"Enzyklika über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu"
Zur Enzyklika
Die Enzyklika "Dilexit nos" ("Er hat uns geliebt", vgl. Röm 8,37) wurde am 24. Oktober 2024, während der finalen Phase der Weltsynode veröffentlicht.
Der Anlass - die Feierlichkeiten zum 350. Jahrestag der ersten Offenbarung an die hl. Margareta Maria Alacoque im Jahr 1673 - hat mehr mit dem Caritasverband zu tun, als den meisten bewusst: Das Logo des Deutschen Caritasverbandes - das Flammenkreuz - geht auf Margaretes Offenbarungen zurück.
Papst Franziskus will mit seiner Enzyklika zu einer Neubetrachtung der Herz-Jesu-Lehre einladen, in der wir "das ganze Evangelium finden" (89). Er ruft zu tätiger Nächstenliebe ausdrücklich auf.
Die Enzyklika wird als Interpretationsschlüssel und Klammer des Pontifikates von Papst Franziskus gewertet.
Eine Enzyklika (gr. kyklos = Kreis) ist ein Päpstliches Rundschreiben, zu Themen der Glaubens- und Sittenlehre; sie ist Ausdruck oberster Lehrgewalt des Papstes, aber keine "unfehlbare" Lehräußerung.
Die lateinischen Anfangsworte bilden meist den Titel.
Zur Enzyklika "Dilexit nos"
Kernaussagen
Herz Jesu meint keine frömmelnde Verehrung,
d.h. es ist kein "losgelöster Kult um ein Organ" (Nr. 48), sondern führt zu handfestem sozialem Handeln.
Herz Jesu stiftet zur Mission an,
d.h. es geht um einen ganzheitlich zum Ausdruck gebrachten Glauben, der die Liebe Gottes ausstrahlt.
Herz Jesu als Synonym für Barmherzigkeit,
d.h. es gilt die Liebe Gottes, für die das Herz steht, im eigenen Leben umzusetzen.
Herz Jesu steht außerhalb des Räderwerkes,
d.h. es ermöglicht den vermeintlich unheilvollen und aussichtslosen Situationen auf dieser Erde noch ein liebendes Herz zu verleihen.
Herz Jesu erfordert eine Antwort,
d.h. "letztlich ist der Schlüssel für unsere Antwort auf die Liebe des Herzens Christi die Nächstenliebe." (Nr. 178)
Einige Auszüge
Die Bedeutung des Herzens
- "Wenn das Spezifische des Herzens nicht anerkannt wird, gehen uns die Antworten verloren, die der Verstand allein nicht geben kann … denn das wahre persönliche Abenteuer nimmt im Herzen seinen Ausgang. Am Ende des Lebens wird nur das von Bedeutung sein." (Nr. 17).
- "Man könnte sagen, dass ich letztlich mein Herz bin, denn es ist das, was mich ausmacht, was mich in meiner geistigen Identität prägt und mich mit den anderen Menschen verbindet." (Nr. 14)
Es fehlt das Herz
- "In der heutigen Gesellschaft läuft der Mensch Gefahr, den Mittelpunkt, seine eigene Mitte zu verlieren … Es fehlt das Herz." (Nr. 9).
- "Das Anti-Herz ist eine Gesellschaft, die zunehmend von Narzissmus und Selbstbezogenheit beherrscht wird." (Nr. 17)
Das Herz Jesu, das so sehr geliebt hat
- "Das Verlangen Jesu ist die Liebe. Wenn das gläubige Herz dies entdeckt, ist die spontane Antwort keine mühsame Suche nach Opfern oder die bloße Erfüllung einer lästigen Pflicht, sondern eine Angelegenheit der Liebe." (Nr. 166)
- "Die Art und Weise, in der Christus uns liebt, wollte er uns nicht allzu sehr erklären. Er hat sie durch seine Taten gezeigt." (Nr. 33)
Vom Herzen zum Herzen
- "Das christliche Angebot ist dann attraktiv, wenn es ganzheitlich gelebt und manifestiert werden kann: nicht als bloße Zuflucht in religiösen Gefühlen oder ostentativen Ritualen. Was für eine Anbetung wäre es für Christus, wenn wir uns mit einer individuellen Beziehung begnügen würden, ohne jedes Interesse daran, anderen zu helfen, weniger zu leiden und besser zu leben?" (Nr. 205)
- "Wir müssen zum Wort Gottes zurückkehren, um einzusehen, dass die beste Antwort auf die Liebe seines Herzens die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern ist; es gibt keine größere Geste, die wir ihm anbieten können, um seine Liebe mit Liebe zu erwidern." (Nr. 167)