Chancen fürs Leben ermöglichen
"Und nun?" Die Frage hat Ludwig Engels am Ende seiner beruflichen Laufbahn umgetrieben.
Über Jahre hatte der drahtige Mann Firmengeschicke mit entschieden: Im Vorstand großer Unternehmen, als Doktor der Wirtschaftswissenschaften und mit seinem Interesse für Sozialpolitik. Er feierte wirtschaftliche Erfolge, anderes war ihm arg - etwa ein Stellenabbau, um das Überleben einer Firma zu sichern. "Meine Verantwortung war, das so zu machen, dass ich den Leuten noch in die Augen schauen konnte."
Verantwortung und Dankbarkeit
Verantwortung ist der Wert, den Ludwig Engels bis heute prägt. Dazu kommt ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit, mit dem er auf sein Leben zurückblickt: Obwohl 1944 geboren, hat er nie Kriegsnot kennen gelernt. "Unsere Generation hat Glück gehabt, anders als die unserer Eltern", sagt er. "Immer Frieden, immer Wohlstand - dazu persönlich ein Studium und ein erfolgreiches Berufsleben." Da will er etwas zurückgeben: Denn die Gesellschaft geht ihn etwas an: "Über die großen Zusammenhänge wurde in unserer Familie immer diskutiert."
Ursachen verändern statt Symptome behandeln
Spenden war ihm und seinen Nächsten nicht genug. Sie wollten an die Ursachen von Nöten gehen und mit ihrem Erbe eine gemeinsame Stiftung gründen. Ihr Ziel: der Gewalt unter Jugendlichen vorbeugen. "Manche lernen nie, sich anders durchzusetzen, weil sie keine Erfolge spüren und keine Wertschätzung kennen", ist Engels überzeugt. "Deshalb müssen junge Leute früh spüren, wie es sich anfühlt, etwas aus sich selbst heraus schaffen und dafür Anerkennung zu bekommen." Ein Weg dorthin führt für ihn über Musik und Tanz: Auch, weil er die Klänge von Mozart und Mahler liebt und daraus viel Kraft zieht.
Mit Musik und Applaus zu mehr Selbstwertgefühl
Deshalb hat ihn das Kölner Projekt "come 2 move". Über Musik erfahren junge Leute dort ihren Körper und sich neu, lernen Selbstbewusstsein. Doch für die Proberäume brauchte es Geld. Da kam die Idee mit der Engels-Schuster-Stiftung ins Rollen: Sie wurde zur Treuhand-Stiftung unterm Dach der Caritas-Stiftung, so dass keine Verwaltungsarbeit für die Gründer anfällt und die Gelder auch später in ihrem Sinne vergeben werden.
Gut angelegtes Geld
Heute entscheidet der Familienrat, was gefördert wird. Musikfreund Engels ist offen für vieles: Inzwischen hört er sogar Rappern und ihrem Sprechgesang zu. Für ihn zählt, dass die Jugendlichen ihren Spaß daran haben und Beifall für ihre Auftritte bekommen - auf dem Stadtteilfest ebenso wie im Kölner Schauspielhaus. Dafür trainieren sie mit Musik- und Tanzpädagogen, die von der Stiftung bezahlt werden. Ebenso die Nachhilfe für die Schule. Für Engels, den Mann der Wirtschaft, ist das gut angelegtes Geld: "Wenn ich in den Berichten des Jugendzentrums lese, dass wieder einer oder eine den Schulabschluss geschafft hat, weiß ich, dass jetzt jemand mehr seine Chance fürs Leben bekommt."