Eine Sozialplattform für alle
Sozial braucht digital. Mit dieser zentralen Botschaft setzte die Caritas bereits im Jahr 2019 mit ihrer Kampagne ein deutliches Signal dafür, dass die Digitalisierung auch im Bereich der sozialen Arbeit und gesellschaftlichen Partizipation ein großes Potenzial mit sich bringt.
Die bundesweite Sozialplattform ist ein Zugangskanal zu vielen Sozialleistungen in Deutschland. Sie bildet einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung digitaler Sozialleistungen, der auch für die Arbeit von Beratungsstellen von Bedeutung ist. Als Onlineplattform ist sie intuitiv nutzbar, barrierearm und mehrsprachig. Sie bündelt diverse Informationen zu Sozialleistungen, bietet die Möglichkeit, direkt Anträge zu stellen, und bildet sowohl Online- als auch Vor-Ort-Beratungsangebote ab. Angezeigt werden alle nichtkommerziellen Angebote - derzeit laufen allerdings Abstimmungen mit der Suchtberatung, die mit dem Projekt "DigiSucht" einen eigenen Weg aufbauen möchte. Perspektivisch ist eine Selbstbedienungsoption angedacht. Damit können die Beratungsstellen ihre Angaben selbst pflegen.
Aufgebaut wurde die initiale Datenbank mit den jeweiligen Dachorganisationen beziehungsweise Statistikdaten. Mit dem Angebot ist eine wichtige Stufe bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) erreicht.
Schon als die Sozialplattform entwickelt wurde, wurden viele Institutionen und Expert:innen eingebunden. Mit dieser wertvollen fachlichen Expertise ist ein bürgernahes Angebot entstanden. Die Caritas und ihre Einrichtungen sind zum Beispiel über die freie Wohlfahrtspflege in den Steuerungskreis der Sozialplattform integriert oder waren auch in die Konzeption eingebunden.
Die Sozialplattform bietet Service rund um Arbeit und Ruhestand
Um das Onlinezugangsgesetz umzusetzen, hat der Bund sogenannte Themenfelder zugeschnitten. In insgesamt 14 Themenfeldern befinden sich über 575 Verwaltungsleistungen, die thematische Ähnlichkeiten und Zusammenhänge aufweisen. Die Realisierung der Sozialplattform ergab sich aus dem Themenfeld "Arbeit und Ruhestand", für das das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gemeinsam mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) die bundesweite Federführung übernommen hat. Im Rahmen der arbeitsteiligen Umsetzung des OZG schaffen sie nach und nach einen nutzerfreundlichen, digitalen Zugang zu vielen Sozial- und Beratungsleistungen in ebendiesem Themenfeld "Arbeit und Ruhestand".
Länderübergreifend abgestimmte Online-Anträge für Leistungen
Das OZG-Umsetzungsprojekt "Sozialplattform" setzt aktuell 13 OZG-Leistungen nach dem "Einer für Alle (EfA)"-Prinzip um (siehe Infokasten S. 17). Zehn dieser Leistungen sind überwiegend antragsbasiert, wie zum Beispiel Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Die zugehörigen Online-Anträge werden in sogenannten Digitalisierungsstraßen erarbeitet. Ziel der Digitalisierungsstraßen ist es, zu allen antragsbasierten Sozialleistungen einen länderübergreifend abgestimmten Online-Antrag zu konzipieren und zu entwickeln. Zusätzlich werden derzeit drei antragslose OZG-Leistungen umgesetzt, die sogenannten Beratungsleistungen. Zu diesen zählen Sucht- und Schuldnerberatung sowie der Zugang zu Hilfen, um besondere soziale Schwierigkeiten zu überwinden. Um diese Leistungen anzubieten, werden Zusatzfunktionalitäten wie der Beratungsstellenfinder, die Terminmanagementfunktion sowie die Chat- und Videoberatungsfunktion implementiert. Im Bereich der Suchtberatung stehen die Projekte Sozialplattform und DigiSucht im Austausch, um die Abgrenzung zu schärfen und die Synergien zwischen den Projekten zu ermitteln.
Seit dem 14. März 2022 ist die Beta-Version der Sozialplattform online. Die Plattform wird kontinuierlich um weitere Inhalte und Funktionen ergänzt und soll perspektivisch ein trägerunabhängiges Themenportal werden. Vieles ist jedoch schon heute möglich. So kann zum Beispiel in bereits angebundenen Pilotkommunen der Antrag auf Hilfe zum Lebensunterhalt online ausgefüllt und abgesendet werden. Für zahlreiche Sozialleistungen, wie beispielsweise Arbeitslosengeld II, Bafög, Kindergeld oder Wohngeld, werden umfassende Informationen angeboten. Ebenso werden Nutzer:innen unkompliziert zum jeweiligen Online-Antrag geführt. Zukünftig können Hilfesuchende mit dem Sozialleistungsfinder auf der Plattform selbstständig erste Hinweise erhalten, auf welche Sozialleistung möglicherweise Anspruch besteht.
