Lebensläufe und Grundsatzfragen
Lebensläufe
Erziehung, Pflege, Alltagsorganisation sind wichtige Aufgaben, die von Familien wahrgenommen werden. Das Referat Lebensläufe und Grundsatzfragen im Deutschen Caritasverband setzt sich dafür ein, dass Familien hierfür Unterstützung durch bedarfsgerechte Dienstleistungen und familienpolitische Lobbyarbeit erhalten.
Dabei nehmen wir insbesondere jene Familien in den Blick, die sich in schwierigen Lebensverhältnissen befinden. Hierzu gehören beispielsweise schwangere Frauen und Paare in der Familiengründungsphase. Ziel ist, positive Lebensbedingungen auch für benachteiligte junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu schaffen.
Der Auftrag aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) impliziert das anwaltschaftliche Eintreten für die Interessen von Kindern und Jugendlichen und deren Eltern in Politik, Gesellschaft und Kirche. Wir engagieren uns durch unsere Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, bringen uns im Rahmen parlamentarischer Prozesse sowie bei Gesetzesvorhaben ein und wirken darauf hin, dass Eltern ihre Erziehungsaufgaben wahrnehmen können, Kinder und Jugendliche gestärkt werden und Hilfen zur Bewältigung ihrer Probleme bekommen. Des Weiteren fördern wir den bundesweiten Erfahrungsaustausch durch Konferenzen und Fachtagungen. Im Kontext dieser Arbeit ist die Zentralstelle für den Kinder- und Jugendplan des Bundes im Referat Lebensläufe und Grundsatzfragen angesiedelt.
Familienunterstützende Dienstleistungen der Caritas sorgen dafür, dass Familien in Notsituationen bedarfsgerechte Hilfen bekommen. Hierzu entwickeln wir Konzepte, die besonders Familien in benachteiligten Lebenslagen erreichen und armen Kindern Teilhabechancen sichern. Dabei gliedert sich unsere Arbeit in verschiedene Fachbereiche.
Frühe Hilfen
Frühe Hilfen in der Caritas entlasten und unterstützen (werdende) Eltern in der Phase bis zum 3. Lebensjahr ihrer Kinder. Dies geschieht durch professionelle und ehrenamtliche Kräfte. Frühe Hilfen in der Caritas ist zugleich der Name eines Projektes (2010- 2013) unseres Referats, durch das an nahezu 100 Standorten in Deutschland neue Angebote Früher Hilfen etabliert wurden, insbesondere Familienpatenschaften. Seit 2013 kommen im Zusammenwirken mit katholischen Geburtskliniken zudem Lotsinnen verstärkt zum Einsatz, die "junge" Eltern rund um die Geburt zur Inanspruchnahme von Frühen Hilfen ermutigen. Damit soll es noch besser gelingen, Überlastungen in der frühen Familienphase zu erkennen und rechtzeitig zu vermeiden.
Babylotsinnen
Der Arbeitsplatz der Babylotsin ist die Geburtshilfestation eines Krankenhauses. Dort ist sie Ansprechpartnerin für frisch gebackene Mütter oder Eltern, die bei der Versorgung und Pflege ihres Neugeborenen Unterstützung brauchen. Gerade für Eltern in besonders belasteten Lebenslagen ist es oft mühsam, sich im sozialen und gesundheitlichen Hilfesystem zurechtzufinden. Die Babylotsin kennt dieses System und vermittelt noch im Krankenhaus geeignete Unterstützung für die Zeit nach der Entlassung. Mit ihrer fachlichen Kompetenz und ihrem Aufgabenprofil entlasten Lotsinnen – zumeist sind es Sozialpädagoginnen oder (Familien-)Hebammen - das medizinische und pflegerische Personal und bilden eine wichtige Brücke zwischen Klinik und Frühen Hilfen. Wie wichtig die Babylotsinnen vor allem in der Pandemie waren, belegt eine vom Deutschen Caritasverband in Auftrag gegebene aktuelle Studie, die von der Auridis-Stiftung finanziert wurde. Seit 2013 setzen sich der Deutsche Caritasverband und der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) gemeinsam mit der Stiftung SeeYou für die Ausweitung des Programms ein. Gefördert werden sie dabei von der Auridis-Stiftung.
