Allein in Bayern werden es bereits in weniger als sechs Jahren, in 2020, bereits 20.000 Pflegekräfte sein, deren Stellen nicht besetzt werden können. „Ein immer weiter so darf es deshalb in der Pflege nicht mehr geben“, sagte der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor, Domkapitular Dr. Andreas Magg. „Die Zukunft der Altenhilfe und Altenpflege bedarf deshalb mehr als nur Appelle an das Gewissen unserer Mitmenschen.“
Mehr Geld sei zwar notwendig, reiche aber allein nicht aus. Aus der Vorsorge müsse eine Mit-Sorge, aus der vorsorgenden Gesellschaft müsse eine „sorgende Gemeinschaft“ (Caring Community) werden, forderte der Diözesan-Caritasdirektor bei der Einweihung des „Dr. Elisabeth Seif Hauses“ der Katholisch-Evangelischen Sozialstation am Samstag in Füssen.
Er sieht dabei die Kommunen besonders in der Pflicht. „Auf kommunaler Ebene wird man immer stärker gefordert sein, die örtlichen Akteure in der Altenhilfe und Altenpflege, die Kostenträger, die Leistungserbringer und die Zivilgesellschaft sowie die Dienstleistungs- und Beratungsstruktur gut zu koordinieren und zu einem eng aufeinander abgestimmten Netzwerk zu gestalten.“ Dr. Magg empfiehlt deshalb eine „Sozialkümmerin“ bzw. einen „Sozialkümmerer“ vor Ort, denn nicht nur professionelle Hilfe und Pflege, sondern auch privates Engagement des sozialen und räumlichen Umfeldes werden benötigt werden.
Damit die Kommunen dieser Aufgabe gerecht werden können, forderte er die Politik dazu auf, „die gesetzlichen und finanziellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, damit die Kommunen für ihre zentrale Herausforderung als ‚Caring Community‘ die entsprechenden finanziellen Ausstattungen erhalten.“ Der Politik müsse es klar sein, dass Altenhilfe und Altenpflege „schon in naher Zukunft“ nur dann wirklich gelingen könne, „wenn wir sie dort verortet wird, wo der alte Mensch lebt, wo er so lange wie möglich daheim leben kann, wo er auch unter Kostengesichtspunkten so lange wie möglich gut versorgt, begleitet, betreut und gepflegt werden kann.“
Das „Dr. Elisabeth Seif Haus“ in Füssen würdigte der Diözesan-Caritasdirektor deshalb als ein „Leuchtturm-Projekt mit Modellcharakter“. Es bietet Tagespflege, Ambulant betreutes Wohnen, eine Wohngemeinschaft und betreutes Wohnen. Das steigere die Systemeffizienz und mache den Weg frei zum Beispiel für Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen unter einem Dach für verschiedene Bedarfsstufen. Auch durch die angebotenen unterschiedlichen Wohn- und Lebensformen ermögliche es der Katholisch-Evangelischen Sozialstation, „umfänglich bedarfsgerechte Angebote machen zu können“. Besonders hob der Diözesan-Caritasdirektor auch die „kommunale kleinräumige Verortung des Hauses in einem Wohnquartier“ hervor. So könnten die Menschen, die im „Dr. Elisabeth Seif Haus“ gepflegt, begleitet und betreut werden, sehr gut am Leben ihres Umfeldes teilhaben und gleichzeitig würden damit auch die Grundlagen dafür gelegt, dass das räumliche soziale Umfeld an dem Leben im „Dr. Elisabeth Seif Haus“ teilhaben könne.