Häufig gestellte Fragen zu Medien- und Handysucht
- Wie viele Stunden am Handy sind "normal"?
- Ab wann bin ich medien- oder handysüchtig?
- Was genau ist eine Medien- oder Handysucht?
- Können auch Computerspiele, Pornos oder Social-Media süchtig machen?
- Welche Ursachen und Folgen hat eine Handysucht?
- Wie werde ich eine Handysucht wieder los? Wie kann ich sie bekämpfen?
- Gibt es Kliniken, die zum Beispiel Online- oder Pornografie-Sucht behandeln?
- Wo finde ich Hilfe und Beratungsmöglichkeiten?
- Gibt es auch Selbsthilfe-Gruppen für Handysüchtige?
Wie viele Stunden am Handy sind „normal“?
Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Viele Menschen verbringen drei oder vier Stunden am Tag am Handy, ohne dabei Probleme zu bekommen. Wie viel Zeit dabei „normal“ ist, lässt sich leider nicht pauschal beantworten.
Allein aufgrund der individuellen Nutzungsdauer lässt sich nicht sagen, ob jemand zu viel am Handy ist, oder nicht. Klar ist nur: Bei Kindern sollte besonders darauf geachtet werden, dass sie nicht zu lange am Handy-Bildschirm sind. Der Medienratgeber „Schau Hin“ empfiehlt für Kinder bis fünf Jahre maximal 30 Minuten pro Tag in Begleitung der Eltern. Je älter die Kinder oder Jugendlichen sind, desto mehr Zeit ist in Ordnung.
Ob eine erwachsene Person zu viel Zeit am Handy verbringt, entscheidet sich an weiteren Punkten: Wie schwer fällt es, das Handy auch mal zur Seite zu legen? Denkt die Person auch „offline“ ständig an die Online-Welt? Leiden Beziehungen, die Gesundheit, Arbeit oder Schule unter dem Handygebrauch? Denn: Wer zu viel Zeit am Handy verbringt – egal in welchem Alter – kann eine sogenannte Mediensucht (wird manchmal auch „Handysucht“ oder „Internetabhängigkeit“ genannt) entwickeln. Ähnlich wie Glücksspiele können auch Computerspiele, Internet, Handy und andere Medien abhängig machen.
Ab wann bin ich medien- oder handysüchtig?
Die folgenden Aspekte machen laut Weltgesundheitsorganisation eine Sucht aus:
- Hast du ein starkes Verlangen oder verspürst du einen Zwang, das Handy (oder andere Medien) zu benutzen?
- Hängst du oft länger als geplant am Handy und kommst auch nach Stunden nicht wieder los?
- Nimmt deine Zeit am Handy ständig zu?
- Gibt es „Entzugserscheinungen“ (zum Beispiel: Schlafprobleme, Gereiztheit oder Verzweiflung), wenn du das Handy einmal aus lässt?
- Gelingt es dir nicht, die Zeit am Handy zu reduzieren?
- Denkst du auch „offline“ ständig an die Online-Welt? Denkst du zum Beispiel viel darüber nach, wann und wie du wieder online gehen kannst?
- Leiden die Schule, die Arbeit, deine Gesundheit, deine Freundschaften, deine Beziehungen oder andere Lebensbereiche darunter, dass du ständig am Handy bist?
Wenn du eine oder mehrere der genannten Fragen mit „ja“ beantworten kannst, kann das ein Anzeichen für eine Sucht sein – muss es aber nicht. Deshalb solltest du dir in diesem Fall professionellen Rat holen. Denn nur so kann das Ausmaß des Problems eingeschätzt werden.
Die Fachkräfte zum Beispiel in den Suchtberatungsstellen der Caritas können genau das mit dir besprechen.
Was genau ist eine Medien- oder Handysucht?
Was genau eine Handy- oder Mediensucht ausmacht, lässt sich nicht leicht sagen. Denn: Mediensucht ist zum Beispiel im Vergleich zur Alkoholabhängigkeit weniger erforscht. Über Medien- und Handysucht gibt es noch weniger Erkenntnisse.
Deshalb sind Handysucht, Mediensucht, Pornosucht oder Social-Media-Sucht in Deutschland bisher nicht als Krankheit anerkannt. Anders ist das bei einer Sucht nach Computerspielen: Denn Computerspiel-Abhängigkeit ist seit 2022 Teil der offiziellen internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD 11), die von der Weltgesundheitsorganisation vorgegeben wird. Damit kann eine Behandlung bei Computerspiel-Abhängigkeit auch von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden. Ähnlich ist das schon seit längerem bei einer Glücksspielsucht.
Andere Mediensüchte wie die Handysucht (wenn sie sich nicht auf Spiele bezieht) sind in Deutschland zwar nicht als Krankheit anerkannt. Dennoch kann zum Beispiel eine Psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein.
Können auch Computerspiele, Pornos oder Social-Media süchtig machen?
Ja, können sie.
