„Aktionstag bringt Bundestagsabgeordneten unsere Arbeit nahe“
Wie wichtig sind die Einrichtungen der Caritas für Ratsuchende in der Diözese Limburg?
Im Jahr 2020 hat die MBE der Caritasverbände in Hessen mit rund 28 Vollzeitstellen (davon fast die Hälfte im Bistum Limburg) circa 8000 Menschen beraten. Sie ist seit Jahren gut vernetzt mit Behörden, Integrationskursträgern und vielen weiteren kommunalen Angeboten. An all ihren Standorten ist sie Teil eines Migrationsdienstes, der das Angebot zum Beispiel durch Sprachmittlung, Ehrenamts-Koordination und Sozialraumprojekte ergänzt. Überall in der Diözese gehören die Dienste zur örtlichen Lebenswelt der Menschen. Der JMD wird in Frankfurt und Limburg seit einigen Jahren ergänzt durch das bundesgeförderte Programm "Respekt Coaches", das gemeinsam mit örtlichen Schulen gegen Extremismus arbeitet.
Was leistet der Migrationsdienst für die Menschen vor Ort?
Die große Zahl derer, die in die Beratung kommen, beeindruckt noch mehr, wenn man betrachtet, wie komplex die Beratungsanliegen sind. Sehr oft werden neben den eigentlichen Ratsuchenden auch weitere Familienangehörige beraten. Natürlich ist der Erwerb der deutschen Sprache eine Schlüsselkompetenz. Aber das allein reicht nicht. Oft leben die Menschen sehr isoliert und wissen nicht, wie sie ihr Leben in Deutschland angehen sollen. Häufig sind es auch Anliegen, die die Kinder betreffen. Dann ist es ideal, wenn der JMD mit seinen Netzwerkpartnern unterstützen kann. MBE und JMD waren auch während des Lockdowns immer erreichbar. Die Beratungszahlen sind deshalb auch 2020 kaum gesunken.
Der MBE/JMD-Aktionstag ist ein bewährtes Mittel, um auf die Beratungsprogramme aufmerksam zu machen. Wie gestaltet er sich in der Diözese Limburg beziehungsweise in Hessen?
Der DiCV hat den Aktionstag sowohl mit seinen Partnern auf Ebene der LIGA Hessen als auch gemeinsam mit dem Caritasverband (CV) für den Bezirk Limburg umgesetzt. Soweit mir bekannt ist, waren weitere Träger im Bistum aktiv. So hat der CV Frankfurt mit einem eigenen Format mitgewirkt. Die Liga Hessen und wir als Caritas haben Online-Fachgespräche mit Bundestagsabgeordneten von CDU und Grünen geführt.
Wen sprechen Sie mit den Aktionen an? Was ist das Ziel?
Wir haben Bundestagsabgeordnete angesprochen, deren Wahlkreis in Hessen beziehungsweise im Bistum Limburg liegt. Das uns entgegengebrachte Interesse war groß, obwohl Migration nicht unbedingt ein Schwerpunktthema unserer Gesprächspartner ist. Ich glaube, für sie war es interessant zu hören, was vor Ort passiert und mit welchen Herausforderungen Zugewanderte und unsere Mitarbeitenden umgehen. Natürlich waren auch die Folgen der Corona-Pandemie ein wichtiges Thema. Unser Ziel war es, genau diesen Einblick zu geben und darzustellen, wie wichtig die MBE als niedrigschwelliges lokales Angebot ist. Ihre Brückenfunktion zwischen Ratsuchenden, Behörden und anderen wichtigen Akteuren ist unverzichtbar. Unser Anliegen war es auch zu zeigen, dass die Arbeit ausreichend finanziert sein muss. Der Anteil der Eigenmittel in der MBE wächst. Viele Träger können es sich nicht leisten, erfahrenes Personal langjährig anzustellen. Insofern ist das Angebot durchaus bedroht.
Wie haben die Adressat(inn)en reagiert?
Während der Gespräche haben sie sehr genau zugehört und Fragen gestellt. Von den Berichten der Berater(innen) waren sie beeindruckt. Ein Abgeordneter hat direkte Unterstützung angeboten, wenn dadurch Zugänge zu Behörden erleichtert werden können. Insgesamt haben die Abgeordneten wichtige Einblicke erhalten und konkret zugesagt, die Finanzierung der Dienste in ihren Fraktionen zu thematisieren.
Was wünschen Sie sich von den Entscheidungsträger(inne)n?
Einer der Gesprächspartner sagte, es reiche bei diesem Thema nicht, an der Oberfläche zu kratzen. Das stimmt! Die Migrationsdienste mit ihren Angeboten MBE und JMD sind tatsächlich lokale Integrationsmotoren. Ihre Erfolge sind noch zu wenig sichtbar - ich hoffe, dass wir dies auch durch unsere Arbeit zum Aktionstag ändern. Von Politiker(inne)n wünsche ich mir, dass sie für uns ansprechbar bleiben und die Bedeutung der Arbeit erkennen.