Hintergrund der Studie
Seit 1972 wird die KMU im Auftrag der EKD alle 10 Jahre veröffentlicht. Die Befragung zur 6. KMU wurde im Herbst 2022 vom Forsa Institut durchgeführt und ist repräsentativ für die in Privathaushalten lebende Bevölkerung in Deutschland ab dem 14. Lebensjahr. Erstmals wurden neben evangelischen Kirchenmitgliedern und Konfessionslosen auch Katholik:innen befragt. Insgesamt wurden 5.282 Personen zu 592 Fragen befragt.
Schlussfolgerungen
Gelebte Solidarität hält das Evangelium in der Gesellschaft lebendig. Gelebte Nächstenliebe gibt Zeugnis von der Liebe Gottes. Caritatives Handeln ist christlich, auch wenn es nicht als solches gedeutet wird.
Die Zukunft der Kirche wird samaritanisch sein. Das heißt, sie wird am Vorbild des barmherzigen Samariters ( Lk 10,25 37) orientiert sein, der die Not des Menschen gesehen hat. Obwohl er für irrgläubig gehalten wurde, hat er den Willen Gottes besser erfüllt als die augenscheinlich Religiösen.
Das Gesicht der Kirche vor Ort wird zunehmend caritativ sein. Caritas als Wesensmerkmal der Kirche verwirklicht sich u.a. in der verbandlichen Caritas. ca. 740 000 beruflich Mitarbeitende in den Einrichtungen der verbandlichen Caritas und ca. 500 000 Ehrenamtliche machen Nächstenliebe vor Ort erfahrbar.
Caritatives Handeln gehört ins Zentrum theologischen Nachdenkens. Caritas ist ein Ort theologischer Erkenntnis, den die wissenschaftliche Theologie bisher zu wenig erschließt.
Ausgewählte Ergebnisse
Wichtigste Gründe für Kirchenmitgliedschaft
- ... weil die Kirche etwas für Arme, Kranke und Bedürftige tut (50% evangelisch / 43% katholisch)
- ... weil sie sich für Solidarität und Gerechtigkeit in der Welt und die Zukunft der Menschheit einsetzt (43% evangelisch / 35% katholisch)
Soziales Engagement der Kirchen
- 78% der Konfessionslosen und 92% der Katholischen stimmen zu, dass die Kirchen soziale Beratungsstellen unterhalten sollen
- 74% aller Befragten wollen, dass die Kirchen sich für Geflüchtete einsetzen
- 78% aller wollen, dass die Kirchen sich für Klimaschutz einsetzen.
Engagement der Kirchenmitglieder
- 41% der Befragten haben sich in den letzten 12 Monaten in irgendeiner Weise ehrenamtlich engagiert; von den kirchlich religiösen sind es 61%, von den distanzierten 48%, von den säkularen 33%.
Kirchenaustritt
- 65% der evangelischen und 73% der katholischen Kirchenmitglieder schließen einen Kirchenaustritt als Option nicht aus
Reformen
- 80% der evangelischen und 96% der katholischen Kirchenmitglieder sind der Überzeugung, dass die Kirche nur Zukunft hat, wenn sie sich grundlegend ändert
- 42% (ev.) / 43% (kath.) lassen sich vom Austritt abhalten, wenn sich die Kirche stärker gesellschaftspolitisch engagiert
- 78 % (ev.) / 77 % kath.) wollen, dass Kirchen sich weniger auf Gottesdienste konzentrieren, sondern sich mehr in das allgemeine soziale Leben vor Ort einbringen.