Höhere Renten sind möglich
Beim Caritaskongress in Berlin zeichnet der Sozialokönome der Bochumer Ruhruniversität ein düsteres Bild. Seine Modellrechnungen zeigen, dass die Finanzierung des Rentensystems aufgrund des demografischen Wandels immer schwieriger wird - selbst wenn die Politik weiter an den Stellschrauben des Systems dreht, die Menschen noch später in Rente gehen und das Rentenniveau weiter abgesenkt wird. "Wirklich günstig für die Zukunft ist keines dieser Szenarien", sagt Werding, für den die Solidarität zwischen den Generationen dadurch extrem beansprucht wird. "Wir leben in der Spannung: Wer heute relativ hohe Rente kriegt, hat niedrige Beiträge gezahlt, wer heute hohe Beiträge zahlt, bekommt in Zukunft eine niedrige Rente."
Werding ist davon überzeugt, dass sich das Rentenniveau nur durch den Umbau des Systems langfristig halten oder steigern lässt. Eine Möglichkeit sei die Einführung einer Versicherungspflicht für Beamte und Selbständige. "Allerdings würde auch das nur die Lasten in die Zukunft verschieben, da sich die Verteilung von Jung und Alt dadurch nicht ändert." Deshalb plädiert der Sozialökonom dafür, das Umlagesystem neu zu definieren und eine so genannte Kinderrente einzuführen.
Dabei wäre ausschlaggebend, "was die mittlere Generation getan hat, um junge Leute ins Leben zu setzen, zu erziehen und auszubilden". Beim Umbau von einer beitrags- zu einer kinderbezogenen Rente, hätten nur noch Personen mit drei Kindern den vollen Rentenanspruch. Wer weniger oder keine Kinder hat, müsste die dadurch entstehende Lücke durch private Vorsorge absichern. Für Professor Werding würde das "eine faire Lastenverteilung innerhalb einer Generation bringen und mehr Balance zwischen den Generationen erzeugen".