Ökosozialer Einkauf - glaubwürdige Einrichtung
Die Kirchen in Deutschland kaufen jährlich Produkte für mehr als 60 Milliarden Euro ein: von Computern, Autos und Büromöbeln bis zu Baumaterial. Dem Klimaschutz nutzt die enorme Einkaufsmacht bisher kaum: Christliche Verwaltungen, Gemeinden, Schulen und Krankenhäuser schauen auf den Preis; Energieverbrauch und andere ökologische Kriterien zählen nur bei wenigen Beschaffer(inne)n. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des Umweltbundesamtes (vgl. www.blauer-engel.de, Pressemeldung vom 10. Mai 2010).
Ziel des Projekts „Zukunft einkaufen“ ist es, durch „Volumenverminderung“, „Volumenbündelung“ oder „Entwicklung von Qualitätsstandards (Label)“ den Markt zu verändern. An diesem gemeinsamen Ziel arbeiten 200 evangelische und katholische Einrichtungen in Deutschland. In den letzten 30 Monaten ist ein Management-Werkzeug entstanden, das kirchlichen Einrichtungen beim ethischen Einkauf hilft.
Der erste Schritt ist die Bestandsaufnahme der Beschaffungssituation in der Einrichtung. Auf dieser Basis wird ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess möglich. Dabei geht es neben umweltgerechterer Beschaffung auch um ökonomische Einsparungen. Vor der Verbesserung der Qualität steht die Optimierung der Quantität. Vorhandene Einkaufsrichtlinien sowie (in-)offizielle Standards werden betrachtet. Entscheidend ist bereits hierbei die bereichsübergreifende Diskussion unter haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden über das Einkaufs- und Konsumverhalten der Einrichtung, die durch die Bestandsaufnahme angeregt wird.
Der zweite Schritt gilt der Entwicklung von Verbesserungsstrategien. Das Team der Einrichtung bewertet mit externer Hilfe die Ergebnisse der Bestandsaufnahme, um eine Kennzahlentabelle zu erstellen. Diese gestattet der Einrichtungsleitung oft erstmals einen Überblick über die Schwerpunkte der eigenen Beschaffung.
Der dritte Schritt beschäftigt sich mit den Schwachstellen, aber auch Stärken der Einrichtung. Mit neuem Wissen können die Führungskräfte einen Maßnahmenplan aufstellen, der kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Verbesserungen umfasst. In dieser Phase entwickeln die Mitarbeiter(innen) gemeinsam mit der Leitung oft ein neues Verständnis für ihre jeweilige Rolle innerhalb der Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens.
Im vierten Schritt, der ökologisch fairen Beschaffung, geht es darum, notwendige Strukturen zu etablieren. In jeder Einrichtung sollte es Beauftragte geben, die geplante Einkäufe koordinieren. Dies kann eine einzelne Person erfüllen; in großen Einrichtungen wird jedoch oft eine Delegation an verschiedene Zuständige nötig sein. Dazu bedarf es einer Beschaffungssatzung, die den Prozess der Beschaffung im Detail regelt. Dazu gehört eine Liste, die festlegt, welche Lieferanten welchen Bereich beliefern und wie die Qualität geprüft wird. Nach diesem vierten Schritt steht in der Einrichtung ein sich selbst tragendes Beschaffungssystem.
Im fünften Schritt zieht die Einrichtung aus der optimierten Beschaffung Gewinn. Oft werden finanzielle Einsparungen bis zu einem Viertel erzielt – bei verbesserter Qualität. Grund genug, nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Lieferanten, die Mitglieder der Kirchengemeinden, Spender(innen) und weitere Partner zu informieren: Das ökologisch glaubwürdige Wirtschaften wird zu einem Aushängeschild der Einrichtung.