Ich hatte einen Hilfe-Kompass
Ein schwieriger Start
Ich bin Asreen Jalal Ilyas und ich komme aus dem Irak. Die erste Zeit in Deutschland nach meiner Ankunft war sehr schwierig. Ich war alleine mit meinen zwei Söhnen (7 und 10 Jahre alt) - mein Mann ist im Irak geblieben. Unser Aufenthalt in der ersten Phase war sehr schlecht geregelt, denn die Räumlichkeiten in der Notunterkunft waren überfüllt und die Kommunikation mit den Einwohnern aus verschiedenen Ländern und Kulturen fiel mir und meinen Kindern nicht leicht. Die Verständigung mit den Organisatoren beziehungsweise der Aufnahmegesellschaft war ebenso nicht unproblematisch; die deutsche Sprache fehlte uns grundsätzlich.
Integration beginnt mit Deutschlernen
Asreen Jalal Ilyas möchte ihr Studium anerkennen lassen und sich dann beruflich selbstständig machen.Asreen Jalal Ilyas
Mir war klar, dass die Integration und das Anpassen an die deutsche Kultur und Gesellschaft mein nächstes Ziel sein muss und, dass eine gelungene Integration in Deutschland mit dem Erlernen der deutschen Sprache beginnt. Infolgedessen habe ich mich entschieden erstmals die in der Notunterkunft angebotenen Sprachkurse wahrzunehmen. Das war möglich nachdem wir in einer zweiten Notunterkunft in einer anderen Stadt unterbracht wurden. Der Zugang zum Internet war dort sehr begrenzt, jedoch konnte ich mich trotzdem online im Selbststudium durch bestimmte Programme mit der deutschen Sprache auseinandersetzen. Ich erwähne diesen Umstand ausdrücklich, weil es mir gezeigt hat, in welchem Maße ich meine Deutschkenntnisse (bis Niveau A2) in dieser Phase zielstrebig gesteigert habe - trotz der geringen vorhandenen Voraussetzungen. Mein Kommunikationsvermögen konnte dadurch relativ schnell verbessert werden. Nachdem ich die Aufenthaltserlaubnis erhalten habe und schließlich zum dritten Mal umgezogen bin, hatte ich den Anspruch auf einen Integrationskurs, den ich bei der Volkshochschule (VHS) besucht habe. Mein Wille zur Integration durch die Sprache ermöglichte mir das B1- und B2-Niveau zu absolvieren - mit der Bewertung "sehr gut". Zwischenzeitlich habe ich auch, mit Hilfe vom Verein "Meerbusch hilft" eine Wohnung gefunden, worin meine Söhne und ich zurzeit leben.
Meine Schwester war mein Hilfe-Kompass
Seit meiner Ankunft in Deutschland, habe ich viel Hilfe erfahren. Dabei war meine Schwester, die seit zehn Jahren hierzulande lebt sozusagen wie ein Hilfe-Kompass. Mein weiteres Ziel ist es, berufliche Erfahrungen in Deutschland zu sammeln. Dies konnte ich durch die Vermittlung von Fida Soubaiti, der Flüchtlings- und Integrationsbeauftragten des Vereins OBV Meerbusch (Anm. d. Red.: OBV steht für Offenheit, Bildung und Vertrauen) und des Kommunalen Integrationszentrum (KI) Rhein-Kreis Neuss. Nach einer intensiven Schulung beim KI unter der Federführung von Natalia Lüdtke, bin ich befugt eine Gruppe von Eltern mit Fluchterfahrung bei dem Programm "Rucksack" zu begleiten. Die Vermittlung der deutschen Sprache mittels meiner Muttersprache an Menschen mit denen ich ähnliche Fluchterfahrung und Ziele teile, war für mich eine neue und interessante Herausforderung. Ich bin sehr glücklich, dass ich mich auf diese Weise sinnvoll für die deutsche Gesellschaft und meine Landsleute einsetzten kann.
Meine Wünsche für die Zukunft
Für die Zukunft strebe ich eine Anerkennung meines Studiums an, das ich im Irak im Bereich der Informatik abgeschlossen habe. Ich hoffe, dass ich im Rahmen des zur Verfügung stehenden Weiterbildungssystems in Deutschland, für mich und meine Kinder eine sichere Zukunft und berufliche Selbstständigkeit aufbauen kann. An dieser Stelle danke ich herzlich allen Menschen, die mich bislang in Deutschland auf dem Weg begleitet haben und immer noch begleiten.
Autorin: Asreen Jalal Ilyas