Frau Sikoti schrieb: "Die Lieferungen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, die wir von NOAH erhalten, helfen mir persönlich sehr, da ich aufgrund von Arthritis nicht in den Supermarkt gehen kann. Macht weiter so mit der guten Arbeit bei NOAH!"NOAH / Caritas international
Zwischen Januar und Oktober 2020 haben sich in Südafrika 730.548 Personen nachweislich mit Covid-19 infiziert. 19.585 Menschen sind an der Infektion und ihren Folgen verstorben. Südafrika ist der am härtesten von der Corona-Pandemie betroffene afrikanische Staat.
Das Senior*innen-Modellprojekt in Kapstadt hat angesichts der hohen Infektionszahlen eine Reihe von Vorsichts- und Vorsorgemaßnahmen getroffen: Das gesamte Personal und die vielen Freiwilligen, die für soziale Kontakte zu den alten Menschen ein Risiko darstellen, wurden über die Gefahren und notwendigen Schutzmaßnahmen informiert. Regelmäßig tauschen sie ihre Erfahrungen aus.
Die Versorgung und die Pflege älterer Menschen sind einerseits ein logistischer Kraftakt. Andererseits ist mit jedem Kontakt auch das menschliche Miteinander ein unverzichtbarer Aspekt des seelischen Wohlbefindens der älteren Menschen. Denn ihre eingeschränkte Mobilität macht sie mehr als andere davon abhängig, dass man sich ihnen aktiv zuwendet, gerade in diesen schwierigen Zeiten.
Home, Health and Happiness: Geborgenheit, Gesundheit und Glück lautet frei übersetzt das Motto von NOAH - dem Zentrum für Senior*innen in Kapstadt. Das soll auch während der Corona Pandemie so bleiben.NOAH
Die Hilfen der Caritas sind pragmatisch einerseits: Schutzkleidung (u.a. Masken) vor allem auch für Klinikpersonal, verbesserte Einsicht in die Krankenakten und regelmäßige Gesundheitschecks, Verteilung von Essensrationen und Mahlzeiten. Unsere Covid-19 Hotline ist 24 Stunden täglich besetzt.
Und: Die intensive soziale Begleitung schafft ein Gefühl des Miteinanders: verbesserte Betreuung und intensivere Kommunikation mit den alten Menschen, um dem Alleinsein vorzubeugen.
"Wir gewährleisten die Ernährungssicherheit älterer Menschen, indem wir Lebensmittelpakete direkt an die älteren Menschen liefern, die wir kennen und dieauch dafür sorgen, dass jüngere Kinder in ihrem Haushalt täglich ernährt werden," sagt Anne Dobson, Programmkoordinatorin von NOAH.
Ein Ort des Vertrauens
Viele alte Menschen brauchen Unterstützung - in dem Wohnprojekt Noah finden sie Ruhe im Alter - und sind dennoch nicht einsamMonika Hoffmann
Wo sie einmal sterben möchte, steht für Winnie Kaleni außer Frage. Täglich besucht die alte Dame das Caritas-Nachbarschaftszentrum für ältere Menschen in ihrem Township Khayelitsha in Kapstadt - solange sie noch mobil genug ist. Und wenn die Kräfte nachlassen, gibt es für sie nur Eines: "Da drüben und sonst nirgends", unterstreicht sie und deutet energisch auf das Nebengebäude des Nachbarschaftszentrums. Dort bietet die Organisation NOAH betreutes Wohnen für hilfsbedürftige Senioren und Seniorinnen an. Seit 2012 wurde aus dem Programm NOAH ein eigenständiger, in Kapstadt registrierter Verein.
Home, Health and Happiness: Geborgenheit, Gesundheit und Glück lautet frei übersetzt das Motto von NOAH, der Hilfsorganisation für bedürftige alte Menschen. Von Karaoke bis zum Theaterspielen, von Gesprächsgruppen über die Probleme der Senioren bis zu Ausflügen in und um Kapstadt reichen die Angebote.
Zum Beispiel organisiert NOAH eine Besichtigung der Gefängnisinsel Robben Island, wo Nelson Mandela mit weiteren politischen Häftlingen des Apartheidregimes inhaftiert war. Für NOAH gehören solche Themen zum Programm: Das Projekt versteht sich seit seiner Gründung vor über 35 Jahren auch als antirassistische Menschenrechtsorganisation, die bedürftige alte Menschen darin stärkt, für sich und ihre Rechte einzustehen. 1981, als NOAH mit seinen Wohngruppen und Nachbarschaftszentren für Menschen jeder Hautfarbe startete, war dies noch ein illegales Altenprojekt. Denn damals herrschten noch rigide Rassengesetze.
