Ein Projekt des SKM Augsburg unterstützt Geflüchtete und Wohnungsgebende
Stand zunächst die Abhilfe der akuten Not im Vordergrund, so zeigte sich im weiteren Verlauf, dass sowohl die Geflüchteten als auch ihre Wohnraumgeber:innen immer mehr Unterstützung und Beratung bei Fragen wie Versorgung und behördliche Angelegenheiten, aber auch Hilfe bei diversen Problemlagen benötigten. Genau diese Funktion übernimmt seit Juli 2022 ein durch Caritas 4U ermöglichtes Projekt des SKM Augsburg. Bis Ende April 2023 hat es fast 200 Geflüchtete betreut - in insgesamt über 90 Familien. Zudem gab es rund 30 Beratungen für Gastgeber:innen.
Während sich zu Beginn die Definition "Gastgeber" auf Personen bezog, die Geflüchteten privat eine Wohnmöglichkeit gewährt hatten, ging diese Geste der Gastfreundlichkeit aufgrund der Dauer sowie zum Teil wegen steigender Unterbringungskosten vielfach in ein Mietverhältnis über. Nachdem die meisten der privat untergebrachten Ukrainer:innen kaum Deutsch sprechen, ist die Begleitung dieses Rollenwechsels von Gastgeber:in zu Vermieter:in und von Gast zu Mieter:in gerade bei Vertragsabschlüssen von essenzieller Bedeutung und im Fokus der täglichen Arbeit im Projekt. Oft kommen Anfragen von Privatpersonen, die Geflüchteten helfen wollen und sich dafür Beistand seitens des Projekts erhoffen. Sie sind dankbar für eine Beratung, können sich dadurch besser orientieren, und es wird gemeinsam nach Lösungen für anstehende Probleme gesucht. Ganz aktuell sind es zum Beispiel Energieschulden, denn auch die Geflüchteten wurden von den Preissteigerungen nicht verschont. Die plötzlich mehrfach gestiegenen Strom- und Heizkosten bringen viele Familien in die Bredouille. Auch Wohnungsgebende fühlen sich unwohl, wenn ihre Gäste plötzlich Rechnungen über Hunderte von Euros erhalten und diese nicht einfach begleichen können. Eine Vermittlung an Energieberatungsstellen wie den Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte ist für alle Beteiligten wichtig, um die schwierige Situation in den Griff zu bekommen.
Wohnraummangel hat sich weiter verschärft
Die Fluchtbewegung aus der Ukraine hat bestehende Strukturen in Deutschland herausgefordert, sowohl die Kommunen als auch vorhandene Hilfsangebote. Besonders schwierig bleibt das Thema bezahlbaren Wohnraums. Leider hat die plötzlich gestiegene Nachfrage die ohnehin schon hohen Mietpreise auch in Augsburg innerhalb kürzester Zeit enorm in die Höhe getrieben. Die Zuwanderung Ukraine-Vertriebener hat die Brisanz der Problematik nochmal hervorgehoben - eine Lösung gibt es zeitnah aber nicht.
Es ist nicht nur für Geflüchtete eine Herausforderung, sondern auch eine schwierige Situation für die Gastgeber:innen, wenn ein weiterer Verbleib in Gastfamilien aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich ist. Ich erinnere mich an zwei Familien, eine Mutter mit zwei Teenagern und ihre Cousine mit einer kleinen Enkelin, die wie viele andere auch bei einer Bekannten in einer Einzimmerwohnung untergebracht waren. Die Gastgeberin selbst schlief dafür wochenlang auf dem Küchenboden. Dies kann keine Dauerlösung sein.
Natürlich wünschen die Gastgeber:innen den Schutzsuchenden eine eigene Wohnung, und viele unterstützen nach wie vor tatkräftig bei der Wohnungssuche. Sie begleiten zu Besichtigungen und sind oft auch bereit, für ihre Gäste zu bürgen. Dennoch bleibt es schwierig, Wohnraum zu finden. In solchen Fällen ist es wichtig, gegebenenfalls alternative Unterbringungsmöglichkeiten auszuloten. Auf der anderen Seite berichten Wohnungsgebende oft, wie überfordert sie als Privatpersonen sind, wenn sie innerhalb kürzester Zeit teils Hunderte Anfragen Geflüchteter erhalten und entscheiden müssen, wem sie helfen können und wem nicht.
Erwähnenswert sind die Bemühungen auf kommunaler Ebene, den Wohnnotstand zu entschärfen. Die Stadt Augsburg hat in Zusammenarbeit mit kommunalen Trägern Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete geschaffen, aber auch die Mietobergrenzen angepasst. Das Schulwerk der Diözese Augsburg stellte zum Beispiel der Stadt die Räumlichkeiten eines ehemaligen Klosters zur Verfügung, wo fast 90 Personen zumindest zeitweise untergebracht werden können. Leider kam es in dem einen oder anderen Fall auch zu bedenklichen Situationen, wenn zum Beispiel Gastgeber:innen Geflüchteten ihre Unterstützung in Rechnung stellten oder sich von ihnen versorgen ließen. Dann war es wichtig, aufzuzeigen, was Gastfreundschaft ist und was nicht. Zum Glück sind dies aber Einzelfälle.
Dank Caritas 4U konnte in Augsburg und der Region eine Art Brücke als aktive Vermittlungsstelle zwischen Behörden, Geflüchteten und ihren Wohnungsgeber:innen geschaffen werden. Besonders in heiklen Situationen - wenn beispielsweise Wohnungslosigkeit drohte - war die Bedeutung dieser Vermittlung essenziell. "Was hätte ich ohne Sie gemacht?" höre ich öfters. Dieser einfache Satz steht für die Bedeutung unserer Arbeit für geflüchtete Ukrainer:innen - sie bekommen in dieser schwierigen, ungewissen Zeit ein Stück Sicherheit, eine Ansprechperson zur Seite, jemand, der:die versteht und hilft. Den Gastgeber:innen gibt Caritas 4U mit dem Projekt die Sicherheit, einen professionellen Partner an der Seite zu haben, der es ihnen ermöglicht, zu helfen, ohne mit all den damit verbundenen Belastungen alleingelassen zu sein. Es ist daher wichtig, die Kräfte von Verbänden, Kommunen und relevanten politischen Akteuren auch weiterhin zu bündeln, regional wie bundesweit, um die jetzige Situation weiter meistern zu können, aber auch, um in Zukunft besser vorbereitet zu sein.