Caritaspräsident Peter Neher beim Feuer und Flamme Tour-Stopp in Essen Caritas / Christoph Grätz
Prälat Peter Neher, der Präsident des Deutschen Caritasverbandes besucht zur Zeit mit der "Feuer und Flamme"-Tour Caritasverbände und Einrichtungen in Deutschland und diskutiert wichtige Zukunftsfragen des katholischen Verbandes. Beim Tour-Stopp in Essen am Mittwoch, 6. März, ging es um die Caritas als attraktive Arbeitgeberin.
"Ja, wir sind katholisch, wir sind aber auch der Stachel im Fleisch der katholischen Kirche", sagte Neher im Haus der Caritas in Essen. Seine Zuhörer forderte er auf, in Fragen der Werteorientierung und der Loyalitätsobliegenheiten - der Anerkennung der Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre - die Diskussion im "Mutterkonzern Kirche" in Gang zu halten: "Bringen Sie Themen in den Diskurs! Geschieden Wiederverheiratete, Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, die Diversity-Themen: Sprechen Sie darüber dort, wo es ihnen möglich erscheint."
Prälat Peter Neher, Sabine Depew und Mathilde Langendorf im Gespräch während der Feuer uhd Flamme TourChristoph Grätz / Caritas
Die Loyalität der Beschäftigten gegenüber dem Grundauftrag von Caritas-Einrichtungen hält Neher für wichtiger als deren persönliche Lebensführung, wenn es darum gehe, dass die Caritas als katholischer Verband wahrgenommen werde. Auch die jüngsten Arbeitsgerichtsurteile gegenüber katholischen Arbeitgebern bestätigten diese Sichtweise. Dennoch, betonte Neher, sei die Lebensführung damit nicht beliebig. In extremen Diaspora-Situationen - etwa in Arizona/USA oder in Hongkong - seien Caritas-Mitarbeitende in der Regel nicht katholisch, und dennoch werde die Caritas aufgrund ihrer "institutionellen Spiritualität" als katholischer Verband wahrgenommen. Denn, so Neher: "Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Buchhaltung müssen wissen, dass sie für die Menschen arbeiten."
Was die Caritas als Arbeitgeberin auszeichnen solle: Transparenz, ein "good governance" genanntes Führungsprinzip, internationale Vernetzung und nicht zuletzt spirituelle Angebote für die eigenen Mitarbeitenden. Beim Thema Geschlechtergerechtigkeit als Leitmotiv einer überzeugenden Caritas-Arbeit beobachtet Neher allerdings selbstkritisch einen Nachholbedarf. Im Gespräch mit Neher nannte der Gladbecker Caritasdirektor Rainer Knubben als überzeugendstes Argument für die Identifikation mit der Caritas ihre Glaubwürdigkeit, mit der der Verband sich drängender sozialer Probleme annehme. Die Caritas Gladbeck war im März 2019 beim Great Place to Work® Wettbewerb unter den Siegern in der Kategorie "Beste Arbeitgeber Gesundheit & Soziales". Knubben konstatierte seiner Caritas eine hohe Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden und Zusammenhalt in der Dienstgemeinschaft.
Teilnehmer/innen der Feuer und Flamme Tour in EssenChristoph Grätz / Caritas
In den Diskussionsbeiträgen der Veranstaltung wurden weitere Aspekte deutlich: Als besondere Herausforderung wurde eine Lebensphasen-Orientierung bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen genannt, die Erziehungszeiten und Pflegezeiten berücksichtige. Auch das Thema Bewerbungsmanagement zur Gewinnung von Fachkräften und Auszubildenden wurde angesprochen. Hier bräuchte die Caritas eine andere Ansprache, um auch Menschen zu erreichen, die bislang weniger im Blickfeld stünden. Konzepte wie: "Bei Anruf Ausbildung", die Kooperationen mit Hochschulen und verstärkte Bewerbungsverfahren über soziale Medien wurden angeregt. Mitarbeitende zu Markenbotschaftern der Caritas zu machen, sei ein Anliegen der "Feuer und Flamme"-Tour. Dies gelinge am besten, wenn diese Anerkennung und Wertschätzung erführen und Gestaltungsmöglichkeiten in ihrer Arbeit hätten. Zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien die wichtigsten Botschafter der Caritas-Sache. (ChG)
Die Feuer und Flamme Tour ist Teil des Zukunfts-Dialoges 2020 des Deutschen Caritasverbandes. Kernthemen sind Globalisierung, Migration, Digitalisierung, Innovation, Wertewandel, demographischer Wandel und Integration.