Nichts ist selbstverständlich im Post-Apartheidstaat
Selbst heute, über 25 Jahre nach dem offiziellen Ende der Apartheid, ist das Zusammenwohnen und zusammenleben von Weißen und Schwarzen in der Regenbogennation keine Selbstverständlichkeit. Es bleiben Stolpersteine. NOAH hat neben den beiden Nachbarschaftszentren zwölf Senioren-Wohngemeinschaften in acht verschiedenen Stadtteilen Kapstadts gegründet. In den Häusern leben jeweils bis zu neun ältere Menschen zusammen, die das gemeinschaftliche Wohnen eigenständig organisieren. Wann immer aber Hilfe benötigt wird, stehen ihnen die Mitarbeitenden des Projektes mit Rat und Tat zur Seite. Zum Projektteam von NOAH gehören ein Direktor, ein Buchhalter, ein Verwaltungsangestellter, drei Koordinatoren, zwei Ärzte, zwei Klinikassistenten, vier Manager, sechs Köche, drei Betreuer und ein Fahrer.
Oft wird eine angemessene Versorgung von Seniorinnen nur durch Vereine und private Initiativen gewährleistet. Denn 100 Euro Rente reichen bei weitem nicht aus.Monika Hoffmann
Derzeit werden 600 ältere Menschen in dreizehn Wohngruppen betreut. Zu den regelmäßigen Besuchen gehört auch die Pflege und medizinische Versorgung der Mitglieder der Senioren-Wohngemeinschaften. Sie werden bei verschiedenen Therapien und Vorsorgeuntersuchungen sowie regelmäßigen Arztbesuchen begleitet.
Im zentral gelegenen Stadtteil Woodstock leitet NOAH zusätzlich eine geriatrische Ambulanz. Eine kleine Klinik, die sich auf die gesundheitlichen Bedürfnisse alter Menschen spezialisiert hat; vor allem - aber nicht nur - für die Bewohner/innen Häuser von NOAH.
Winnie Kaleni weiß diesen Service aus eigener Erfahrung zu schätzen. Denn die Sozialpolitik Südafrikas hat in erster Linie die Jugend im Fokus - und die Probleme HIV/Aids, Arbeitslosigkeit und die hohe Kriminalitätsrate. Alte fallen da oft durch alle Raster. Gleichzeitig aber sind es die Senioren, die viele der sozialen Probleme des modernen Südafrika schultern: Auf ihnen, die im Unrechtsregime der Rassentrennung aufgewachsen sind und für den Aufbruch in ein neues Zeitalter kämpften, lastet häufig die Verantwortung für ihre Kinder und Enkelkinder. Ein großer Teil der Waisenkinder wächst bei den Großeltern auf.
Das größte Anliegen für die resolute Winnie Kaleni ist daher die Stärkung der Hilfsangebote für Senioren. "Hier bei NOAH geht es uns gut, aber es gibt viel zu wenige solcher Häuser! Meine Schwester, meine Freundinnen und Nachbarn: Alle wollen sie auch hierher kommen, aber es gibt einfach nicht genug Platz."
Zur Situation
In Südafrika werden die Menschen im Durchschnitt älter als in allen anderen Staaten des Kontinentes. Einer sinkenden Geburtenrate steht ein immer größer werdender Anteil älterer Menschen gegenüber. Für die arme Bevölkerung in den Townships, in denen nach wie vor ein großer Teil der Menschen lebt, kann dies mit großen Existenzsorgen verbunden sein.
Die ehemaligen Townships weisen große Mängel in der Infrastruktur auf: Nicht jeder Haushalt hat Zugang zu Wasser oder einen Anschluss ans Stromnetz. Nur jeder zehnte ältere Südafrikaner hat in seinem Haus Zugang zu sauberem Wasser. Jede zweite Rentner/in hat keine Toilette mit Wasserspülung und keine Elektrizität zum Kochen.
Das dürftige Wohnen hängt teilweise mit den sehr niedrigen staatlichen Renten zusammen - umgerechnet rund 95 Euro beträgt die staatliche Durchschnittsrente in Südafrika. Wer hier aus Altersgründen nicht mehr arbeiten kann, muss von Angehörigen versorgt werden. Aufgrund der Arbeitsmigration werden Familienstrukturen geschwächt, der Zusammenhalt wird loser. Auf Unterstützung angewiesene Senioren und Seniorinnen sind so immer häufiger sich selbst überlassen. Nicht wenige Rentner/innen finden sich auf der Straße wieder. Pflegenotstand in Südafrika
Der Zugang zur Pflege ist schwierig. Andererseits übernehmen viele alte Menschen eine hohe Verantwortung für die Familienmitglieder: Sie kümmern sich oft um die Enkelkinder oder alte Nachbarn und kranke Familienangehörige. Vielen armen Alten aus den Townships fehlen die Mittel oder ein familiäres Umfeld, um einen gesicherten, würdigen Lebensabend zu verbringen. Sie sind isoliert, einsam, werden leicht zu Opfern von Betrug oder schlicht aus dem gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt.