Die Potenziale im Umfeld nutzen, um gut versorgt zu sein
In unserer Gesellschaft nimmt der Anteil alter und hochbetagter Menschen immer stärker zu. Die meisten von ihnen wünschen sich, wenn sie hilfe- und pflegebedürftig werden, dass sie im eigenen Zuhause, im näheren Umfeld, in ihrem Wohnquartier betreut, versorgt und gepflegt werden. Diese Entwicklung stellt die Versorgungsstrukturen der Altenhilfe vor große Herausforderungen. Die Hilfeleistungen der Dienste und Einrichtungen der Caritas werden in der jetzigen Form allein nicht mehr ausreichen. Ein guter Lösungsansatz ist die Sozialraumorientierung und die stärkere Aktivierung ehrenamtlicher Kräfte.
Damit sich Lebensqualität im Alter auch in einer stationären Pflegeeinrichtung gut entfalten kann, bedarf es einer Vielfalt von Mitwirkenden. So können auch Altenheime durch die Interaktion zwischen Einrichtung und Sozialraum von den Ressourcen des Sozialraumes profitieren und umgekehrt.
Um erfolgreich engagierte Ehrenamtliche zu gewinnen und Win-win-Situationen herbeizuführen, ist es, neben vielen anderen Aspekten, notwendig, sowohl die eigenen als auch die Ressourcen des Sozialraumes zu kennen. Dies gelingt mit einem Check in Form einer Ressourcenkarte, einem Instrument aus der Sozialen Arbeit. Bei dieser Herangehensweise werden Stärken und Potenziale betrachtet.
Um herauszufinden, welche eigenen Ressourcen zur Verfügung stehen, aber auch welche Ehrenamtlichen, Kooperations- und Netzwerkpartner mit ihren "Schätzen" für eine Zusammenarbeit infrage kommen, wurde für das Mutter-Rosa-Altenzentrum in Trier eine Ressourcenkarte erstellt, die folgende vier Analyseaspekte in den Blick nimmt:
Persönliche Ressourcen und Kompetenzen
Die körperliche Konstitution, geistige und emotionale Fähigkeiten, Lernbereitschaft, Methodenvielfalt, Erfahrungshintergrund, Einstellungen, Selbstständigkeit und Motivation der Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen werden dabei analysiert.
- Körperliche Konstitution: körperlich fit, beweglich, gesund, körperliche Kräfte. Geistige Fähigkeiten: geistig beweglich, logisches Denken, Ideenreichtum, Fantasie, Kreativität.
- Emotionale Fähigkeiten: die eigenen Emotionen kennen, Gefühle der Situation angemessen handhaben, intuitiv, sensibel, präsent, authentisch, frustrationstolerant, herzlich, empathisch.
- Bildung, Lernbereitschaft, Fähigkeit zur Selbstreflexion; Fähigkeit, sich in Strukturen bewegen zu können.
- Methodenvielfalt: Zeitmanagement, Projektmanagement, Reden aufbauen und strukturieren, Inhalte zielgruppengerecht vermitteln, frei vor Gruppen sprechen, komplexe Inhalte strukturieren und anschaulich gestalten, Beschreibungs- und Darstellungstechniken kennen, Präsentationstechniken und die dazu nötigen Hilfsmittel gezielt einsetzen, Sitzungen strukturiert leiten, Aussagen auf den Punkt bringen, Problemlösefähigkeiten.
- Eigene Erfahrungen.
- Haltung, Einstellungen, Glaubenssysteme: leistungsbereit, verantwortungsbewusst, diskret, pflichtbewusst, zuverlässig, diszipliniert, einsatzbereit, belastbar, sorgfältig, Übersicht und Ruhe in der Hektik bewahrend, ausdauernd, durchhaltend, eigene Kräfte realistisch einschätzend, realitätsbewusst, humorvoll.
- Selbstständigkeit: eigene Fähigkeiten richtig einschätzen und präsentieren, Initiative ergreifen, eine eigene Meinung vertreten, entscheidungsfähig, sich behaupten, Verantwortung für eigenes Handeln übernehmen, Initiative ergreifen, sich durchsetzen.
- Motivation.
Soziale Ressourcen und Kompetenzen
Betrachtet werden die sozialen Beziehungsnetzwerke von Mitarbeiter(inne)n und Ehrenamtlichen. Hier gibt es zahlreiche Beziehungen, die genutzt werden können: Verwandte, Partner, Freunde, Kolleg(inn)en, fachliche Netzwerke. Der Blick wird ebenso auf die Kompetenzen wie Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, interkulturelle sowie inklusive Kompetenzen gerichtet.
- Kommunikationsfähigkeit: mit anderen in Beziehung treten, tolerant sein, Sprache an Empfänger anpassen, Feedbackmethoden kennen und anwenden, nonverbale Signale wahrnehmen und aufnehmen, konsensfähig sein, sich kurz gefasst, prägnant und verständlich ausdrücken, Wirkung eigener Botschaften richtig einschätzen, nötige Distanz halten, interkulturelle Werte in die Kommunikation miteinbeziehen.
