Marihuana, die berauschende Opium-Essigsäure-Mischung "Berliner Tinke" und Kokain - mit Beginn der 1970er Jahre entwickelt sich rasant die größte Drogenszene Deutschlands in West-Berlin. Eindrücklich und zugleich bedrückend zeigt sich das Wachstum an der jährlich steigenden Zahl von Drogentoten. Waren es 1972 noch knapp hundert Menschen, starben fünf Jahre später bereits über 500 Menschen an einer Überdosis in Berlin. Dennoch waren bis dato die dramatischen Lebenslagen von Drogenabhängigen in der öffentlichen Wahrnehmung eher unbekannt, das Interesse an ihrem Leid nicht vorhanden. Das änderte sich schnell durch die Veröffentlichung des damaligen Buch-Schockers "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” 1978, der 1981 verfilmt wurde.
Streetwork in Berliner Szene-Disco Sound
Wie im Roman über die Drogenkarriere von Christiane F. war die Berliner Diskothek Sound, unweit vom Berliner Zoo, ein Hot-Spot für Drogenbeschaffung- und -konsum. Wenn auch durch Zufall nahm die Caritas-Drogenberatung genau dort ihren Anfang. Wolfgang Heckmann war zu dieser Zeit Psychologiestudent, später dann Mitarbeiter der ersten Stunde und Drogenbeauftragter Berlins. Er erinnert sich noch genau an einen Aushang vom damaligen Pächter des Lokals Sound: "Er suchte Leute, die eine Drogenberatungsstelle in seinem Lokal aufbauen. Wir waren dann knapp 30 Leute, überwiegend Studierende, die von 22 Uhr abends bis fünf Uhr morgens Drogenberatung in der Szene gemacht haben. Damit haben wir die Methode erfunden, die erst später einen Namen bekommen hat, nämlich Streetwork, aufsuchende Arbeit."