Weiterbildung erwünscht, doch wer zahlt?
Die Wichtigsten Ergebnisse der Trendanalyse 2008 des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) im Sektor der beruflichen Weiterbildung werden im Folgenden mit den Daten der Fortbildungs-Akademie des DCV verglichen. Die Analyse zeigt, dass die seit einigen Jahren sinkende Beteiligungsquote in der beruflichen Weiterbildung gestoppt ist und nach dem Einbruch in den letzten Jahren wieder leicht zunimmt. Sie liegt auf relativ niedrigem Niveau bei 26 Prozent der Gesamtbevölkerung im Jahr 2007. Die Zunahme ist in der Fortbildungs-Akademie verstärkt erkennbar: 2007 haben mit 2970 um 50 Prozent mehr Caritas-Mitarbeiter(innen) als im Vorjahr an Fortbildungen teilgenommen.
Nach wie vor gelingt es der Trendanalyse zufolge kaum, Geringqualifizierte zur Weiterbildungsteilnahme zu bewegen. Menschen mit guter Schulbildung sehen für sich den größten Weiterbildungsbedarf. Die Zielgruppe der Fortbildungs-Akademie sind Fach- und Führungskräfte in der Caritas, daher nehmen vor allem Menschen mit hohem Bildungsniveau Lernangebote wahr: 72 Prozent der Teilnehmenden haben einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss, 27 Prozent eine Fach(schul)ausbildung. Die Geschlechterdifferenz in der Weiterbildung nimmt laut DIE ab: Frauen haben aufgeholt und ziehen mit den Männern fast gleich. In der Fortbildungs-Akademie ist der Frauenanteil mit 56 Prozent (2004) und 60 Prozent (2007) seit Jahren hoch. Immer häufiger werden maßgeschneiderte Fortbildungen für Personen, Betriebe und Gruppen angeboten. Vor allem in der beruflichen Weiterbildung lässt sich ein Trend zu kürzeren Maßnahmen erkennen. Die Fortbildungs-Akademie setzt sowohl auf kurze als auch auf längerfristige Fortbildungsangebote, um unterschiedlichen Lernanforderungen gerecht zu werden.
Die Weiterbildungseinrichtungen reagieren auf die Herausforderungen des Marktes mit Kooperationen mit anderen Einrichtungen und Hochschulen. 83 Prozent der befragten Einrichtungen kooperieren laut Trendanalyse schon und wollen dies noch ausbauen. Die Fortbildungs-Akademie arbeitet mit anderen Caritas-Akademien (www.caritas-akademien.de) und Hochschulen zusammen und ist geschäftsführendes Mitglied im Netzwerk Qualität in der verbandlichen Caritas (www.caritas-bildungsnetzwerk.de).
Staat zieht sich zurück
In politischen Debatten wird stets betont, wie wichtig es sei, die Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen. Angesichts der Ergebnisse der Analyse scheint dies reine Rhetorik zu sein. Auch das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Weiterbildungssparen1 wird aufgrund der Begrenzung der Prämie auf 154 Euro keine großen Auswirkungen haben. Im Gegenteil, die Analyse belegt, dass sich der Staat aus der Weiterbildungsfinanzierung zurückzieht: Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist von 1,48 Prozent (1996) auf 1,05 Prozent (2006) gesunken. Gleichzeitig stieg der Anteil an privater Finanzierung. Am häufigsten zahlten in den letzten Jahren die Unternehmen.
Nach Statistiken der Fortbildungs-Akademie übernehmen bei rund 70 Prozent der Teilnehmenden die Dienstgeber die Kosten. Den Trend zur Privatfinanzierung stützen die Zahlen der Fortbildungs-Akademie nicht. Der Anteil der Selbstfinanzierer liegt seit Jahren bei rund sechs Prozent. Die Kombination aus Dienstgeber- und Selbstfinanzierung sank von 19 Prozent (2004) auf 14 Prozent (2007). Klar ist, dass die Anforderungen des lebenslangen Lernens einen deutlich höheren Ressourceneinsatz erfordern. Wenn die Finanzierung vermehrt zur Privatsache wird, werden dadurch Wachstums-, Qualifikations- und Partizipationschancen eingeschränkt.2
Anmerkungen
1. Das Weiterbildungssparen soll Bürger(innen) mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei der Finanzierung von beruflichen Qualifikationen unterstützen. Siehe dazu: www.bmbf.de/de/7342.php
2. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - DIE (Hrsg.): Trends der Weiterbildung : DIE-Trendanalyse 2008. Bielefeld, 2008, S. 98.