Vertreter der zwölf Standorte des Projektes „Phase L“ der Caritas in NRW tauschten sich in Bochum über die Ergebnisse aus. Mit dabei: der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig (links,) Prof. Dr. Jutta Rump und Katharina Reuber, Leiterin des Projektes (von rechts).Foto: cpd/Christian Lukas
Bochum/Düsseldorf - Wie können Unternehmen im Sozial- und Gesundheitssektor auf die unterschiedlichen Lebensphasen und die daraus resultierenden Bedürfnisse ihrer Beschäftigten reagieren? Möglichst praxisnahe Antworten auf diese Frage möchte die Caritas in NRW mit dem Projekt "Phase L" bieten. Die Ergebnisse wurden bei einer Abschlussveranstaltung in der Ruhr-Universität Bochum vorgestellt. An zwölf Pilotstandorten in NRW hatten in den vergangenen drei Jahren sozial-caritative Träger das gemeinsame Ziel, neue Instrumente der Personal- und Organisationsentwicklung auszuprobieren und einzuführen.
"Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein Umfeld zu schaffen, in dem auf ihre Lebensphasen Rücksicht genommen wird, wird essentiell im Kampf um Fachkräfte", erklärt Katharina Reuber vom federführenden Diözesan-Caritasverband Paderborn. "Denn im Angesicht des Fachkräftemangels gehen diese dorthin, wo ihnen die besten Arbeitsbedingungen geboten werden." Im Laufe des Projektes sprudelten dann die Ideen, wie dies umgesetzt werden kann, etwa durch innovative Arbeitszeitmodelle, passendes Wissens- und Gesundheitsmanagement oder eine ansprechende Teamkultur. Selbst an Bonussysteme für Pflegekräfte haben sich örtliche Caritasverbände gewagt: Unter anderem mit dem "Caritaler" wird die Bereitschaft zum "Einspringen" am Wochenende mit Einkaufsvergünstigungen honoriert. "Wir sind mutiger geworden", so das Fazit von Katharina Reuber.
Lebensphasenorientierung wurde bis vor wenigen Jahren auf ein Thema beschränkt: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, berichtete Prof. Dr. Jutta Rump, Gründerin des an der Hochschule Ludwigshafen angesiedelten Institutes für Beschäftigung und Employability. Das Thema sei jedoch wesentlich vielschichtiger, verdeutlichte die Referentin. "Spätestens 2002 war klar, dass die Pflege von Angehörigen aufgrund des demografischen Wandels ein riesiges Thema auch für den Arbeitsmarkt würde." Jutta Rump gab bei ihrem Gastvortrag zu bedenken, wie lange es dauert, bis solche Erkenntnisse am Arbeitsmarkt Berücksichtigung finden. "Es war ein riesiger Erfolg, dass im Jahr 2013 die damalige Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag die Notwendigkeit erkannt hat, pflegende Berufstätige nicht alleine zu lassen."
"Für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften ist es elementar, dass die betrieblichen Belange mit den zunehmend unterschiedlichen Bedürfnissen der Beschäftigten in Einklang gebracht werden müssen", fasst Josef Lüttig, Diözesan-Caritasdirektor im Erzbistum Paderborn die Aufforderung an die für Personalplanung Verantwortlichen zusammen. Veränderungen zu akzeptieren und in Personalplanungen zu berücksichtigen, gehe allerdings nicht von heute auf morgen. Doch Zeit sei ein rares Gut im Zeitalter des Fachkräftemangels.