Geschichten von neuen Nachbarn
In Wuppertal gibt es zwei Deutschwerkstätten der Aktion Neue Nachbarn (ANN) des Caritasverbandes Wuppertal/Solingen. "Geflüchtete und andere Deutsch-Lernende können sich dort beispielsweise auf Deutschprüfungen vorbereiten oder bekommen Hilfe bei ihren Deutschhausaufgaben", erzählt Hannah Niel vom Caritasverband Wuppertal/Solingen. Eine Fachkraft des Katholischen Bildungswerk und Ehrenamtliche der ANN kümmere sich um jeden der zur Tür hereinkommt und Unterstützung braucht. Zudem gebe es fünf sogenannte Tee-Salons. "Das sind Sprach-und Begegnungscafés, wo Menschen hinkommen können, um erste Kontakte in Wuppertal zu finden, Deutsch zu lernen und generelle Tipps zu bekommen", sagt Niel. In den Salons sitzt man bei Tee und Kaffee in gemütlicher Runde beisammen und spricht über Alltägliches, erzählt sich Geschichten oder unterhält sich über andere Themen, die einen interessieren. "Für viele neue Nachbarn sind die Tee-Salons ein fester Bestandteil der wöchentlichen Routine geworden", berichtet Niel. Einige der dort erlebten Geschichten hat Anja Hütten, eine Kollegin von Hannah Niel, zusammengetragen. Drei davon können Sie hier lesen.
Ein Ort, in dem viele alte Sachen sind
Ein syrischer Junge, der keine Deutschförderung in der Grundschule bekam, kam mit seiner Mutter öfter zur Deutschwerkstatt. Dort las er einer ehrenamtlichen Unterstützerin immer Kinderbücher vor. Eins der Bücher handelte von Baustellen. Danach war "Planierraupe" sein absolutes Lieblingswort.
Bei einer Spielrunde im Jugendtreff spielten wir Tabu. Das zu umschreibende Wort war Museum und die Beschreibung des syrischen Mädchens lautete: "Es ist ein Ort, in dem ganz viele alte Sachen sind." Ein Landsmann rief sofort: "Altenheim!". Alle lachten.
Geburt statt Deutschunterricht
Ein Afghane rief mich eines Morgens an und sagte, er könne leider nicht zur Deutschwerkstatt kommen. Er sei gerade im Krankenhaus: "Ich muss und will mehr Deutsch lernen. Aber heute ist es sehr schlecht. Meine Frau hat vor zehn Minuten unser Kind bekommen. Heute habe ich leider keine Zeit mehr für Deutsch."
Neue Kollegen kennenlernen
Bei einer Wanderung in Ennepetal war die Überraschung eines deutschen Bayer-Mitarbeiters für mich besonders eindrucksvoll. Er war das erste Mal bei einer unserer Aktionen dabei. Zufällig lernte er dort einen seiner Kollegen kennen - ein junger Mann aus Syrien. Der Mann konnte kaum glauben, dass Geflüchtete bereits "mitten unter uns solche Jobs ausüben". Das war sehr schön zu sehen und der Mitarbeiter wollte anschließend seinen Kollegen zu sich nach Hause einladen.
Autorinnen: Hannah Niel und Anja Hütten, Caritasverband Wuppertal/Solingen