Wenn die Schwangerschaft nicht geplant war
"Ich kann mir nicht vorstellen, das Baby zu bekommen!" Mit dieser Sorge wenden sich aufgewühlte Schwangere an die Konfliktberatung der Caritas. Die Gründe dafür reichen von Geldnot bis zu Paarproblemen - sie sind so vielfältig, wie die Frauen selbst. "Konflikte können während einer Schwangerschaft immer auftreten", erläutert Anna Elisabeth Thieser vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Würzburg. "Da ist es für jede Schwangere gut zu wissen, dass sie einen Rechtsanspruch auf Beratung hat und stets zu uns kommen kann."
Ordnung ins Chaos der Gefühle bringen
Einen Termin erhalten Schwangere in Krisen so schnell es geht - in der Regel spätestens nach drei Werktagen. Wer mag, kann anonym bleiben. Am Anfang geht es der Beraterin darum, die Situation der Frau zu verstehen: Steht sie ohne Partner da, fühlt sie sich zu jung, zu alt oder zu krank für das Baby? Muss sie Angehörige pflegen oder hat sie Panik davor, ein behindertes Kind groß ziehen zu müssen?
Das Gespräch ist völlig offen. Ängste, Sorgen, Wut und andere Gefühle sollen ungefiltert zur Sprache kommen. "Erst dann überlegen wir mit der Frau, wie es für sie wäre, das Kind zu bekommen", sagt Thieser. Gemeinsam werden verschiedene Wege durchgespielt und die
Beraterin entwickelt einen ersten kleinen Hilfeplan. "So weiß die Frau, dass wir ihr zum Beispiel dabei helfen könnten, Stiftungsanträge zu stellen, mit ihrem Arbeitgeber zu reden oder eine Wohnung zu finden", erläutert Thieser.
Perspektiven für ein Leben mit dem Kind entwickeln
Was die Beraterin allerdings nicht kann: Der Schwangeren die Entscheidung abnehmen, ob sie das Kind auf die Welt bringen oder abtreiben will. Zumal die Schwangerschaftsberatungsstellen von Caritas und SkF keinen Beratungsschein ausstellen. Der ist nötig, wenn eine Frau ihr Kind bis zur 12. Schwangerschaftswoche legal abtreiben will. Der Caritas sind beide Menschen wichtig: Die Mutter und das Kind - und die Beraterinnen wollen für beide eine Perspektive finden.
Damit die Unterschrift unter den Beratungsschein nicht als Zustimmung zum Schwangerschaftsabbruch missverstanden wird, verfahren die katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen seit 2001 so. Dennoch sind sie für viele Schwangere eine wichtige Anlaufstelle geblieben. "Wir bieten den Müttern die Möglichkeit, sich bei uns mit ihrer Entscheidung für oder gegen das Kind ganz in Ruhe auseinanderzusetzen", erläutert Sozialpädagogin Thieser. Wie sie sich letztlich entscheidet, muss die Ratsuchende nicht mitteilen. "Es geht in unserer Beratung immer darum, für sie Perspektiven aufzuzeigen. Denn wir wissen: Das Leben des Kindes ist nur mit der Mutter zu schützen."