Warum Menschen zu viel Zeit am Handy verbringen, kann verschiedene Gründe haben. Viele Social-Media-Apps sind so gestaltet, dass wir möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen. Dafür nutzen die App-Entwickler:innen diverse psychologischen Tricks, um uns als User an der Stange zu halten. So kann eine Sog-Wirkung entstehen, der manche Menschen nur schwer widerstehen können. Bei Computerspielen gibt es ähnliche Mechanismen. Und auch pornografische Inhalte haben für viele Menschen eine Anziehungskraft, die zu einer Sucht werden kann.
Welche Ursachen und Folgen hat eine Handysucht?
Die Ursachen für eine Handysucht sind vielfältig: Manchmal beginnt alles mit einem Streit in der Familie oder mit einer Flucht vor anderen Problemen im Alltag. Manchmal geht es auch mit depressiven Symptomen oder mit Ängsten los. Nicht selten hängen diese verschiedenen Ursachen aber auch irgendwie zusammen.
Um den Menschen bei ihrer Handysucht gut helfen zu können, ist es deshalb wichtig, genau zu schauen: Welche Ursachen liegen im Einzelfall hinter der Sucht?
Denn die Folgen einer Handy-Sucht können das Leben stark beeinträchtigen: Ein typisches Symptom jeder Sucht ist, dass andere Lebensbereiche, zum Beispiel Freundschaften und Beziehungen, die Schule oder Arbeit aber auch die eigene Gesundheit oder die Ernährung unter der Sucht leiden können. Viele Sucht-Kranke berichten außerdem von Niedergestimmtheit, Schlaf- oder Konzentrationsproblemen. Manchmal gibt es auch konkrete, körperliche Folgen wie Gewichtszunahme oder Haltungsschäden.
Wie werde ich eine Handysucht wieder los? Wie kann ich sie bekämpfen?
Das wichtigste ist zunächst: Dir einzugestehen, dass du ein Problem hast, das du angehen möchtest. Dafür ist häufig Unterstützung sinnvoll, manchmal auch notwendig. Deshalb: Wende dich gerne an unsere Sucht-Beratungsstellen oder an unsere Online-Beratung.
Oder, wenn du lieber mit anderen Betroffenen sprechen möchtest: Es gibt auch viele Sucht-Selbsthilfegruppen, die sich mit dem Thema Handysucht beschäftigen. Sucht-Selbsthilfegruppen für Menschen im Alter bis 40 Jahren findest du auf unserer Seite „Junge Sucht-Selbsthilfe“.
Außerdem kannst du die folgenden Tipps auch für dich selbst ausprobieren:
- Die meisten Smartphones bieten eine Funktion, mit der du die Nutzungszeit für jede App pro Tag beschränken kannst. Bei den meisten Android-Handys findest du diese Einstellung unter in den Einstellungen unter „Digitales Wohlbefinden und Kindersicherung“ im Bereich „Ihre Ziele“. Hier kannst du einen App-Timer einstellen. Bei Apple-Smarphones gibt es eine ähnliche Funktion unter „Einstellungen“ und „Bildschrimzeit“. Hier kannst du ein „App Limit“ für deine Apps hinzufügen.
- Versuche bewusst, handyfreie Zeiten einzuführen. Das kann ein „Digital Detox“ für mehrere Tage sein, zum Beispiel im Urlaub. Oder einfache, alltägliche Regeln wie: „Keine Handynutzung nach 20:00 Uhr“ oder „Kein Handy am Esstisch“.
- Vor allem, direkt vor dem Schlafengehen am Handy zu hängen, beschreiben viele als Problem. Ein Tipp kann auch sein: Das Handy einfach grundsätzlich aus dem Bett oder ganz aus dem Schlafzimmer verbannen. Vielleicht brauchst du dann aber einen altmodischen Wecker.
Gibt es Kliniken, die zum Beispiel Online- oder Pornografie-Sucht behandeln?
Ja, die gibt es. Ein paar Suchtkliniken in Deutschland haben sich auf Mediensüchte spezialisiert. Entsprechende Anlaufstellen bieten zum Beispiel die Kliniken der Klinikgruppen „Median“ und „Schön“.
Wo finde ich Hilfe und Beratungsmöglichkeiten?
Die Fachexpert:innen unserer Sucht-Beratungsstellen bieten Hilfe und Rat zu allen Suchtproblematiken. Auch zu Handysucht oder Computerspiel-Abhängigkeit. Sucht-Beratungsstellen der Caritas gibt es an vielen Standorten. Adressen in deiner Nähe findest du in unserer Adresssuche.
Wenn du dich lieber per Mail oder Chat mit unseren Fachberater:innen austauschen möchtest: Wir bieten auch eine Online-Beratung zum Thema Sucht.
Unsere Online-Beratung und die Beratungsstellen vor Ort beraten selbstverständlich auch Angehörige.
Gibt es auch Selbsthilfe-Gruppen für Handysüchtige?
Wer lieber mit anderen Betroffenen sprechen möchte: Viele Sucht-Selbsthilfegruppen beschäftigen sich auch mit dem Thema Mediensucht. Hier tauschen sich Betroffene zu ihrer Handy-, Spiele- oder Pornosucht aus und unterstützen sich gegenseitig. Sucht-Selbsthilfegruppen für Menschen im Alter bis 40 Jahren findest du auf unserer Seite „Junge Sucht-Selbsthilfe“.