Familienpflege
Die Familienpflege unterstützt Familien in Belastungs- und Krisensituationen, beispielsweise wenn die haushaltsführende Person ausfällt. Familienpflege kommt darüber hinaus zum Einsatz, wenn Kinder in Notsituationen versorgt oder Familien in ihrer Haushaltsführung unterstützt werden müssen. Um nachhaltig zu helfen, entwickeln und erproben wir auch innovative Hilfeformen. Ein Beispiel ist das HaushaltsOrganisationsTraining®.
Kinder- und Jugendhilfe
Dienste und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe der Caritas fördern Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung und tragen zu positiven Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien bei. Sie arbeiten hierzu partnerschaftlich mit den Trägern der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, der Bundesagentur für Arbeit, der Justiz und anderen Sozialleistungssystemen wie beispielsweise der Gesundheits- und Sozialhilfe zusammen. Die Caritas bietet differenzierte Formen effektiver Hilfen und Förderung in den folgenden Bereichen: Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern; Hilfen zur Erziehung; Beratung für Kinder- und Jugendliche sowie Eltern und Familien inklusive Online-Beratung; Jugendsozialarbeit, Kinder- und Jugendschutz; Junge Menschen mit Behinderung.
Grundsatzfragen
Im Interesse hilfebedürftiger Menschen sowie einer gerechten und solidarischen Gesellschaft bearbeiten wir im Kontext von Armut, sozial gerechter Klimaschutz, Bildung, Arbeitsmarktintegration und Fragen der sozialen Sicherung Grundsatzfragen. Als Anwalt und Partner benachteiligter Menschen verschaffen wir deren Anliegen auf politischen und gesellschaftlichen Ebenen Gehör und treten Entwicklungen entgegen, die zur Benachteiligung und Ausgrenzung führen.
Armut
Zum Arbeitsfeld Armut gehören sowohl die sozialpolitische Positionierung aus Sicht und im Interesse der von Armut bedrohten und betroffenen Menschen als auch die Bearbeitung struktureller und gesamtgesellschaftlicher Fragen zum Thema Armut in Deutschland. Aktuelle Gesetzesvorhaben werden sozialpolitisch begleitet. Die Auswirkungen gesetzlicher Regelungen auf Menschen in Armut werden beobachtet und analysiert und für so genannte Sozialmonitoringgespräche mit der Bundesregierung aufbereitet.
Bildung
Das Thema Bildung bearbeiten wir in seiner Bedeutung für die Teilhabe im Lebensverlauf – im Dreiklang von Bildung, Befähigung und Teilhabe. In seinen Auswirkungen auf soziale Teilhabe in der (digitalen) Gesellschaft wird das Thema Bildung als Querschnittsthema in enger Zusammenarbeit mit anderen Arbeitsbereichen der Caritas behandelt.
Arbeitsmarktintegration
Zum Arbeitsbereich Arbeitsmarktintegration zählen die Leistungen zur Eingliederung in Arbeit in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) und in der Arbeitsförderung (SGB III) in ihrer Bedeutung insbesondere für Langzeitarbeitslose.
Im Rahmen des Projekts Stromspar-Check werden langzeitarbeitslose Menschen qualifiziert und bieten kostenlose Energiesparberatungen für Haushalte mit geringem Einkommen an. Der Stromspar-Check ist ein Verbundprojekt von Deutschem Caritasverband e.V. und dem Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen e.V., das vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert wird. Im DCV ist das Projekt im Referat Lebenslagen und Grundsatzfragen verortet.
Darüber hinaus bearbeitet das Referat weitere Grundsatzfragen. Hierzu gehört auch die Interessenvertretung im Kontext der Weiterentwicklung teilhabeorientierter, tragfähiger und generationengerechter Lösungen zur Finanzierung der Sozialversicherungssysteme.