Mehrwert für Bürger:innen und Beratungsstellen
Die Sozialplattform schafft durch gebündelte Informationen einen Mehrwert für Bürger:innen, die Hilfe und Beratung suchen. Mit dem Beratungsstellenfinder können sie passende Beratungsangebote in der Nähe finden. Die Beratungsstellen ihrerseits können zum Beispiel Informationen zu fachlichen Schwerpunkten, Erreichbarkeit und Kontaktinformationen angeben.
Darüber hinaus wird es zukünftig möglich sein, auf der Sozialplattform Beratungstermine direkt online zu buchen. Beratungsstellen werden entlastet, da Termine mit dieser Funktion auch außerhalb der Sprechstunden gebucht werden können. Ebenso wie der Beratungsstellenfinder ermöglicht auch die Terminmanagementfunktion einen niedrigschwelligen Einstieg in die Beratung.
Bürger:innen können zusätzlich zum Beratungsangebot direkt vor Ort eine Beratung per Chat oder Videcall wahrnehmen. Dies wird auch unter Nutzung eines Pseudonyms möglich sein. Die Funktion ist auch für weniger mobile Personenkreise attraktiv und mindert mögliche Hemmschwellen.
Die oben genannten Funktionen sollen im Laufe des Jahres auf der Sozialplattform zugänglich sein. Für den Beratungsstellenfinder werden derzeit Datensätze redaktionell bearbeitet und technisch implementiert. Zukünftig werden Beratungsstellen die Möglichkeit haben, ihre Daten, wie zum Beispiel Öffnungszeiten, über eine Self-Service-Funktion selbst auf der Seite zu pflegen.
Expert:innen sind eingebunden
Der Dialog und die Zusammenarbeit mit Expert:innen aus der Praxis ist allen Projektverantwortlichen der Sozialplattform ein wichtiges Anliegen. Neben den Mitarbeitenden des MAGS NRW und des BMAS sind daher deutschlandweit Projektpartner:innen eingebunden, die mit ihrer Expertise die Entwicklung der Sozialplattform unterstützen. Dazu gehören unter anderem Verbände und Träger der freien Wohlfahrtspflege, Vertreter:innen der Beratungsstellen wie auch Kommunen und Fachexpert:innen aus verschiedenen Bundesländern. Die bundesweite Einbindung ist nicht nur für die breite Expertise wichtig, sondern unterstützt auch das Ziel, ein attraktives, länderübergreifendes digitales Angebot für Sozialleistungen zu schaffen. In Arbeitsgruppen und Workshops werden daher Inhalte diskutiert und erarbeitet. Vom Informationstext bis hin zum Antragsformular gilt es, bundesweit gültige Informationen zusammenzutragen.
Neben der Mitarbeit in den Arbeitsgruppen gibt es noch weitere Optionen, um den Austausch zu fördern. So werden in Dialogforen verschiedene Gruppen über die Ziele der Sozialplattform und einzelner Vorhaben informiert, um das Leistungsangebot transparent zu machen. Damit die Plattform von Institutionen, Beratungseinrichtungen und hilfesuchenden Bürger:innen bestmöglich genutzt werden kann, gibt es zudem Nutzertests. So gelingt es, einzelne Fragestellungen und Funktionalitäten im Praxischeck zu optimieren.
Die konkrete Einbindung von Expert:innen sowie Institutionen ist ein Prozess, bei dem Hürden in ganz unterschiedlicher Höhe zu nehmen sind. Von der Organisation des Austauschs bis hin zum Konsens und zur Finalisierung von Inhalten ist jeder Teilbereich komplex. Aus Sicht der Projektverantwortlichen ist dieser wertschöpfende Prozess entscheidend für den Erfolg. Denn nur mit einer breiten Zu- und Abstimmung wird die Sozialplattform zu einem echten Mehrwert für alle Zielgruppen.
Anmerkung
1. Die Beta-Version eines Programms ist eine noch nicht ganz fertiggestellte Version. Sie existiert in ihren Grundfunktionen, muss aber noch weiter aktualisiert und auf Fehler geprüft werden. Wichtig ist: Die Daten sind sicher und werden datenschutzkonform verarbeitet. Siehe https://sozialplattform.de
Energiekosten in der Pflege
Wohlfahrt als Plattform
Digitale Teilhabe heißt soziale Teilhabe
Frischer Wind in der Arbeitswelt
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}