insgesamt ist die berufliche Versorgungsstruktur damit ausgeprägter als in den übrigen Clustern. Da Städte auch weiterhin attraktive Stand- und Wohnorte für berufliche Pflegedienste sein werden, wird sich an dieser Situation vermutlich auch künftig wenig ändern.
Die Finanzkraft der Rentner im Cluster 3 ist sehr heterogen. Zum einen fällt der Rentenzahlbetrag am zweithöchsten von allen Clustern aus. Zum anderen ist aber auch der Anteil der Rentner, die Leistungen zur Grundsicherung erhalten, am höchsten. Diese Schere ist typisch für urbane Räume, in denen sowohl wohlhabende ältere Menschen leben, die das Kultur- und Versorgungsangebot schätzen, als auch Ältere mit unterbrochenen Erwerbsbiografien und schwachem sozioökonomischem Hintergrund. Ähnlich uneinheitlich zeigt sich die Finanzlage der öffentlichen Haushalte: Sowohl die Steuereinnahmen der Kommunen je Einwohner als auch der Schuldenstand sind höher als in allen anderen Clustern.
Angesichts der Vielzahl der betrachteten Indikatoren sind in diesem Cluster trotz seiner urbanen Prägung einige Landkreise enthalten, die dem Cluster durch einzelne prägende Indikatoren zugeordnet wurden. Ihre Zugehörigkeit zum Cluster 3 basiert insbesondere auf markanten Werten für folgende Indikatoren: Die Landkreise Herford, Lippe, Hochtaunuskreis und Altöttingen weisen hohe Migrantenanteile auf. Die Kreise Lippe, Ennepe-Ruhr-Kreis, Soest und Altöttingen zeichnen wiederum überdurchschnittliche Werte bei der Altersarmut aus, wobei der Ennepe-Ruhr- und der Hochtaunuskreis zusätzlich noch durch hohe kommunale Schulden gekennzeichnet sind.
Mit 180 Kreisen und 34 Millionen Einwohnern fällt das Cluster 4 mit Abstand am größten aus. Die Bevölkerungsdichte ist dabei die geringste aller Cluster und liegt bei 223 Einwohnern je Quadratkilometer. Das Cluster 4 bildet sich aus fast sämtlichen westdeutschen Landkreisen sowie fünf ostdeutschen Kreisen.
Im Durchschnitt ist der Anteil der Älteren und Hochaltrigen an der Gesamtbevölkerung in den Kreisen des Clusters 4 ähnlich gering wie in den mehrheitlich städtischen Kreisen des Clusters 3. Jedoch altern diese Regionen angesichts eines etwas stärkeren Bevölkerungsrückgangs sowie einer höheren Zuwanderung älterer Menschen stärker als die urbanen Regionen im Cluster 4.
Wenngleich der Anteil der Pflegebedürftigen im Jahr 2011 mit 292 je 10.000 Einwohner im Clustervergleich niedrig ausfällt, ist die Anzahl der Pflegebedürftigen zwischen 2003 und 2011 um 23 Prozent gestiegen. Dieser Trend dürfte sich wohl auch in Zukunft fortsetzen. Dabei nimmt die selbst sichergestellte häusliche Pflege in diesem Cluster mit 50 Prozent im Clustervergleich den höchsten Wert an. Angesichts der sich im Zuge des demografischen und sozialen Wandels verändernden Familienstrukturen wird es eine Herausforderung für die Kreise sein, den wachsenden Pflegebedarf in der Zukunft vermehrt im Rahmen der beruflichen Pflege sicherzustellen.
Die ökonomische Situation der öffentlichen und der privaten Haushalte ist im Mittel positiv zu bewerten. Die Kommunen dieses Clusters weisen leicht überdurchschnittliche Steuereinnahmen auf, und ihr Schuldenstand fällt relativ niedrig aus. Zudem ist das durchschnittliche private Haushaltseinkommen das höchste aller Cluster. Der Anteil der über 64-Jährigen, die Leistungen zur Grundsicherung beziehen, ist ebenfalls recht niedrig. Nur der Rentenzahlbetrag liegt leicht unter dem gesamtdeutschen Mittelwert, was vermutlich an dem höheren Anteil an Rentnerinnen liegt, die im erwerbsfähigen Alter wenig oder gar nicht gearbeitet haben.