Für jeden die richtige Sprache finden
Die gesamte Palette der Alternativen und Ergänzungen zur Lautsprache kommen bei der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie in Fulda zum Einsatz. Unterstützte Kommunikation (UK) heißt der Fachbegriff, das Ziel ist, jedes Mittel zu nutzen, wenn es dem Dialog hilft: über Fotos, Symbole, Gebärden oder auch elektronische Hilfsmittel. Alle betreuenden Mitarbeiter(innen) und alle Menschen mit Behinderung sollen – so die Maßgabe in Fulda – miteinander und untereinander kommunizieren können.
Unterstützte Kommunikation wird aktiv gelebt
Für Gehörlose, Menschen mit Hörbeeinträchtigungen oder mit Problemen, sich verständlich auszudrücken, sind Gebärden ein wichtiges Mittel der Kommunikation. Doch solche Gebärden nutzen nur, wenn sie auch verstanden werden. An diesem Punkt setzt das Projekt wort.los der Behindertenhilfe Fulda an. "Wir gehen dabei ganz profan vor", unterstreicht Projektleiterin Melanie Odenwald. "Wir bieten Gebärden-Themenplakate, die es auf einfache und sehr anschauliche Art und Weise ermöglichen, Gebärden zu lernen. Jeden Monat kommt neues Vokabular hinzu. Wer möchte, kann sich einzelne Worte über Fototafeln aneignen. Und ehe man es sich versieht, kann man schon die ersten kleinen Gespräche mit Hilfe von Gebärden führen …" Das Projekt fördert neben dem Sich-mitteilen-Können die Selbstbestimmung der Betroffenen.
Mitmachen und Gebärden lernen
Auf der Online-Plattform www.wort-los-fulda.de werden die einzelnen "Gebärden des Monats" vorgestellt. Dort finden Sie auch die Themenplakate (sie können dort bestellt werden), die bestimmte Alltagssituationen wie etwa "Familie" in einzelnen Fotos mit Gebärden vorstellt – beim Thema Familie sind das Schlüsselworte wie "Mutter", "Opa" oder "Freund".
Um die Hürde zu verringern, das Gebärden auch wirklich miteinander zu nutzen, bietet Sozialarbeiterin Odenwald mittlerweile wöchentlich einen "Gebärdenchor" an, bei dem Lieder und Schlager nach Wahl der Gruppe gemeinsam gebärdet werden.
Einfache Sprache, Piktogramme und das "Ich-Buch"
Weitere Maßnahmen im Rahmen der Unterstützten Kommunikation sind zum Beispiel die umfassende Umsetzung der "Einfachen Sprache" bei Dokumenten und Veröffentlichungen, sowie eine einheitliche Beschilderung: Neben geschriebenen Worten sind auf Schildern auch Bilder, Piktogramme und unterschiedliche Farben abgebildet – die Botschaft jedes Schildes ist also gleich mehrfach auf unterschiedlichste Weise herauszulesen – je nachdem, ob man besser Buchstaben oder andere Signale versteht.
Darüber hinaus hat jeder Mensch mit Behinderung die Möglichkeit, für sich ein "Ich-Buch" anzulegen. Der Eigentümer dieses Buches kann mit Fotos, Bildern, Worten und Symbolen Informationen für sein Gegenüber festhalten. Das "Ich-Buch" dient dazu, sich selbstständig vorzustellen und von sich selbst zu erzählen. Es kann erweitert werden, um zum Beispiel die aktuelle Stimmung mitzuteilen oder Wünsche zu äußern.
Einige der Menschen mit Behinderung verfügen mit einem Sprechcomputer – so genanntem "Talker" – digital über ein solches "Ich-Buch". Hier können Aussagen nicht nur bildlich gezeigt, sondern auch in die Lautsprache übertragen werden. "Die Ich-Bücher sind neben den Gebärden eine zweite Methode der Unterstützten Kommunikation", unterstreicht Sozialarbeiterin Melanie Odenwald. "Wir haben hier viele Werkstatt-Mitarbeiter(innen) mit einem solchen Buch. Die `Talker´ reichen darüber hinaus. Sie können auch komplexere Kommunikationswege eröffnen. Das ist aber zugegebenermaßen nicht für jeden etwas. Wir müssen immer ganz individuell hinschauen und unterschiedliche Methoden anbieten und kombinieren."