- Konfliktfähigkeit: zwischen Sachebene und persönlicher Ebene unterscheiden, andere Meinungen anhören und nicht vorschnell werten, mit Niederlagen umgehen, konstruktive Kritik anbringen und angemessen auf Kritik reagieren, Konflikte erkennen - direkt ansprechen und dort lösen, wo sie sind, Nein sagen, Meinungsverschiedenheiten ansprechen und bereinigen, Aggressionen bei sich und anderen zulassen und schöpferisch damit umgehen.
- Teamfähigkeit: zusammen Lösungen erarbeiten, eigene Kenntnisse einbringen und weitergeben, Fähigkeiten von anderen wahrnehmen und wertschätzen, getroffene Entscheidungen akzeptieren, sich an Arbeitsstrategien und Vereinbarungen halten, Mitverantwortung für Arbeitsergebnisse tragen.
- Verhandlungsfähigkeit: Strategien für das eigene Vorgehen entwickeln und die eigenen Interessen vertreten können, selbstsicheres und souveränes Auftreten.
- Interkulturelle und inklusive Kompetenz: Bewusstsein über die vorherrschenden Unterschiede verschiedener Kulturen, Fremdsprachenkompetenz beziehungsweise Lernbereitschaft.
Materielle Ressourcen
Aufgelistet werden hier materielle Dinge, die für die Arbeit mit Ehrenamtlichen hilfreich und förderlich sind.
- Budget für die Ehrenamtsarbeit (personelle Ressourcen, Zeit und Geld für Akquise, Anleitung, Begleitung, Schulung, Weiterbildung von Ehrenamtlichen und Anerkennungskultur);
- barrierefreie Räume, die zur Verfügung gestellt werden können, barrierefreier Aufzug für sehbehinderte Ehrenamtliche;
- Fahrzeuge, Fortbewegungsmittel, die eingesetzt werden können (Dienstwagen und Kleinbus);
- Bibliothek mit Zugang zu Büchern, Fachzeitungen und Zeitschriften;
- Parkanlage, überdachte und freie Terrassen;
- Restaurant;
- Kapelle;
- Computer, Drucker, Büroausstattungen, Büromaterial (auch für Ehrenamtliche bei Bedarf zugänglich);
- Internetzugang, Telefonanlage;
- Medien, Musikanlage, technisches Equipment, technischer Dienst;
- Instrumente (Flügel, Orgel, diverse Klangmittel);
- Kostüme (für Faschingsveranstaltungen und Theateraufführungen von Ehrenamtlichen);
- Spiele (Spielesammlungen und Biografiematerial);
- Arbeitskleidung, Kleidung für Ehrenamtliche.
Sozialräumliche Ressourcen
Zusammengestellt werden hier die Kooperationen und Netzwerke der Einrichtung wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Ehrenamtsagentur, der Universität, den Gymnasien, Kindergärten, kirchlichen und städtischen Einrichtungen.
- Ehrenamtsagentur der Stadt Trier;
- Universität, Hochschule, Gymnasien der Stadt (junge Ehrenamtliche können soziale Kompetenzen erwerben);
- Kindergarten;
- städtische Musikschulen;
- kirchliche Institutionen/Kirchengemeinde (Gemeindecaritas);
- katholische Erwachsenenbildung, Frauengemeinschaften, Besuchsdienste;
- Sozial- und Gesundheitsamt;
- Ärzte, Zahnärzte, Apotheke (Kooperationsvereinbarungen);
- gewerbliche Dienstleistungsangebote (Eisdiele, Metzger, Bäcker);
- Seniorenbüro;
- Seniorenbeauftragte der Stadt, Sicherheitsbeauftragte für Senior(inn)en;
- Kommunalverwaltungen;
- Wahllokal im Mutter-Rosa-Altenzentrum Trier;
- Nachbarschaftsnetzwerk, Nachbarn;
- ambulanter Hospizdienst.
Die vier Bereiche persönliche Ressourcen und Kompetenzen, soziale Ressourcen und Kompetenzen, materielle Ressourcen und sozialräumliche Ressourcen geben einen guten Gesamtüberblick über die erstellte Ressourcenkarte, die bei Bedarf erweitert, ergänzt und qualitätssichernd angepasst werden kann.
Die Ressourcenkarte kommt vor allen zum Einsatz, um Ehrenamtliche und Kooperationspartner in bestimmten Tätigkeitsfeldern einzusetzen. Weiß man aufgrund der Ressourcenkarte etwa, welche Ehrenamtliche ein Instrument spielen, steht einem musikalischen Projekt nichts mehr im Wege. Auch Bewohner(innen) in einer stationären Einrichtung wollen an der Digitalisierung teilhaben. Sei es, um im Internet einzukaufen, eine E-Mail zu schreiben oder über Skype mit den Enkelkindern zu kommunizieren. Hier ist es gut zu wissen, welche der Ehrenamtlichen Computer- oder Internetkenntnisse haben.
Die Ressourcenkarte trägt auch zur Qualitätssicherung bei. Heimleitung, Ehrenamtskoordination und Leitungsteam können sich so schnell einen Überblick verschaffen, welche Ressourcen die Einrichtung hat. Diese können bei einem Personalwechsel jederzeit abgerufen werden.
Die Familien selbst sind die Experten für ihre Lebenswelt
Besser zusammenleben durch Quartiersarbeit
Damit die Aggression nicht übernimmt
Die Allgemeine Sozialberatung ist persönlich
Leistungskürzung der Pensionskasse
Willen der Pflegenden respektieren
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}