Meine Integrationsgeschichte. Von Salar Sulaimann
Ich kam 2013 in Deutschland an und habe in Dortmund einen Asylantrag gestellt. Nach zwei bis drei Monaten wurde ich durch das BAMF (Anm. d. Red.: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) der Landesaufnahmestelle in Lebach im Saarland zugewiesen. In dieser Zeit hatte ich viele Probleme: keine deutsche Sprache, fremde Lebensgewohnheiten, ungewohntes Essen, keine Bezugspersonen und die Diagnose Diabetes. Nach ca. einem halben Jahr wurde mein Asylantrag positiv beschieden.
Die Sprache ist sehr, sehr wichtig
In Lebach habe ich einige kurdische Landsleute kennengelernt. Einer von ihnen hat mir geholfen, in Saarbrücken eine kleine Wohnung zu finden. Das war für mich ein großer Schritt. Durch Vermittlung des Jobcenters konnte ich einen Integrationssprachkurs besuchen, den ich erfolgreich mit der B1-Prüfung abgeschlossen habe. Einen weiteren Kurs (B2-Kurs) besuchte ich dann bei der Volkshochschule. Ich konnte mich jetzt schon gut in der deutschen Sprache ausdrücken. Die Sprache ist sehr, sehr wichtig. Das Jobcenter hat mir empfohlen, mit dem Migrationsdienst des Caritasverbandes in Saarbrücken Kontakt aufzunehmen. Dort bekam ich durch die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) Beratung in vielerlei Hinsicht. Ich bekam auch einen Sprachpaten durch den Migrationsdienst zur Seite gestellt. In dieser Zeit war ich vormittags im Sprachkurs bei der Volkshochschule und am Nachmittag half ich ehrenamtlich als Sprachmittler beim Migrationsdienst des Caritasverbandes. Es gab dort sehr viel zu tun, auch wegen den vielen Flüchtlinge. So konnte ich den Beraterinnen als Sprachmittler helfen. In dieser Zeit haben wir uns kennengelernt.
Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker
Samstags habe ich bei der Saarbrücker Tafel ehrenamtlich geholfen - auch um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Ich wollte aber eine richtige Arbeit und einen Beruf erlernen. Mein großer Wunsch war es KFZ-Mechatroniker zu werden. Aus unterschiedlichen Gründen (ich bin Kurde), blieb mir in meiner Heimat Syrien eine höhere Schuldbildung verwehrt. Auch einen Beruf konnte ich nicht erlernen. Ich hatte keine feste Arbeit und habe auf dem Bau gearbeitet. Meinem Sprachpaten erzählte ich von meinem Traumberuf. Durch Zufall hatte dieser einen Freund, der eine KFZ-Werkstatt betreibt. Dort konnte ich ein Praktikum von zwei Monaten machen. Der Chef war mit mir sehr zufrieden. Er bot mir einen Ausbildungsvertrag zum KFZ-Mechatroniker an, obwohl ich nur acht Schuljahre in Syrien gemacht hatte und mir ein Hauptschulabschluss fehlte. 2016 unterschrieb ich den Vertrag: ein wirklich großer Moment.
Gegenseitiges Vertrauen als Basis unserer Freundschaft
In der Werkstatt hatte ich gar keine Probleme, die Arbeit war für mich einfach und interessant. Der Beginn in der Berufsschule war gar nicht einfach. Ich hatte große Probleme mit dem Rechnen und den Fachbegriffen. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Migrationsdienstes des Caritasverbandes Saarbrücken, die mittlerweile in Rente ist, hat mir viel geholfen. Als immer mehr Fragen aus der Technik auftauchten, kam noch ein Nachbar von ihr hinzu, der sich damit auskannte. So lernten wir zu dritt jeden Samstag für die Berufsschule. Einige Male haben wir gemeinsam verschiedenes unternommen: zum Beispiel Betriebsbesichtigungen, Tag der offenen Tür an der Uni, Spaziergänge in der Umgebung oder Kulturveranstaltungen. Vieles war für mich ganz neu. Einige Lebensgewohnheiten waren mir sehr fremd. Darüber haben wir anschließend gemeinsam geredet. Durch das gegenseitige Vertrauen ist eine Freundschaft entstanden.
Ich lerne viel und habe wenig Freizeit
Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit in der Autowerkstatt. Sprachprobleme hatte ich anfangs mit dem Dialekt, der bei der Arbeit von den Kollegen gesprochen wird. Freizeit habe ich kaum. Ich habe mich auf die Führerscheinprüfung vorbereitet, sie in deutscher Sprache abgelegt und bestanden. Das war ein schöner Erfolg. Jetzt werde ich noch einen weiteren Führerschein machen, um große Anhänger fahren zu dürfen. Das gehört, so meine ich, zu meinem Beruf dazu. Da ich sehr viel lernen muss, um einen guten Abschluss zu bekommen, bleibt mir kaum freie Zeit. Alte Freunde habe ich noch aus der Zeit, als ich in Lebach war und aus den Sprachkursen. Wir treffen uns manchmal in der Moschee. Der Koran mit seinen Lebensregeln gibt mir Halt.
Meine Zukunfstwunsch: eine eigene KfZ-Werkstatt
Neue Freunde habe ich in der Berufsschule gefunden, obwohl diese viel jünger sind als ich. Ich bin sehr stolz, jetzt Klassenbester zu sein. Im Februar 2020 endet meine Ausbildung. Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht. Ich kann mir vorstellen, dass ich noch den Meisterbrief erwerben werde. Dann könnte ich vielleicht eine eigene Werkstatt betreiben und Geld verdienen, um mir ein Haus zu bauen. Eine nette Frau zu finden und viele Kinder zu haben, wäre der nächste Traum. Ob sich meine Träume in der Zukunft erfüllen? Vieles ist möglich, habe ich erfahren. Man muss nur fest an sich glauben und bereit sein viel, viel zu lernen. Und vor allem muss man hilfsbereiten, verlässlichen und vertrauensvollen Menschen begegnen.
Autor: Salar Sulaimann